wahrscheinlich ist es völlig normal, dass man einer Person nicht richtig nahe kommen kann, wenn man sich „nur“ mit Daten und Fakten befasst. Man kommt ihr erst näher, wenn man sich in sie hineinversetzt, was immer spekulativ ist, und sie quasi neu erfindet.
Das ist wiederum das Problem bei Autobiographien: Ich habe den Verdacht, dass die eigentlich immer erfunden sind. Darum mag ich Briefwechsel sehr gerne. Nicht, dass die inhaltlich immer korrekt wären, aber sie geben den Ton so schön wieder. Leider sind sie oft auch anstrengend zu lesen.
Was meine eigene Biographie betrifft, halte ich es mit der Schriftstellerin Johanna Spyri (1827-1901), ĂĽbrigens eine Freundin von Conrad Ferdinand-Meyer: Ich habe „zu viel weibliche Scheu, um meine Seele vor der Welt zu sezieren“ und halte auĂźerdem mein Leben fĂĽr vollkommen uninteressant.
Herzliche GrĂĽĂźe vom ZĂĽrichsee Susanne
PS: Johanna Spyri lebte ganz hier in der Nähe von meinem Wohnort auf dem Hirzel, dort gibt es auch ein Spyri-Museum, in dem ich noch nie war. Sollte ich vielleicht mal nachholen.
der Schweizer Dichter Conrad Ferdinand Meyer (1825–1898) hat einmal gesagt, „die Biographen knusperten gewöhnlich an der äußern Form und Schale herum, der geheimnisvolle lebendige Kern der Individualität bleibe ihnen zumeist verborgen“.
Ich finde das eigentlich ganz interessant – bei manchen unserer Podcastfrauen habe ich auch das Gefühl, ihnen trotz meiner Recherche nicht nahe gekommen zu sein, bei anderen ist es ganz anders. Ob das an den Personen selbst oder an ihren Biograf:innen liegt? Oder wohl an beiden?
Hast du schon ĂĽberlegt, wie deine Biografie oder Autobiografie heiĂźen soll?
Angelika Overath ist Schriftstellerin und Journalistin. Sie veröffentlicht Romane, Lyrikbände und Essays und stand zuletzt mit Unschärfen der Liebe (Luchterhand) auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2023. Mit ihrem Mann, dem Literaturwissenschaftler und Essayisten Manfred Koch, führt sie in Sent im Engadin eine Schule für Kreatives Schreiben.
2024 hat sie beim Limmat Verlag das Buch Engadinerinnen – Frauenleben in einem hohen Tal veröffentlicht, in dem 18 Frauen zu Wort kommen und ihr Leben erzählen. Es ist ein aufmerksames, behutsames und liebevolles Buch über sehr unterschiedliche Frauen. Manche sind im Tal geboren, andere sind hingezogen und haben ihre Heimat im Engadin gefunden.
Wir freuen uns, dass Angelika uns dazu fĂĽr unseren Blog einige Fragen beantwortet.
***
Liebe Angelika, seit wann lebst du in der Schweiz und wie hat es dich dorthin verschlagen?
Eigentlich wollten wir nur eine Ferienwohnung kaufen. Aber das Projekt hat sich etwas verselbständigt. (Ich schreibe darüber ausführlich in Alle Farben des Schnees. Senter Tagebuch). Wir fanden 2003 ein altes, seit drei Jahren leerstehendes Bauernhaus in Sent. Niemand wollte es. Als der Umbau fertig war, kamen wir auf die Idee, ganz nach Sent zu ziehen. Wir haben es nie bereut.
Ist es dir schwergefallen, in der Dorfgemeinschaft anzukommen? Gab es Unterschiede, wie ihr als Mann und Frau (und Kinder) von Männern und Frauen (und Kindern) angenommen wurdet?
