Liebe Petra,

einfach unverzeihlich, dass ich so lange nicht auf deinen Beitrag geantwortet habe, in dem es ja sogar noch ums Skifahren ging. Inzwischen sind über 30 Grad in Schatten und sogar auf den Bergen liegt kaum noch Schnee. Ich hoffe, du siehst mir meine Nachlässigkeit nach, ich gelobe Besserung, denn eigentlich mag ich es, mich hier ein bisschen auszutoben.

Hast du Urlaubspläne? Wir werden an die Nordsee fahren und sind natürlich nicht die einzigen, die auf diese Idee gekommen sind. Aber trotz später Buchung haben wir irgendwie noch ein Zimmer ergattert. Und dann werden wir ein paar Tage in Hamburg verbringen, wo auf Google Maps jetzt immer eine „Hitzewarnung“ angezeigt wurde. Ich bin gespannt, eigentlich rechne ich ja damit, mich in Regenjacke gegen den Sturm stemmen zu müssen, und man lässt ja nur ungern los von seinen Vorurteilen.

Dir einen schönen Sommer!

Susanne

Geboren wurde sie als Eva De la Gardie, am 10. Juli 1724 in Stockholm. Ihre Familie war adlig, sie hatte fünf Geschwister und heiratete mit 16 Jahren den Politiker und Grafen Claes Claesson Ekeblad, mit dem sie einen Sohn und sechs Töchter hatte. Sie galt als strenge und temperamentvolle, aber gerechte Aufseherin über die Besitztümer der Familie in Västergötland. Ihr Mann war häufig auf langen Reisen. Sie war außerdem eine beliebte Salonnière – eine der wenigen, deren Ehre unbescholten war, wie die Frau eines spanischen Gesandten sich ausdrückte – und hatte einigen Einfluss am Hof.

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Liebe Susanne,

ursprünglich erfunden haben das Skifahren die Norweger. Schon in den alten Isländersagas (die ja teils in Norwegen spielen) waren die Wikinger auf Skiern unterwegs:

Birkebeinerne von Knud Bergslien

Aber du hast schon recht, dass Arthur Conan Doyle ganz viele Landsmänner mit in die Alpen brachte, wo sie zuerst die Berge zu Fuß bekletterten und sich dann auch fürs Skifahren begeisterten. Meist waren das natürlich Männer, weil der schwache Körper einer Frau nicht für solch anstrengenden Sport geeignet war. Nicht dass sie noch (frei nach Hazel Brugger) auf ihrem Menstruationsblut ausrutschten …

Aber zwei Frauen möchte ich hier trotzdem erwähnen: Da ist einmal Jane Freshfield (1814–1901), die in den Alpen (vor allem in Graubünden) klettern und wandern ging und dann als „A Lady“ ihre Reisememoiren aufschrieb. Ihr Sohn Douglas wurde später ebenfalls als Bergsteiger berühmt.

Die zweite Frau ist die Französin Marie Marvingt (1875–1963) – Pilotin, Krankenschwester und Sportlerin. Sie fuhr Ski, spielte Golf, begeisterte sich fürs Eislaufen und eben auch fürs Bergsteigen. Von der Académie des Sports erhielt sie eine Medaille pour tous les sports. Das muss man erst mal schaffen. Eine Medaille für alles.

Ich muss mal schauen, ob ich noch mehr über die beiden finde. Wenn ja, gibt das zwei weitere spannende Podcast-Folgen!

Bis dahin wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg bei deinem Schreibseminar in Sent. Ich bin ganz neidisch und hoffe, dass die Schreibschule das im nächsten Jahr noch einmal anbietet. Bitte berichte!

Viele Grüße
Petra

Liebe Petra,

eigentlich erstaunlich, die Engländer sollen das Skilaufen in den Alpen ja auch erfunden haben. Möglicherweise ergänzend zu den Silly Walks, Monty Python gründete ja später das passende Ministerium dazu.

Ich habe zwar schon einmal auf Skiern gestanden, nutze aber den Winter in der Schweiz nicht so, wie es sich eigentlich gehören würde. SchweizerInnen werden ja bekanntlich mit Skiern an den Füßen geboren, das war bei mir nicht der Fall. Allerdings fahre ich an diesem Wochenende ins Unterengadin, um mich in der Schreibschule Sent dem Schreiben nach der Natur zu widmen, und da werden wir unter anderem ein Antwort darauf suchen, wie der Schnee die Konturen verändert. Falls noch Schneereste da sind.

Übrigens danke für den Tipp!

Herzlichst, Susanne

Liebe Susanne,

in deiner letzten Nachricht (aus dem Februar) schriebst du von Blutschnee. Gruseliger Begriff, interessantes Phänomen. Jetzt haben wir Mitte April, und es schneit immer noch – oder schon wieder.

