Liebe Susanne,

vielen Dank für die Info zu Königin Wilhelmina. Einfach mal zu suchmaschinen, ist mir offenbar nicht eingefallen.

Inzwischen bin ich aus Weimar zurück. Dort habe ich zwar keine bronzenen oder goldenen Reiterinnen gesehen, aber immerhin gibt es in Gotha eine Statue von (Luft holen!) Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg. Sie war eine dieser adligen, hochgebildeten Frauen im 18. Jahrhundert, die sich mit den großen (männlichen) Geistern der Epoche in Briefen und Salons austauschte und ihr Herzogtum zu einem kulturellen, aufgeklärten Zentrum machte, so wie zum Beispiel auch die große Anna Amalia in Weimar.

Diese Statue von Luise Dorothea ist allerdings eine ganz moderne, die 2017 zu ihrem 250. Todestag aufgestellt wurde. Bildhauer ist Bernd Göbel.

Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg als Statue von Bernd Göbel

Wie gefällt sie dir, die leicht bekleidete, dynamisch voranschreitende Herzogin?

Ich hoffe, du genießt die langen Juni-Tage, trotz der Hitze …

Herzliche Grüße nach Zürich!

Petra

Liebe Petra, 

bei der Frau auf dem Pferd – die Reiterinnenstatue in Amsterdam, die du gesehen hast – handelt es sich offenbar um Königin Wilhelmina, genauer gesagt war sie Prinzessin der Niederlande, Prinzessin von Oranje-Nassau, Herzogin von Limburg, Herzogin zu Mecklenburg und von 1890 bis 1948 Königin der Niederlande. Aber vielleicht wusstest du das ja längst.

Das erinnert mich daran, dass die englische Queen gerade ihr 70jähriges Thronjubiläum feiert und die entsprechenden Dokus gerade wieder rauf- und runtergenudelt werden im Fernsehen. Ich muss dann immer daran denken, dass meine Schwiegermutter und ihre Schwester dieselben Jahrgänge waren wie Elizabeth und Margaret. Sie hat immer gerne erzählt, dass ihr Vater, ein gebürtiger Engländer, oft auf Geschäftsreisen in England war, dort gerne hübsche Kleider für seine beiden Mädchen gekauft hat und im Geschäft als Größenangabe nur sagen musste: „So wie die englischen Prinzessinnen.“ Darauf war sie immer ein bisschen stolz.

Ich hoffe du hast viel Spaß und Inspiration in Weimar, wo du gerade bist! Da gibt‘s bestimmt auch viele Statuen. Vielleicht findest du ja sogar wieder eine von einer Frau. 

Herzlichst

Susanne 

Liebe Susanne,

im Februar hast du mich hier gefragt, ob ich genug Pausen mache. Nun, inzwischen ist der April vorbei, und ich komme endlich dazu, dir zurückzuschreiben. Beantwortet das deine Frage?

Aber ich war gerade eine Woche in Egmond aan Zee, in Nordholland, am Meer. Wusstest du, dass die Niederlande fast 20 Millionen Einwohner:innen haben – und NRW allein genauso? Zum Glück waren die NRW-Osterferien gerade vorbei, sodass Strand und Ort durchzuatmen schienen. Ich habe köstlichen Fisch gegessen und bin durch die Dünen gewandert, in denen es, kaum zu glauben, jede Menge Schrebergärten gibt.

Außerdem habe ich einen Ausflug nach Amsterdam gemacht, wo ich ganz verblüfft war, als ich auf dem Weg zurück zum Bahnhof ein Reiterdenkmal mit Frau gesehen habe! Wie selten das ist! Und wie gut das zu dem weltoffenen, jungen Amsterdam passt. Leider war ich so knapp dran, dass ich nicht nachschauen konnte, wem denn diese Ehre dort zuteil wird.

