„Das Weltall – unendliche Weiten“ – so könnte unsere Folge über Astronominnen auch beginnen, mit einem Zitat aus Star Trek. So altmodisch die Serie aus den 60er Jahre heute auch erscheinen mag, muss man ihr doch zugute halten, dass sich die Crew aus verschiedenen Nationalitäten zusammensetzte – und das mitten im Kalten Krieg! Die einzige Frau auf der Brücke war dann die Kommunikationsoffizierin Uhura. Frauen in Führungspositionen waren offensichtlich noch schwerer vorstellbar als ein Russe oder ein Vulkanier.

Beinahe 60 Jahre sind seitdem vergangen. Heutzutage erobern sich Frauen nicht nur in der Welt der Serien und Kinofilme sondern auch in der sehr realen Welt der Wissenschaft Anerkennung und relevante Positionen. Unsere heutige Gästin, die studierte Astrophysikerin Jana Steuer, erzählt uns in dieser Folge von ihrem persönlichen Werdegang, und sie stellt uns vier Frauen vor, die Grundlegendes in der Astronomie geleistet haben. Eine tolle Folge, bei der wir viel gelernt haben! Ein ganz großes Dankeschön an Jana, du hast das Wort.

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Ein Gastbeitrag von Jana Steuer

Stolpersteine statt Sternenstaub – Frauen in der Astronomie

Das Feld der Astrophysik ist einer der ältesten Forschungsbereiche der Menschheit. Wir haben schon immer zu den Sternen gesehen und uns gefragt, was sie uns zu sagen haben, was sie wirklich sind und was vielleicht hinter ihnen liegen mag. Es ist das Forschungsgebiet unserer eigenen Herkunft, eng verknüpft mit der Entstehung der Erde, unseres Heimatsterns, der Sonne, und tatsächlich des gesamten Kosmos an sich. Schon lange erforschen Menschen – ob Männer, Frauen oder andere – das Weltall. Trotzdem sind es von Kepler bis Hawking größtenteils die Männer in der Astronomie, und unter diesen meistens diejenigen aus der westlichen Sphäre, die nicht nur mit wichtigen Preisen geehrt wurden, sondern auch überhaupt in der kollektiven Erinnerung blieben. Doch zu jeder Zeit und an jedem Ort auf dieser Welt gab es Frauen, die den Himmel erforschten. Die Hürden für sie waren teilweise so drastisch, dass ich persönlich mich oft frage, ob ich genauso hartnäckig dieser Leidenschaft gefolgt wäre wie sie, hätte man mir solche Steine in den Weg gelegt. Der Wille und die Treue zum Ideal der Forschung dieser Frauen beeindrucken und inspirieren mich heute zutiefst.

Es ist nicht einfach, einige wenige Beispiele dieser Frauen herauszupicken. Sobald man beginnt, in dieses Thema einzusteigen, fliegen einem hunderte Namen entgegen, deren Geschichten es verdient haben, erzählt zu werden. Ich werde hier nur vier Beispiele anschneiden, verteilt über vier Jahrhunderte, die die Astrophysik durch ihre herausragende Arbeit, kreativen Geist und innovativen Ideen prägten. Ohne diese Frauen sähe die Wissenschaft des großen Ganzen, des gesamten Kosmos an sich, heute völlig anders aus.

Maria Cunitz (1610–1664)

Maria Cunitz wurde in Schlesien im selben Jahr geboren, in dem Galileo Galilei die Jupitermonde entdeckte. Sie verfasste im Jahr 1650 das Werk Urania Propitia, das als eines der bedeutendsten astronomischen Bücher des 17. Jahrhunderts gilt. Darin verbesserte sie die Rudolfinischen Tafeln von Johannes Kepler und vereinfachte komplexe Berechnungen zur Planetenkonstellation. So konnten auch Menschen ohne tiefere mathematische Kenntnisse an der Astronomie teilhaben. Sie war damit eine der Wegbereiterinnen der „Populären Astronomie“, eine Art frühe Wissenschaftskommunikatorin. Ihre Arbeit verschaffte ihr hohes Ansehen und sie wurde als die „weibliche Kopernikus“ oder auch “Athene von Schlesien” bezeichnet. Heute ist zumindest ein Krater auf der Venus, auf der alle landschaftlichen Merkmale Frauennamen tragen, nach Maria Cunitz benannt. 

Annie Jump Cannon (1863–1941)

Annie Jump-Cannon wurde schon als Kind von ihrer Mutter ermutigt, ihrem wissenschaftlichen Interesse nachzugehen. Sie brachte ihr die Sternkonstellationen bei, lehrte sie gleichzeitig aber auch Hauswirtschaft, was Annie später zu einem Talent in Ordnung und Organisation von Daten verhalf. Sie studierte Astronomie und Physik am Wesley College in Massachusetts, USA. Nach einer Scharlacherkrankung wurde Annie fast vollständig taub, was die Teilhabe am sozialen Geschehen für sie deutlich erschwerte. Stattdessen konzentrierte sie sich immer mehr auf ihre Arbeit. 