Wir zogen 2007 nach Sent. Unsere beiden grossen Kinder studierten schon. Der Kleine, Matthias, war sieben Jahre alt und kam mit. Die Gemeinde bezahlte ihm eine Weile Sprachunterricht. Denn die Unterrichtssprache in der Dorfschule war Rätoromanisch. Matthias war sportlich, ein guter Fussballer. Und mein Mann, der sich sehr für Fussball interessiert, wurde gleich einer der Trainer der Senter Fussballmannschaften. Es gab mehrere. Auch Mädchen spielten mit. Und bei Fussballturnieren im Tal waren sie sehr erfolgreich. Die Integration im Dorf ging also stark über das Kind. Mein Mann, Manfred, sagte immer: Angelika, wir sind Integrations-Streber. Das stimmt auch. Wir sangen im Dorfchor und versuchten, wo immer es ging, mitzumachen. Sent ist ein sehr lebendiges Dorf mit vielen Initiativen. Unsere grossen Kinder kamen in den Semesterferien oft zum Arbeiten ins Tal. Mein grosser Sohn jobbte nach dem Studium hier eine Weile. Er machte alles: Arbeit im Strassenbau, in der Käserei, im Service, er schrieb auch eine Weile für die zweisprachige Zeitung „Engadiner Post/Posta ladina“. Er war ziemlich beliebt.
Wie bist du auf die Idee zum Buch Engadinerinnen gekommen?
Wir kamen ja aus der Universitätsstadt Tübingen. Da war das Leben schon anders. Die Frauen waren anders. Schwer zu sagen wie. Vielleicht empfindlicher, oder zweifelnder. Im Engadin fiel mir auf, dass die Frauen stark waren und selbstbewusst. Sie packten überall mit an. Und sie waren sportlich. Die Grossmütter brachten den Enkeln das Skifahren bei. Vermutlich prägen die Berge, eine Landschaft, die nicht von Menschen gemacht ist, das Fühlen und Denken. Ein Sprichwort sagt: Kein Monat ohne Schnee. Das Leben hier ist auch hart. Man muss zusammenhalten, ein wenig nacheinander schauen.
Wusstest du von Anfang an, wen du interviewen wolltest? Waren die Frauen alle aufgeschlossen, oder musstest du dich an manche auch erst herantasten?
Von den 18 Frauen, die ich gefragt habe, haben zwei abgesagt. Eine war meine wunderbare Physiotherapeutin. Sie sagte: Angelika, wenn ich mich von irgendjemandem portraitieren lassen wĂĽrde, dann von dir. Aber ich lasse mich nicht portraitieren.
Angefangen habe ich mit Franziska Barta, Landärztin in Zuoz, Oberengadin. Sie ist meine Freundin. Als 14-Jährige ist sie mit ihrer Mutter von Ostberlin nach Westberlin geflohen. Die Liebe zu den Bergen brachte sie vor 15 Jahren ins Engadin. Die nächste Frau war Tina Puorger, eine Kindergärtnerin in Sent, meine Nachbarin. Manche Frauen kannte ich, andere wurden mir empfohlen. Die Portraits waren ja zunächst eine Serie für das Magazin „Terra Grischuna“, das alle zwei Monate erscheint. Es war also schnell bekannt, dass ich so was mache.
Hast du darauf geachtet, dass die Frauen ihr ganzes Leben oder zumindest einen groĂźen Teil davon im Engadin gelebt haben?
Von den 18 Frauen, die ich portraitiere, sind 11 im Engadin geboren und 7 zugezogen. Wobei die Zugezogenen manchmal länger im Tal gelebt haben als die hier Geborenen. Das ist lustig. Immer wieder ging es deshalb um die Frage nach Heimat. Auch die Bedeutung des Rätoromanischen ist erstaunlich. Heimat wird oft mit Sprache assoziiert. Und wenn Familien aus Portugal sich einbürgern lassen wollen, dann machen sie die Prüfung auf Rätoromanisch. Sie müssen die Prüfung in einer der vier Schweizer Landessprachen machen. Und sie lernen viel leichter Rätoromanisch als Schweizerdeutsch.
Gibt es im Rollenverständnis, was Familie und Beruf angeht, Unterschiede zu dem, was du bis dahin kanntest? Gilt das für Stadt und Land oder auch für Deutschland und die Schweiz?
Ich nehme an, dass Frauen in bäuerlichen Regionen ein anderes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl haben als in der Stadt. Zumindest im Engadin. Ihre Arbeit zählt, sie arbeiten viel. Es ist keine Frage, ob eine Frau arbeitet. Sie muss! Sonst läuft der Hof nicht, oder sonst reicht das Geld nicht. Und Kindergarten gibt es erst ab 5 Jahren. Das heisst, die Grossmütter sind stark in die Familienarbeit eingebunden. Ich singe gerade in einem Frauenchor in Scuol. Da machen 90 Frauen mit. Das ist grossartig. 90 Frauen! Es ist ihnen wichtig zu singen. Und dann organisieren sie das eben mit den Familien. Also sie setzen etwas für sich durch.