Vielleicht beim nächsten Mal. Denn das Meer ruft doch immer wieder …

Viele entspannte Grüße

Petra

Liebe Petra,

das Jahr ist erst wenige Wochen alt und ich bin – welch ein Klischee – mit einem ganzen Haufen guter Vorsätze gestartet. Nicht so ganz freiwillig, wie ich zugeben muss, aber ich habe Rücken, wie Hape Kerkeling es so schön treffend nannte, und ich habe Ohr, das heißt ich höre ein Klingeln und Pfeifen, das gar nicht da ist. Also muss ich jetzt entspannen – Anordnung vom Hausarzt! – und das ist, wer hätte es gedacht, richtig viel Arbeit! Viel Bewegung, Massagen, Physiotherapie, viele Pausen machen und vor allem: Alles fließen lassen. Die Kreativität leidet zum Glück bisher noch nicht, das heißt die reduzierte Schreibzeit ist immer noch produktiv. Und zumindest ein paar der guten, gesunden Gewohnheiten, die ich mir nun antrainiere, werde ich hoffentlich beibehalten können.

Ich hoffe du machst auch genügend Pausen?!

Es grüßt ganz motiviert

Susanne

Liebe Susanne,

ich hoffe, du hast deinen Urlaub genossen und bist jetzt bereit für die Weihnachtstage. Die Überschrift da oben heißt „Frohe Weihnachten“ auf Dänisch – denn meine Architektin von New York wird gerade ins Dänische übersetzt, und ich konnte dem netten Übersetzer heute ein paar Fragen beantworten.

Es ist ohnehin großartig, wenn das eigene Werk übersetzt wird, aber Dänisch verstehe ich ja auch selbst, und deshalb werde ich mich besonders freuen, wenn ich ein Belegexemplar bekomme. Eine zweite Übersetzung ist in Arbeit, und zwar ins Bulgarische, was ich leider so überhaupt gar nicht kann. Nicht einmal die Schriftzeichen lesen.

Von dir weiß ich, dass deine Madame Clicquot ins Italienische übertragen wird. Sprichst du die Sprache oder verstehst zumindest ein bisschen?

Wenn ja: buon Natale! Frohe Weihnachten und noch einmal glædelig jul, auch allen, die hier mitlesen und unseren Podcast so treu hören und/oder unsere Romane lesen –

Petra

Liebe Petra,

nun bin ich also auch im Hotel und hier ist 2G plus – klingt ja irgendwie nach was Gutem und nach gesunder Umgebung, ist es auch, aber bleiben dürfen wir natürlich nur, solange der eigene tägliche Test negativ bleibt. Wir fragen uns natürlich, was passieren würde, wenn wir auf einmal ein positives Ergebnis hätten, das wäre sicher sehr negativ – und hier im Hotel dürften wir auch nicht in Quarantäne, aber wohin dann? Und wie kämen wir nach Hause? Fragen über Fragen, die niemand beantworten kann, doch wir sind optimistisch und prüfen die tägliche Inzidenz im Landkreis wie man Schneestände oder den Wetterbericht prüft, denn ab 1000 macht das Hotel zu und wir müssten den Urlaub abbrechen. Viele wollten sich diese Unsicherheit wohl nicht antun, denn es ist ziemlich leer – den Abstand zu anderen einzuhalten ist daher sehr einfach. Wir sind jedenfalls froh, dass wir uns getraut haben, denn es ist einfach nur wunderschön, morgens mit dem Blick auf schneebedeckte Berge aufzuwachen. Dann ein bisschen Frühsport, Schwimmen und was Gutes von der Eierspeisenkarte wählen. Am Nachmittag Teetrinken und Kartenspielen, vielleicht ein, zwei Stunden Arbeiten und nochmal Schwimmen gehen, und nach dem Abendessen dem Jazzpianisten in der Bar zuhören.

Vor lauter Erholung schon ganz müde grüßt

Susanne

Liebe Susanne,

inzwischen läuft es mit mir und meinem aktuellen Projekt deutlich besser. Ich habe ein Hotel gefunden, fünfzehn Minuten von hier, in dem man ein Zimmer als „Homeoffice“ für einen Tag buchen kann. Das kann ich aus finanziellen Gründen leider nicht jeden Tag machen, aber ich bin unglaublich produktiv, wenn ich in diesem riesigen, coronaleeren und -stillen Haus mit Blick auf einen Hinterhof und in der Ferne die Türme der Frauenkirche fünf Stunden lang nichts anderes zu tun habe als zu schreiben. Sogar einen Balkon gibt es, auf dem ich mich ab und zu strecken und das Gesicht in die Sonne halten kann, falls die es mal durch die Novembertrübe schafft.

