Lange nachdem schon viele andere französische Berge bestiegen worden waren, stand der Mont Blanc noch unbesiegt da. Als verflucht und extrem gefährlich galt er. Man hatte Drachen gesichtet und Geister, zumindest aber dramatische Gletscher und steile Flanken, an denen es bereits zu tödlichen Unfällen gekommen war. Die offizielle Erstbesteigung war erst 1786.

Am 4. September 1838 erreichte Comtesse Henriette d’Angeville die höchste Spitze des höchsten Berges der Alpen.

War sie die erste Frau? Und hat sie es wirklich ganz allein geschafft? Das könnt ihr hier auf Petras Blog lesen.

Eine Zeichnung der Bergsteigerin Henriette d'Angeville, die Pluderhosen, einen taillierten Mantel und eine Pelzmütze trägt. In der Hand hält sie einen langen Stab.

Liebe Susanne,

Chemie war in der Schule wirklich nicht mein Lieblingsfach. Das habe ich schon im Nachwort meines Romans Die Entdeckerin des Lebens gestanden. Aber seit ich über Rosalind Franklin geschrieben habe, werde ich doch aufmerksam, wenn ich irgendwo etwas von Chemikerinnen lese. Und heute bin ich auf Tapputi gestoßen!

Tapputi war nämlich Chemikerin und Parfümeurin. Weißt du, wann das war? Um 1200 vor unserer Zeitrechnung! Woher man das weiß? Von einer Keilschrifttafel aus dem babylonischen Mesopotamien. Wie so ein Parfüm geduftet haben mag? Tapputi soll Öle aus Blumenblättern, Kalmus (nie gehört), Zypergräsern und Myrrhe verwendet haben.

Und was ich auch schön finde: Sie arbeitete am königlichen Hof von Tulkulti-Ninurta I. mit einer weiteren Frau zusammen, deren Namen nicht vollständig überliefert ist. …ninu, soll sie geheißen haben. (Ob irgendjemand im Jahr 3224 unsere beiden Namen noch entziffern kann?)

Das sind alles leider nur wenige Informationen von Wikipedia, weil ich gerade tief in der Vorbereitung einer weiteren Podcastfolge stecke (und nebenbei ein Romanmanuskript abzuliefern habe), dass ich diese ersten bekannten Chemikerinnen der Welt aus Zeitgründen nicht weiterverfolgen kann.

Aber einen kleinen Gruß wollte ich dir endlich mal wieder auf diesem Wege schicken, und der duftet nach Frühfrühling: Schneeglöckchen, Krokussen, Baumknospen und flötenden Vögeln.

Petra

Liebe Petra,

es freut mich, dass deine Lesungen ein Erfolg waren! Ich hatte auch zwei Lesungen, die gut besucht waren und viel Spaß gemacht haben. Jetzt ist aber erst einmal Pause und ich kann weiter an meinem neuen Roman arbeiten. Ein Bestseller-Sticker auf der Stirn ist zwar eine lustige Idee, aber da käme ich mir schon ein bisschen dämlich vor. Außerdem darf man sich zwar gerne freuen, aber (leider) nicht auf seinem Erfolg ausruhen. Nach dem Roman ist vor dem Roman, das kennen wohl alle Berufsautor:innen zu Genüge. Gerade ist ein Buch erschienen, und schon ist frau mittendrin in der nächsten Geschichte. Das geht dir ja bestimmt auch nicht anders.

Bald ist schon Ostern. Wirst du Ostereier suchen oder die Wohnung schmücken? Das Bild ist schon älter. Ich muss rasch noch den letzten Weihnachtsstern wegräumen.

Herzliche Grüße vom Schreibtisch sendet dir

Susanne

Liebe Susanne,

eigentlich wollte ich dir letzte Woche am Frauentag schreiben, aber dann war ich unterwegs: nach Hartha in Sachsen, wo ich vor etwa vierzig Frauen und einem Mann aus meiner Architektin von New York und der Entdeckerin des Lebens gelesen habe. Das war sehr schön.

Meine nächste Lesung steht erst im Mai an, aber wie ich deiner Website entnehme, bist du vorher noch ein wenig unterwegs.