Fotografin: Franziska Barta
Welche Geschichten haben dich besonders beeindruckt? Gab es Ăśbereinstimmungen zwischen den Frauen, die dich ĂĽberrascht haben?
Mich haben Frauen interessiert, die etwas mit Leidenschaft taten. Egal was. Und ich wollte Frauen, die normalerweise nicht in den Medien vorkommen, auch wenn sie den Alltag im Tal prägen: Die Kindergärtnerin, die Sauna-und Bademeisterin, die Hüttenwartin, die Skilehrerin, die Sterbebegleiterin, die Putzfrau, die Lehrerin. Wenn ich eine Frau portraitiere, ist sie das Wichtigste, was ich gerade habe. Ich habe bei den Interviews kein Aufnahmegerät laufen lassen. Ich wollte, dass der Aufmerksamkeit der Frau, die spricht, die Aufmerksamkeit der Frau, die mitschreibt, entspricht. Ich wollte die Augenhöhe. Und so wurden das sehr intime Situationen. Ich habe dann jeweils den ersten Textvorschlag geschickt. Und die Frauen haben gesagt, was nicht stimmt, was fehlt, was raus soll. Man erzählt ja schon etwas am Küchentisch, das man dann nicht unbedingt in der Zeitung lesen will. Dadurch habe ich manche Spitzen verloren. Aber was ich habe und schreiben durfte, ist noch kostbar genug. Die Frauen hatten bis zuletzt die Chance, etwas zu ändern. Auch ein Bild austauschen zu lassen. Entstanden sind, glaube ich, Mutmachgeschichten. Denn jede der Frauen stand vor einer Entscheidung.
Wenn dich selbst jemand in solch einem Rahmen interviewt hätte, was hättest du dieser Person unbedingt erzählen wollen?
Ich glaube, das habe ich in Alle Farben des Schnees geschrieben. Vielleicht hätte ich von der Dankbarkeit gesprochen. Dankbarkeit macht freundlich.
Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Substack-Newsletter zu starten? Wie lange machst du das schon?
Ich habe schon immer gerne gelesen und geschrieben. Um das noch regelmäßiger zu tun, habe ich irgendwann damit begonnen, einen themenübergreifenden Newsletter über Bücher, Filme, Podcasts etc. zu schreiben, die mich interessieren. Immer wieder ging es dabei um historische Themen, was mich dazu geführt hat, mich noch intensiver damit zu befassen. So ist mein Newsletter „Zeitsprung“ entstanden, den ich seit September 2023 schreibe. Letzten Sonntag ist die 60. Ausgabe erschienen.
Du schreibst ĂĽber Personen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Was interessiert dich an dieser Zeit besonders?
Schon als Kind hat mich diese Zeit fasziniert. Besonders während des 20. Jahrhunderts ist weltweit, aber insbesondere auch in Europa und Deutschland so viel passiert, dass man sich kaum vorstellen kann, dass das alles in „nur“ 100 Jahren geschehen ist. Mein Interesse beschränkt sich aber nicht auf diese Zeit, die Antike finde ich beispielsweise auch sehr interessant.
Wie suchst du die Personen aus, ĂĽber die du schreibst?
Ich suche nach Menschen, die trotz ihrer außergewöhnlichen Biografien eher unbekannt geblieben sind. Das können beispielsweise Menschen sein, die erhebliche Risiken eingegangen sind, um sich für ihre Mitmenschen einzusetzen, als viele andere weggeschaut haben. Aber es können auch Menschen sein, die mit ihrem Einsatz Innovationen hervorgebracht oder den Weg für gesellschaftlichen Fortschritt geebnet haben. Grundsätzlich sollte man den Geschichten etwas Positives und vielleicht sogar Inspirierendes abgewinnen können.
Welcher Lebenslauf hat dich besonders beeindruckt (gern ein Mann und eine Frau)?