Heute meinte die Dame an der Rezeption: „Wir haben ja jetzt 2G. Falls da noch jemand kommt, müsste er bitte auch sein Zertifikat vorzeigen …“

Die hat wohl gedacht, dass ich für etwas anderes da bin als fürs Arbeiten … Vielleicht sollte ich ihr zu Ehren im Roman einmal Sex im Hotel unterbringen … Passt nur leider nicht zu meiner Hauptfigur.

Zertifizierte Grüße von
Petra

Liebe Petra,

die Angst vor dem weißen Blatt kenne ich natürlich auch, beziehungsweise das, was man so nennt – ich für mich nenne es allgemeiner: Die Angst vor fehlender Kreativität. Ich kann sehr gut fleißig sein, wenn ich muss, aber was, wenn mir irgendwann nichts mehr einfällt? Es gibt Dinge, die kann frau nun einmal nicht mit Fleiß ausgleichen.

Aber die Erfahrung zeigt zum Glück, dass es es dann doch irgendwann weitergeht, das nennt man dann den Zauber des Anfangs (oder so) – und sehr bald hast du deine ersten 50 Seiten und ich hab meine, die sind dann für Band 3, denn Band 2 der Ronnefeldt-Saga ist nun so gut wie fertig. Außerdem zwacken wir ja nun an anderer Stelle Zeit ab fürs Schreiben: Künftig gibt es nur noch alle vier Wochen eine Podcast-Episode und nicht mehr alle vierzehn Tage. Da können wir, falls nötig, länger vor dem leeren weißen Blatt sitzen – oder auch vor dem blinkenden Cursor.

Ich hab übrigens zur Feier des Tages ein neues Notizbuch angefangen und gleich die erste Seite vollgeschrieben. Vielleicht hilft das ja.

Herbstliche Grüße sendet

Susanne

Derzeit werden wieder einmal die Gewinner:innen der Nobelpreise verkündet, und noch immer gibt es viel zu wenige weibliche Preisträgerinnen. Ja ja, es gibt oder gab ja angeblich immer einfach zu wenige Frauen in den entsprechenden Feldern, aber stimmt das? So hat zum Beispiel Jocelyn Bell Burnell (*1943) im Rahmen ihrer Doktorarbeit den ersten Pulsar (mit dem poetischen Namen PSR B1919+21) entdeckt. Den Nobelpreis dafür bekam – ihr Doktorvater!

Hier eine empfehlenswerte Doku von Ben Proudfoot (auch ein poetischer Name).

Später hat Burnell für ihre Entdeckung einen Special Breakthrough Prize in Fundamental Physics erhalten, plus drei Millionen Dollar, die sie für Stipendien zur Verfügung stellte, um Frauen, Minderheiten und Flüchtlinge in der Forschung zu unterstützen.

Liebe Susanne,

bevor ich in den nächsten Wochen endlich in meinen nächsten Roman abtauche, melde ich mich hier noch einmal. Ich glaube, ich habe dir schon öfter (außerhalb dieses Blogs) vorgejammert, dass ich in das neue Manuskript nicht so recht reinkomme. Obwohl ich die Frau, von der ich dieses Mal erzählen darf, wirklich ganz toll finde. (Es geht übrigens in der Piper-Reihe der Bedeutenden Frauen weiter, so viel kann ich verraten.)

Inzwischen habe ich verstanden, woran es liegt. Erstens: In den letzten Wochen hatte ich zu viele Übersetzungen auf dem Tisch und konnte mich nicht konzentrieren. Logisch. Zweitens aber ist mir aufgefallen, dass ich bei den letzten Projekten, als es dann richtig losging, immer schon ein ganzes Stück geschrieben hatte, um die Verlage zu überzeugen. Beim allerletzten hatte ich schon fast hundert Seiten, die wir etliche Male überarbeitet hatten – und danach flutschte das Schreiben nur so.

Bei dem davor (meiner Architektin) waren es immerhin so vierzig oder fünfzig, wenn ich mich recht erinnere. Und dieses Mal: null. Vielleicht ist es das, was man „Angst vor dem weißen Blatt“ nennt, wobei ich die, denke ich, nicht habe. Dann eher vor dem Abgabetermin, der zwar noch gemütlich weit entfernt liegt, aber du weißt bestimmt, wie schnell so ein paar Monate vergehen können … Bald ist schließlich schon Weihnachten!

Voradventliche Grüße von
Petra