Die amerikanische Langstreckenschwimmerin Gertrude Ederle stellte zahlreiche Schwimm-Weltrekorde auf, gewann 1924 Gold bei den olympischen Spielen und war die erste Frau, die den Ärmelkanal durchschwamm.  

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Eine Podcast-Episode von unserem Gast Christian Popp

Gertrude Ederle wurde am 23. Oktober 1905 in New York als Tochter deutscher Auswanderer geboren. Ihre Eltern Heinrich Ederle und Gertrude Anna, geborene Haberstroh, stammten aus Esslingen und Ostpreußen. Ihre ersten Schwimmzüge machte Gertrude Ederle im Alter von elf Jahren bei einem Besuch ihrer Großeltern in Deutschland im Bissinger See. Sie kehrte auch in späteren Jahren immer wieder dorthin zurück.

Gertrude Ederle am Strand

Bei der World Swimming Association lernte sie die amerikanische Crawltechnik und stellte bereits 1917 einen ersten Weltrekord über 800 Meter Freistil auf. Sie war die jüngste Schwimmerin im Wettbewerb. Bis 1925 folgten 29 weitere Weltrekorde oder nationale Titel. Allein im Jahr 1922 gewann sie sieben Weltrekorde. 

Gertrude Ederle im Wasser

Teilnahme an den olympischen Spielen in Paris

1924 nimmt sie an den olympischen Spielen in Paris teil – es war das dritte Mal, dass auch Frauen in 10 Disziplinen mit dabei sein durften  – und gewann einmal Gold und zweimal Bronze. 

1925 wird Gertrude Ederle Profi und trainiert speziell für Langstrecken im offenen Wasser. Ihre typische Trainingsstrecke von rund 20 Meilen reicht vom Battery Park an der Südseite Manhattan nach Sandy Hook in New Jersey.

Vor dem Schwimmen
Um sich gegen die Kälte und das Aufquellen der Haut im Salzwasser zu schützen, schmiert sie sich mit einer Mischung aus Tierwollfett und Olivenöl ein. (Quelle: Wikimedia)

Schwimmbrille von Gertrude Ederle
Eine abgedichtete Motorradbrille schützt die Augen, (Swimming Goggles used by Gertrude Ederle while swimming the English Channel.)

Da ihr die üblichen Badeanzüge zu unbequem sind, erfindet sie zusammen mit ihrer Schwester einen Zweiteiler, den sie sich allerdings leider nicht patentieren lässt. Dies tut erst der Franzose Louis Réard im Jahr 1946, der sein Modell „Bikini“ nennt.

Gertrude Ederle durchschwimmt den Ärmelkanal

Am 18. August 1925 unternimmt sie einen ersten Versuch, den Ärmelkanal zu durchschwimmen, den ihr Trainer gegen ihren Willen nach 8 Stunden abbricht. Im zweiten Anlauf 1926 schafft sie es, obwohl sie aufgrund der Strömung und der Gezeiten 50 statt 34 Kilometer schwimmt. Sie ist die erste Frau der dies gelingt, wobei sie mit ihrer Zeit von 14 h 34 Minuten den dazumal schnellsten männlichen Schwimmer sogar noch um 2 h übertrifft. 

Gertrude Ederle im Wasser stehend

In einer Zeit, in der manche Ärzte davon überzeugt sind, dass Leistungssport der Gebärfähigkeit abträglich ist, hat Gertrude Ederle bewiesen, dass eine Frau dem Mann körperlich ebenbürtig sein kann. 60 000 Frauen machen in den Zwanzigerjahren in den USA das Schwimmabzeichen des Roten Kreuzes, und das ist auch mit ihr Verdienst. Gertrude Ederle symbolisiert den Typus der „neuen Frau“, die sich stark und selbständig gibt. Zu der neuen politischen, beruflichen und gesellschaftlichen Freiheit passt zudem der androgyne Frauenkörper als Schönheitsideal.

Gertrude Ederle – das Idol

Spätestens jetzt ist sie eine Berühmtheit. Ihr Erfolg wird in New York mit einer Parade gefeiert, wobei ihr zwei Millionen Fans zujubeln. Sie darf den Präsidenten treffen und bekommt einen Gastauftritt in einem Film: Swim Girl, Swim.