Außerdem: Glückwunsch, dass du mit dem dritten Band deiner Teehändlerin wieder auf der Spiegel-Bestsellerliste gelandet bist! Wie fühlt sich das an? Gib’s zu: Du hast dir einen der roten Aufkleber vom Buch abgepult und läufst jetzt damit auf der Stirn herum: BESTSELLER-AUTORIN! Und das zurecht!

Herzliche Grüße
Petra

Liebe Petra,

zum Glück mag ich mein Arbeitszimmer sehr, und es geht mir eigentlich nicht auf die Nerven. Ich genieße es vielmehr immer noch, überhaupt eines zu haben. Ich habe meinen Schreibtisch so gestellt, dass ich aus dem Fenster schauen kann und gleichzeitig die Tür im Blick habe. Aus irgendwelchen Gründen sitze ich nicht gerne mit dem Rücken zur Tür.

Wenn ich nicht gerade auf den Bildschirm gucke oder aus dem Fenster, schaue ich auf ein großes Bild des Malers Alireza Varzandeh, das wir vor ein paar Jahren gekauft haben. Es wird mir nie langweilig, es anzusehen. Ich habe gelesen, dass er zunächst nahezu fotorealistisch malt, und dann kommt der wilde Part, alles wird verwischt, bis nur noch Farben und Bewegung und Licht übrig bleiben. Erst der Betrachter oder die Betrachterin macht daraus im eigenen Kopf wieder einen Blumenstrauß. Das Bild finde ich jeden Tag aufs Neue inspirierend. Es erinnert mich auch daran, dass das berühmte „show don’t tell“ beim Schreiben nicht bedeutet, den Leser:innen alles 1:1 vorzukauen.

Viele Grüße vom Schreibtisch sendet dir

Susanne

Liebe Susanne,

öffentliche Bibliotheken sind großartig. Sowohl zur Recherche als auch zum Schreiben! Mein aktuelles Manuskript entsteht Tag für Tag in der Stadtbibliothek München-Neuhausen, wo es eine meist gut besetzte Galerie mit Arbeitsplätzen gibt. (Das Foto habe ich gleich um 10 gemacht, als noch nicht so viel los war.)

Da ich daheim an meinem Schreibtisch ja auch viel übersetze, tut es gut, beim eigenen Schreiben eine räumliche Trennung zu haben. Wie ist das bei dir? Geht dir dein heimisches Arbeitszimmer auch manchmal auf die Nerven, sodass die Kreativität leidet?

Viele Grüße
Petra

Liebe Petra,

nach deinem letzten Brief, in dem es um das schöne Weimar ging, hatte ich mir vorgenommen, dir aus Dresden oder Leipzig zu schreiben, wo ich letzte Woche war – doch dann kam immer so viel anderes dazwischen. Außerdem war das Wetter recht bescheiden und ich habe nicht die instagramtauglichen Aufnahmen gemacht, die ich dir hier präsentieren wollte. Immerhin war ich in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek, der SLUB. Öffnungszeiten von 8 bis 24 Uhr, das ist doch ein rechter Service. Auf dem Foto kann man die rauchenden Köpfe der Studierenden im großen zentralen Lesesaal sehen.

Noch gibt es dort sehr viel Papier, aber ich habe kurz darüber nachgedacht, wie das eigentlich in ein paar Jahrzehnten sein wird – lesen wir dann nur noch digital?

Mittlerweile bin ich zurück am Schreibtisch und habe das Problem, dass mir unterwegs meine Bildschirmbrille abhanden gekommen ist. Ich muss jetzt noch ein bisschen herumtelefonieren, vielleicht ist sie ja gefunden worden.

Viele Grüße

Susanne

Liebe Susanne,

nun, der Stollen hat nicht bis Ostern gehalten … Aber wer will auch Stollen zu Ostern essen? Er war jedenfalls sehr köstlich, und ich habe dem Zoll nichts davon abgegeben!