Es ist sehr schwer, mich auf ein oder zwei Lebensläufe festzulegen. Je mehr ich mich mit Biografien auseinandersetze, desto häufiger stoße ich teilweise sehr bewegende Werdegänge und Geschichten.
Die Geschichte von Otto Weidt, der als Blinder Widerstand gegen die Nazis geleistet hat und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seiner Firma geschĂĽtzt hat, hat mich sehr beeindruckt.
Aber auch das Leben von Maria Telkes, die schon in den 1940er Jahren das Potenzial von Solarenergie erkannt hat und der mehrere wichtige Erfindungen im Kontext der Nutzung von Solarenergie zuzuschreiben sind, fand ich sehr spannend und ĂĽberraschend.
Hast du spannende Personen in deiner eigenen Familiengeschichte?
Im Vergleich zu einigen Personen, ĂĽber die ich schon geschrieben habe, ist spannend wahrscheinlich ĂĽbertrieben. Ein Teil meiner GroĂźeltern ist aber in den 1960er Jahren aus der DDR in die Bundesrepublik geflohen.
Welche anderen Newsletter, Blogs, Podcasts zum Thema Geschichte kannst du uns sonst noch empfehlen?
Ich lese den englischsprachigen Newsletter „BBC in History“ von der BBC sehr gerne. Ansonsten höre ich verschiedene historische Podcasts, aktuell vor allem „Was Bisher Geschah“ oder auch – ganz klassisch – „WDR Zeitzeichen“. Die Podcastserie „Tunnel 29“ von Helena Merriman über einen Fluchttunnel unter der Berliner Mauer hat mir sehr gut gefallen, auch deshalb, weil sie auf Englisch ist und dementsprechend das Thema aus einer etwas anderen Perspektive beleuchtet.
Euren Podcast höre ich auch sehr gerne!
Hast du hinter den Kulissen noch weitere Pläne – ein Buch, einen Podcast?
Ich denke immer wieder darüber nach, was ich noch machen könnte. Bisher war es aber schwierig, neben meinem Job und dem wöchentlichen Schreiben des Newsletters noch weitere, größere Projekte zu verfolgen. Das soll sich im nächsten Jahr aber ändern. Für 2025 ist tatsächlich ein Buch in Planung.
***
Vielen Dank, fĂĽr deine Antworten, Leo. Und wir sind supergespannt auf dein Buch und alles, was sonst noch kommt!
Lange nachdem schon viele andere französische Berge bestiegen worden waren, stand der Mont Blanc noch unbesiegt da. Als verflucht und extrem gefährlich galt er. Man hatte Drachen gesichtet und Geister, zumindest aber dramatische Gletscher und steile Flanken, an denen es bereits zu tödlichen Unfällen gekommen war. Die offizielle Erstbesteigung war erst 1786.
Am 4. September 1838 erreichte Comtesse Henriette d’Angeville die höchste Spitze des höchsten Berges der Alpen.
War sie die erste Frau? Und hat sie es wirklich ganz allein geschafft? Das könnt ihr hier auf Petras Blog lesen.
Chemie war in der Schule wirklich nicht mein Lieblingsfach. Das habe ich schon im Nachwort meines Romans Die Entdeckerin des Lebens gestanden. Aber seit ich ĂĽber Rosalind Franklin geschrieben habe, werde ich doch aufmerksam, wenn ich irgendwo etwas von Chemikerinnen lese. Und heute bin ich auf Tapputi gestoĂźen!
Tapputi war nämlich Chemikerin und Parfümeurin. Weißt du, wann das war? Um 1200 vor unserer Zeitrechnung! Woher man das weiß? Von einer Keilschrifttafel aus dem babylonischen Mesopotamien. Wie so ein Parfüm geduftet haben mag? Tapputi soll Öle aus Blumenblättern, Kalmus (nie gehört), Zypergräsern und Myrrhe verwendet haben.
Und was ich auch schön finde: Sie arbeitete am königlichen Hof von Tulkulti-Ninurta I. mit einer weiteren Frau zusammen, deren Namen nicht vollständig ĂĽberliefert ist. …ninu, soll sie geheiĂźen haben. (Ob irgendjemand im Jahr 3224 unsere beiden Namen noch entziffern kann?)
