Liebe Petra,

eigentlich erstaunlich, die Engländer sollen das Skilaufen in den Alpen ja auch erfunden haben. Möglicherweise ergänzend zu den Silly Walks, Monty Python gründete ja später das passende Ministerium dazu.

Ich habe zwar schon einmal auf Skiern gestanden, nutze aber den Winter in der Schweiz nicht so, wie es sich eigentlich gehören würde. SchweizerInnen werden ja bekanntlich mit Skiern an den Füßen geboren, das war bei mir nicht der Fall. Allerdings fahre ich an diesem Wochenende ins Unterengadin, um mich in der Schreibschule Sent dem Schreiben nach der Natur zu widmen, und da werden wir unter anderem ein Antwort darauf suchen, wie der Schnee die Konturen verändert. Falls noch Schneereste da sind.

Übrigens danke für den Tipp!

Herzlichst, Susanne

Liebe Susanne,

in deiner letzten Nachricht (aus dem Februar) schriebst du von Blutschnee. Gruseliger Begriff, interessantes Phänomen. Jetzt haben wir Mitte April, und es schneit immer noch – oder schon wieder.

Passend dazu lese ich aber gerade über die Ursprünge des Skisports in den Alpen. Auch den Erfinder bzw. Autor von Sherlock Holmes, Arthur Conan Doyle, zog es in den 1890ern in die Schweiz. Er war wohl kein Naturtalent, denn er meinte, wenn jemand unter zu viel Würde leide, solle er einfach mal versuchen, Ski zu fahren, dabei mache man sich anfangs so lächerlich, dass einem jeglicher Dünkel bald vergehen würde.

Bildquelle: Daily Mail

Und ich, die ich noch nie im Leben auf Skiern stand, hätte jetzt auch Lust, einmal völlig würdelos einen Hang runterzurutschen …

Viele Grüße

Petra

Liebe Petra,

Schneeglöckchen habe ich noch keine gesehen, dafür den Saharastaub vor zwei Tagen. Es sah aus, als hätte jemand einen Gelbfilter über den Himmel und alles gelegt. Sehr merkwürdig. In den Pyrenäen hat es sogar rot geschneit, das nennen sie dann „Blutschnee“. Wie Blut sah es allerdings auf dem Foto, das ich gesehen habe, nicht aus, eher wie – ach ja, Sand. Aber Blutschnee verkauft sich wahrscheinlich besser. It’s marketing, wir müssen ja alle gucken, dass wir gelesen werden – oder gehört.

Ich habe auch so eine prägende Erinnerung an einen Geschichtslehrer: Der lief immer mit einer Spendensammelbüchse herum und fragten jeden und jede, ob man schon für den Erhalt der Kriegsgräber gespendet habe. Wenn du dann Nein gesagt hast, hielt er dir die Büchse noch ein bisschen dichter unter die Nase, und wenn du dann sagtest, du habest kein Geld dabei, (was für eine Dreizehn- oder Vierzehnjährige in den Achtzigern, die zum Mittagessen brav nach Hause ging, nicht so ungewöhnlich war), dann sagte er: „Ich leih dir was“ und steckte 5 DM in den Schlitz.

Sein Unterricht war übrigens genauso schräg. Kann mich nicht daran erinnern, bei ihm etwas gelernt zu haben. Und der Frühling? Es soll jetzt noch einmal ziemlich kalt werden. Aber immerhin gibt es jetzt wieder Tulpen im Supermarkt zu kaufen. Magst du Tulpen?

Bunte Grüße

Susanne

Liebe Susanne,

hast du’s schon gesehen? Unsere Podcast-Kollegin (und meine Sprachmittlerinnen-Kollegin) Bianca Walther hat eine Liste mit Podcasts für den Geschichtsunterricht zusammengestellt und uns (dankeschön!) auch erwähnt.

Stell dir einmal vor, wie eine ganze Klasse aus Homeschooling-Kindern mit ihren Kopfhörern und deiner Stimme im Ohr vor dem Tablet sitzen und dank deiner Recherche etwas über Laura Bassi oder Iris von Roten erfahren. Hoffentlich sind sie aufmerksamer als ich damals im Geschichtsunterricht bei Herrn L., der die ganze Stunde mit einem winzigen Stück Kreide in den Fingern herumspielte, sodass seine Hand – und nicht selten auch sein Hosenbein – danach völlig weiß waren.

Nun haben wir den Januar mit seinen siebenhundertneunundvierzig Tagen endlich überstanden, da ist der Frühling ja wirklich nicht mehr weit. Gibt es am Zürichsee vielleicht sogar schon die ersten Schneeglöckchen?

Sehnsüchtige Grüße

Petra

Liebe Petra,

etwas so Spektakuläres habe ich bei meinen Recherchen gerade nicht ausgegraben. Gestern habe ich mich mit Nadar beschäftigt, einem Fotografen im Paris der 1850er Jahre, das war hübsch. Heute bin ich jedoch mal wieder sehr genervt von diesem blöden Virus, der dabei ist, uns alle miteinander massiv zu vergrämen, hoffentlich nicht letal.