Danke, dass du mir den Rolandsbogen vorgestellt hast. Der hat mich an eine weitere künstliche Ruine erinnert, die in Weimar im Ilmpark steht. Letzten Sommer habe ich ja eine Weile dort recherchiert. Im Park habe ich mich allerdings immer nur nach dem Regen aufgehalten, denn es war Heuschnupfenzeit, und Goethe, der den Park mit designt hat, war definitiv nicht gegen Gräser allergisch …

Jedenfalls die künstliche Ruine aus dem Jahr 1784. Immerhin haben sie u. a. Bruchstücke aus der zehn Jahre zuvor abgebrannten Wilhelmsburg genutzt, um sie zu gestalten. Aber solche romantischen Bauwerke passen ja nur zu gut in die Romantik. Memento mori usw.

Heute kann man sich gut in ihren Schatten setzen und seinen Heuschnupfen geniesen, äh, genießen. (Und das schreibe ich dir im Januar, es ist Schnee vorausgesagt.)

Herzlich,
Petra

Liebe Petra,

ich gebe dir recht, auf der Website Bonner Frauen sind tatsächlich spannende Entdeckungen zu machen. Es freut mich auch, dass es bei uns schon zwei Episoden zu den Bonner Frauen gibt, nämlich Petra Kelly und Elisabeth Schwarzhaupt. Viele andere sind mir bei meinen Recherchen für die Romane oder den Podcast schon über den Weg gelaufen, zum Beispiel Sybille Mertens-Schaaffhausen, Adele Schopenhauer oder Clara Schumann.

Gerade habe ich mir den Beitrag über Sybille Mertens-Schaaffhausen angesehen und da ist unter „Erinnerungsorte in Bonn“ der Rolandsbogen in Remagen aufgeführt. Lustiger Zufall, denn gerade heute Morgen habe ich an meinem neuen Romanmanuskript gearbeitet und eine Szene geschrieben, in der der Rolandsbogen vorkommt, und darum weiß ich auch, dass der Bogen 1839 eingestürzt ist und 1840 wieder aufgebaut wurde. Natürlich wollte man ihn genauso krumm und schief haben, wie er vorher war, denn das galt damals schon als romantisch und pittoresk. Heute ist er aber leider nicht mehr so hübsch bewachsen wie damals (das Bild ist von 1900). Der Ausblick ist allerdings immer noch sehr schön.

Die Welt ist doch manchmal sehr klein – der Weg von Zürich nach München ist allerdings weit – und führt über die Grenze der EU. Du musstest Zoll für einen selbst gebackenen Stollen bezahlen ???!!! Das tut mir leid. Die gute Nachricht ist: der Stollen hält sich bis Ostern.

Liebe Grüße

Susanne

Liebe Susanne,

heute schreibe ich dir gleich noch mal. Denn in unserer aktuellen Podcastfolge über die Isländerin Ingibjörg H. Bjarnason habe ich kurz von der dortigen Premierministerin Katrín Jakobsdóttir erzählt.

Katrín Jakobsdóttir (Jahrgang 1976, Links-Grüne-Bewegung)

Gerade habe ich gelesen, dass sie neben ihrer politischen Tätigkeit jetzt auch schriftstellerisch tätig ist und zusammen mit dem Krimiautor Ragnar Jónasson ihren ersten Kriminalroman veröffentlicht hat. Er heißt originellerweise Reykjavík und handelt originellerweise von einem verschwundenen Mädchen.

Was ich aber ganz interessant finde, ist die Kulisse: Es spielt 1986, als Ronald Reagan und Michail Gorbatschow in der isländischen Hauptstadt zu einem Gipfeltreffen zusammenkamen, um über Abrüstung und Frieden zwischen den USA und der Sowjetunion zu sprechen.

Das Treffen fand in Höfði statt, dem offiziellen Gästehaus der Hauptstadt, in dem es – so ist das in Island – ordentlich spuken soll.

Höfði

Das klingt vielversprechend, aber laut Reykjavík Grapevine ist wohl nicht viel passiert. Auch nicht politisch.

Jedenfalls damals noch nicht.

Ich werde aber die Augen offen halten und berichten, ob der Krimi der Premierministerin ins Deutsche übersetzt wird. Dann sage ich hier Bescheid.

Bless bless (sagt man auf Isländisch)
Petra