Passend dazu lese ich aber gerade über die Ursprünge des Skisports in den Alpen. Auch den Erfinder bzw. Autor von Sherlock Holmes, Arthur Conan Doyle, zog es in den 1890ern in die Schweiz. Er war wohl kein Naturtalent, denn er meinte, wenn jemand unter zu viel Würde leide, solle er einfach mal versuchen, Ski zu fahren, dabei mache man sich anfangs so lächerlich, dass einem jeglicher Dünkel bald vergehen würde.

Bildquelle: Daily Mail

Und ich, die ich noch nie im Leben auf Skiern stand, hätte jetzt auch Lust, einmal völlig würdelos einen Hang runterzurutschen …

Viele Grüße

Petra

Liebe Petra,

Schneeglöckchen habe ich noch keine gesehen, dafür den Saharastaub vor zwei Tagen. Es sah aus, als hätte jemand einen Gelbfilter über den Himmel und alles gelegt. Sehr merkwürdig. In den Pyrenäen hat es sogar rot geschneit, das nennen sie dann „Blutschnee“. Wie Blut sah es allerdings auf dem Foto, das ich gesehen habe, nicht aus, eher wie – ach ja, Sand. Aber Blutschnee verkauft sich wahrscheinlich besser. It’s marketing, wir müssen ja alle gucken, dass wir gelesen werden – oder gehört.

Ich habe auch so eine prägende Erinnerung an einen Geschichtslehrer: Der lief immer mit einer Spendensammelbüchse herum und fragten jeden und jede, ob man schon für den Erhalt der Kriegsgräber gespendet habe. Wenn du dann Nein gesagt hast, hielt er dir die Büchse noch ein bisschen dichter unter die Nase, und wenn du dann sagtest, du habest kein Geld dabei, (was für eine Dreizehn- oder Vierzehnjährige in den Achtzigern, die zum Mittagessen brav nach Hause ging, nicht so ungewöhnlich war), dann sagte er: „Ich leih dir was“ und steckte 5 DM in den Schlitz.

Sein Unterricht war übrigens genauso schräg. Kann mich nicht daran erinnern, bei ihm etwas gelernt zu haben. Und der Frühling? Es soll jetzt noch einmal ziemlich kalt werden. Aber immerhin gibt es jetzt wieder Tulpen im Supermarkt zu kaufen. Magst du Tulpen?

Bunte Grüße

Susanne

Liebe Susanne,

hast du’s schon gesehen? Unsere Podcast-Kollegin (und meine Sprachmittlerinnen-Kollegin) Bianca Walther hat eine Liste mit Podcasts für den Geschichtsunterricht zusammengestellt und uns (dankeschön!) auch erwähnt.

Stell dir einmal vor, wie eine ganze Klasse aus Homeschooling-Kindern mit ihren Kopfhörern und deiner Stimme im Ohr vor dem Tablet sitzen und dank deiner Recherche etwas über Laura Bassi oder Iris von Roten erfahren. Hoffentlich sind sie aufmerksamer als ich damals im Geschichtsunterricht bei Herrn L., der die ganze Stunde mit einem winzigen Stück Kreide in den Fingern herumspielte, sodass seine Hand – und nicht selten auch sein Hosenbein – danach völlig weiß waren.

Nun haben wir den Januar mit seinen siebenhundertneunundvierzig Tagen endlich überstanden, da ist der Frühling ja wirklich nicht mehr weit. Gibt es am Zürichsee vielleicht sogar schon die ersten Schneeglöckchen?

Sehnsüchtige Grüße

Petra

Liebe Petra,

etwas so Spektakuläres habe ich bei meinen Recherchen gerade nicht ausgegraben. Gestern habe ich mich mit Nadar beschäftigt, einem Fotografen im Paris der 1850er Jahre, das war hübsch. Heute bin ich jedoch mal wieder sehr genervt von diesem blöden Virus, der dabei ist, uns alle miteinander massiv zu vergrämen, hoffentlich nicht letal.

Na ja, Nadar hat mich jedenfalls inspiriert, und nun lenke ich mich ab mit Romanen aus dem 19. Jahrhundert, genauer gesagt mit Guy de Maupassant, „Bel Ami“, als Hörbuch. Das ist eine wunderbare Zeitreise und sprachlich so präzise auf den Punkt, da können sich Genre-Roman-AutorInnen ein Scheibchen abschneiden.

Bis ganz bald

Susanne

Liebe Susanne,

Vorsätze für 2021? Du meinst, endlich schlank, schön und schlau werden? Nein, dieses Jahr ausnahmsweise einmal nicht. Aber mein Vorsatz für diese Woche sind sechstausend Wörter für das neue Schreibprojekt. Ist heute wirklich schon Donnerstag? Wenn ich mich nur nicht immer von der Recherche ablenken lassen würde. Gerade habe ich zum Beispiel erfahren, dass man in Baden-Württemberg Kormorane nicht jagen, aber „letal vergrämen“ darf. Ich weiß nicht, was das heißt, will es aber auch nie in meinem Leben wissen. Hast du auch so interessantes, neues Wissen aus deinen frisch geordneten Quellen gezogen? Und sind die Küchenschränke inzwischen sauber?

Unvergrämte Grüße

Petra