Na ja, Nadar hat mich jedenfalls inspiriert, und nun lenke ich mich ab mit Romanen aus dem 19. Jahrhundert, genauer gesagt mit Guy de Maupassant, „Bel Ami“, als Hörbuch. Das ist eine wunderbare Zeitreise und sprachlich so präzise auf den Punkt, da können sich Genre-Roman-AutorInnen ein Scheibchen abschneiden.

Bis ganz bald

Susanne

Liebe Susanne,

Vorsätze für 2021? Du meinst, endlich schlank, schön und schlau werden? Nein, dieses Jahr ausnahmsweise einmal nicht. Aber mein Vorsatz für diese Woche sind sechstausend Wörter für das neue Schreibprojekt. Ist heute wirklich schon Donnerstag? Wenn ich mich nur nicht immer von der Recherche ablenken lassen würde. Gerade habe ich zum Beispiel erfahren, dass man in Baden-Württemberg Kormorane nicht jagen, aber „letal vergrämen“ darf. Ich weiß nicht, was das heißt, will es aber auch nie in meinem Leben wissen. Hast du auch so interessantes, neues Wissen aus deinen frisch geordneten Quellen gezogen? Und sind die Küchenschränke inzwischen sauber?

Unvergrämte Grüße

Petra

Liebe Petra,

Das Trendthema – wie immer im Januar – aber ich habe beschlossen, in diesem Jahr nicht mitzumachen. Zumindest nicht bewusst. Unbewusst habe ich durchaus registriert, dass es Zeit wäre, endlich einmal alle Küchenschränke auszuwischen. Auch würde es sich anbieten, den Keller auszumisten. Allerdings habe ich heute meinen Computer aufgeräumt, eine Übersprungshandlung vermutlich. Das wiederum hat so lange gedauert, dass ich mich nicht ernsthaft mit der Überarbeitung meines Romanexposés beschäftigen konnte, eine Tätigkeit, die eigentlich auf der To-do-Liste stand. Dafür finde ich nun meine gesammelten Quellen wieder leichter wieder – beziehungsweise ich habe einen besseren Überblick darüber, was ich eigentlich alles heruntergeladen und noch nicht gelesen habe. Und nun die unvermeidliche Frage: Hast du irgendwelche Vorsätze für 2021?

Viele Grüße und ein gutes neues Jahr!

Liebe Susanne,

ob es mich reizen würde, ein Theaterstück zu schreiben? Gute Frage. Ich wüsste gar nicht, wie ich das angehen soll, aber vielleicht kannst du mich ja coachen! Hier in München gehe ich unregelmäßig, aber gern mit einem guten Freund ins Theater. Wir haben schon so einige tolle Stücke gesehen, das Highlight war vermutlich eins von Elfriede Jelinek – ein Wahnsinnsmarathon von über vier Stunden, nach dem schon ich als Zuschauerin völlig erschöpft war. Wie es da wohl erst den Schauspieler*innen gegangen sein muss …

Hoffen wir jedenfalls, dass sie und alle anderen Kulturschaffenden diese Zeit überstehen und bald wieder auftreten können!

Dir wünsche ich eine schöne Advents- und Weihnachtszeit. Bleib gesund!

Petra

Interessant, deine Frage nach der alternativen Karriere, und ich stelle fest, ich habe häufig etwas anderes gemacht, als ich ursprünglich dachte. Nach der Schule wollte ich eine Ausbildung in der Werbung machen, habe aber dann Buchhändlerin gelernt. Danach habe ich Publizistik studiert und hatte im Hinterkopf, eines Tages in einem Buchverlag zu arbeiten – „Werbung für Bücher“, hatte ich mir vorgestellt. Werbung ist es dann zwar geworden, aber in einer Direktmarketingagentur und mein Schwerpunkt waren Autos. Eigentlich war ich als Projektleiterin eingestellt, habe aber immer häufiger als Texterin gearbeitet, bis ich schließlich doch Senior Texterin wurde. Die Reihe ließe sich fortsetzen, ich bin mehrfach anders abgebogen als geplant.

Aber wenn ich es mir recht überlege, wäre meine alternative Karriere vermutlich irgendetwas mit Theater. Das habe ich nie ernsthaft versucht sondern immer nur als Hobby gepflegt. Aber wer weiß, Vielleicht schreibe ich ja irgendwann mal ein Theaterstück. Apropos: Würde dich das reizen?

Kreative Grüße

Susanne

Liebe Susanne,

apropos Abwesenheit von Produktivität – die herrscht hier im Moment nicht. Es gilt noch so viel fertig zu machen bis zum Ende des Jahres, dass ich jetzt erst dazu komme, dir zu antworten.

Lustig: Du sagst, du hältst nichts von Astrologie und fragst mich dann gleich nach meinem Sternzeichen. Ich bin wohl Skorpion, aber da ich das auch für den größten Humbug halte, könnte ich genauso gut Schmetterling oder Walross sein. Mal fühlt man sich so, mal so.

Astronomie hingegen mag ich sehr. In meinem nächsten Leben, wenn ich besser in Naturwissenschaften bin und mir nicht schon auf einem Tretboot auf dem Kleinhesseloher See übel wird, werde ich Astronautin, das ist klar.

Verrätst du mir, wie deine alternative Karriere aussehen würde?

Schöne Adventsgrüße von

Petra