Parade zur Ehren von Gertrude Ederle in New York 1926
Parade zu Gertrude Ederles Ehren 1926 in New York

Ein großer finanzieller Erfolg ist mit ihren Rekorden und dem Ruhm jedoch nicht verbunden. In späteren Jahren wird sie Schwimmlehrerin. Selbst seit einer Maserninfektion schwerhörig und ab circa 1940 vollkommen taub, gründet sie eine Schwimmschule speziell für schwerhörige und taube Kinder. Außerdem tritt sie gelegentlich gegen Honorar in Varietés auf, wo sie in einem Wasserbassin ihren Schwimmstil vorführt. 

Parade 1952
Gertrude Ederle 1952

Gertrude Ederle hat nie geheiratet. Sie stirbt am 20. November 2003 in einem Altersheim in New Jersey und ist auf einem Friedhof in der Bronx beerdigt. 

Gertrude Ederle recreation Center
Zehn Jahre nach ihrem Tod wird das Gertrude Ederle recreation Center auf der Upper West Side in Manhattan eröffnet.

Ein Kinofilm über ihr Leben

Disney hat über Gertrude Ederle den Film „Young Woman and the Sea“ gedreht, seit Juli 2024 zu finden bei Disney+.

https://youtu.be/_x1wLOe3C7o?si=kpgsHUgSILKrQajP

Eine weitere Folge über eine waghalsige Sportlerin und Zeitgenössin von Gertrude ist unsere Podcast-Episode über die Autorennfahrerin Hellé Nice.

In der Einführung sprechen wir über Petras neuen Roman:

Sie tanzt am liebsten barfuß

https://petra-hucke.de

Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

Instagram: https://www.instagram.com/frauenleben.podcast/

Die französische Autorennfahrerin Hellé Nice begann ihre Karriere als Nacktmodell und Tänzerin in Paris, bevor sie sich dem Autorennsport zuwandte. In den 20er und 30er Jahren war sie eine der bekanntesten Rennfahrerinnen weltweit und trat mit Autos von Bugatti und Alfa Romeo in vielen großen Rennen an, darunter dem Grand Prix de France oder der Rally Monte Carlo. Sie stellte Geschwindigkeits- und Langstreckenrekorde auf.

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Hellé Nice

Eine Podcast-Episode von unserem Gast Christian Popp

Geboren wurde Hellé Nice am 15. Dezember 1900 als Mariette Hélène Delangle in dem Städtchen Aunay-sous-Auneau in Frankreich. Mit 16 Jahren verließ sie ihr Elternhaus, um nach Paris zu gehen. In den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg führte sie ein Jet-Set-Leben zwischen Paris und der Côte d’Azur und fuhr auch Rennen in Brasilien, wo sie ebenfalls ein großer Star und für viele Mädchen ein Vorbild wurde. Zahlreiche Männer umschwärmten über viele Jahre hinweg die sehr attraktive, sportliche junge Frau, doch ihre Geliebten starben in ihren Rennautos. Sie selbst verunglückte 1936 schwer in Sao Paulo. Danach gelang es ihr nicht mehr, an ihre vorherigen Erfolge anzuknüpfen.  

Hellé Nice

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Nice beschuldigt, eine Spionin der Nazis zu sein, aber diese Anschuldigungen wurden nie bewiesen. Ihr Versuch die Karriere fortzusetzen misslang. 

Nice verbrachte ihre letzten Jahre zurückgezogen und in Armut und starb 1984. Sie geriet in Vergessenheit, erst nach ihrem Tod entdeckte man sie wieder und ehrte sie für ihren Beitrag zum Motorsport.

Zu dieser Podcast-Episode passt unsere erwähnte Folge über die mutige Marie Marvingt.

In dieser Episode reden wir über unseren Morgan Roadster, ein britisches Sportwagen Coupé nach Bauart der 1930er Jahre. Christian sitzt am Steuer.

Morgan Roadster

Foto: Laurent Bougnion

Quellen und weiterführende Links:

Miranda Seymour, The Bugatti Queen, Simon & Schuster, 2004

Upscaled to HD 60-FPS: 1936 Rio de Janeiro Grand Prix Featuring Hellé Nice… – YouTube

Helle Nice Crashes Into Spectators @ Sao Paulo 1936 – YouTube

Helle Nice: The incredible life story of the first Women’s Grand Prix winner – BBC Sport

Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

Instagram: https://www.instagram.com/frauenleben.podcast/