Das sind alles leider nur wenige Informationen von Wikipedia, weil ich gerade tief in der Vorbereitung einer weiteren Podcastfolge stecke (und nebenbei ein Romanmanuskript abzuliefern habe), dass ich diese ersten bekannten Chemikerinnen der Welt aus ZeitgrĂĽnden nicht weiterverfolgen kann.
Aber einen kleinen Gruß wollte ich dir endlich mal wieder auf diesem Wege schicken, und der duftet nach Frühfrühling: Schneeglöckchen, Krokussen, Baumknospen und flötenden Vögeln.
es freut mich, dass deine Lesungen ein Erfolg waren! Ich hatte auch zwei Lesungen, die gut besucht waren und viel Spaß gemacht haben. Jetzt ist aber erst einmal Pause und ich kann weiter an meinem neuen Roman arbeiten. Ein Bestseller-Sticker auf der Stirn ist zwar eine lustige Idee, aber da käme ich mir schon ein bisschen dämlich vor. Außerdem darf man sich zwar gerne freuen, aber (leider) nicht auf seinem Erfolg ausruhen. Nach dem Roman ist vor dem Roman, das kennen wohl alle Berufsautor:innen zu Genüge. Gerade ist ein Buch erschienen, und schon ist frau mittendrin in der nächsten Geschichte. Das geht dir ja bestimmt auch nicht anders.
Bald ist schon Ostern. Wirst du Ostereier suchen oder die Wohnung schmücken? Das Bild ist schon älter. Ich muss rasch noch den letzten Weihnachtsstern wegräumen.
eigentlich wollte ich dir letzte Woche am Frauentag schreiben, aber dann war ich unterwegs: nach Hartha in Sachsen, wo ich vor etwa vierzig Frauen und einem Mann aus meiner Architektin von New York und der Entdeckerin des Lebens gelesen habe. Das war sehr schön.
AuĂźerdem: GlĂĽckwunsch, dass du mit dem dritten Band deiner Teehändlerin wieder auf der Spiegel-Bestsellerliste gelandet bist! Wie fĂĽhlt sich das an? Gib’s zu: Du hast dir einen der roten Aufkleber vom Buch abgepult und läufst jetzt damit auf der Stirn herum: BESTSELLER-AUTORIN! Und das zurecht!
zum GlĂĽck mag ich mein Arbeitszimmer sehr, und es geht mir eigentlich nicht auf die Nerven. Ich genieĂźe es vielmehr immer noch, ĂĽberhaupt eines zu haben. Ich habe meinen Schreibtisch so gestellt, dass ich aus dem Fenster schauen kann und gleichzeitig die TĂĽr im Blick habe. Aus irgendwelchen GrĂĽnden sitze ich nicht gerne mit dem RĂĽcken zur TĂĽr.
Wenn ich nicht gerade auf den Bildschirm gucke oder aus dem Fenster, schaue ich auf ein groĂźes Bild des Malers Alireza Varzandeh, das wir vor ein paar Jahren gekauft haben. Es wird mir nie langweilig, es anzusehen. Ich habe gelesen, dass er zunächst nahezu fotorealistisch malt, und dann kommt der wilde Part, alles wird verwischt, bis nur noch Farben und Bewegung und Licht ĂĽbrig bleiben. Erst der Betrachter oder die Betrachterin macht daraus im eigenen Kopf wieder einen BlumenstrauĂź. Das Bild finde ich jeden Tag aufs Neue inspirierend. Es erinnert mich auch daran, dass das berĂĽhmte „show don’t tell“ beim Schreiben nicht bedeutet, den Leser:innen alles 1:1 vorzukauen.
öffentliche Bibliotheken sind großartig. Sowohl zur Recherche als auch zum Schreiben! Mein aktuelles Manuskript entsteht Tag für Tag in der Stadtbibliothek München-Neuhausen, wo es eine meist gut besetzte Galerie mit Arbeitsplätzen gibt. (Das Foto habe ich gleich um 10 gemacht, als noch nicht so viel los war.)
Da ich daheim an meinem Schreibtisch ja auch viel übersetze, tut es gut, beim eigenen Schreiben eine räumliche Trennung zu haben. Wie ist das bei dir? Geht dir dein heimisches Arbeitszimmer auch manchmal auf die Nerven, sodass die Kreativität leidet?