Um die Chance wahrzunehmen, mit einem damals hochmodernen Teleskop zu arbeiten, ging sie schließlich ans Radcliff College in Boston. Dort hielten Harvard-Professoren ihre Vorlesungen ein weiteres Mal vor einem Publikum von Frauen, die an der prestigereichen Uni nicht zugelassen waren.

Sie wurde kurz darauf Teil der „Harvard Computers“: ein Forschungsprojekt mit dem Ziel, jeden Stern, heller als eine bestimmte Grenze, am Himmel zu identifizieren und zu klassifizieren. Annie konnte 1913 etwa 200 Sterne pro Stunde hochgradig akkurat bearbeiten. Am Ende ihres Lebens hatte sie weit über 300.000 Sterne kategorisiert, mehr als jeder andere Mensch vorher oder nachher.

Im Zuge dieser Arbeit erfand Annie das bis heute gängige sogenannte Harvard Classification System, was Sterne anhand von Temperatur und Spektraltypen sortiert und sie in O, B, A, F, G, K oder M kategorisiert und ihnen Nummern von 0 bis 9 (je niedriger desto wärmer) gibt. Dass das System nicht nach ihr, sondern der Universität benannt wurde, ist symptomatisch für die Zeit. Jede:r Studierende der Astronomie kennt dieses System, es ist eine der Grundlagen im Feld der stellaren Physik.

Die Frauen in Harvard wurden oft kritisiert, da sie keine klassischen Hausfrauen waren und solche wie Annie sich auch noch für das Frauenwahlrecht einsetzten (was die USA erst 1920 ins Gesetz aufnahmen). Annie soll dazu gesagt haben: „Wenn Frauen den Himmel organisieren können, dann können sie wählen!“

Cecilia Payne-Gaposchkin (1900–1979)

Cecilia Payne wuchs in England auf und flog kurz vor ihrem Abschluss von der Schule, da sie ein Buch von Platon in einen Bibelumschlag eingewickelt hatte und vorgab, ihren Religionsstudien nachzugehen. 1923 emigrierte sie in die USA, da sie damals als Frau in England keine Hoffnung auf eine akademische Karriere hatte. In Harvard traf sie unter anderem auch auf Annie Jump-Cannon.

Sie war die erste Person, die am Radcliff College promovierte und ihre Dissertation stellte 1925 eine revolutionäre Theorie auf: Sterne bestehen überwiegend aus Wasserstoff und Helium. Unter äußerem Druck musste sie diese Erkenntnis mit der Notiz „höchstwahrscheinlich nicht richtig“ versehen. Doch Cecilia behielt Recht. Heute wissen wir, dass Sterne während der längsten Phase ihres Lebens heiße Bälle aus Gas sind, die Wasserstoff zu Helium in ihrem Kern fusionieren.

Die Doktorarbeit gilt bis heute als eine der genialsten Doktorarbeiten, die in der Astronomie jemals geschrieben wurden. Ein Preis für herausragende Dissertation trägt bis heute Cecilias Namen.

Später wurde sie die erste Frau, die den Titel einer Professorin und die Leitung einer Abteilung an der Harvard University erhielt.

Vera Rubin (1928–2016)

Nach ihrem abgeschlossenen Bachelor-Abschluss wollte Vera Rubin eigentlich an die Princeton University, wo man sie aber als Frau 1948 noch nicht zuließ. Es sollte noch weitere 27 Jahre dauern, bis Princeton Frauen im Master Astronomie aufnahm.

Sie ließ sich aber nicht entmutigen und erhielt ihren Master-Abschluss schließlich an der Cornell-Universität, wo sie bereits mit einigen Titanen der Physik, wie Richard Feynman und Hans Bethe, arbeiten konnte.

Sie beobachtete als erste Frau am Palomar-Observatorium in Kalifornien 1965 den Nachthimmel, obwohl es im Gebäude noch nicht einmal eine Damentoilette gab. 

Nachdem ihre Doktorarbeit heftige Kontroversen mit sich brachte (die sich später auflösten, als herauskam, dass ihre Resultate und Schlussfolgerungen absolut korrekt waren), suchte sie nach einem Fachgebiet, wo man sie in Ruhe ließ. Etwas Unaufgeregtes, am liebsten fast Langweiliges. Und so untersuchte sie in den 1970er Jahren die Rotationskurven von Galaxien. Dabei fand sie, völlig unverhofft, die ersten überzeugenden Hinweise auf die Existenz der Dunklen Materie. Ihre Forschungsergebnisse zeigten, dass die sichtbare Materie in Galaxien nicht ausreicht, um deren Rotationsgeschwindigkeit zu erklären.

Diese Erkenntnis ist eine der großen Revolutionen im Bereich der Astrophysik und legte den Grundstein für das heutige Verständnis des Universums, in dem Dunkle Materie eine entscheidende Rolle spielt. Bis heute jagen Forschende auf dem gesamten Planeten nach diesen mysteriösen Materie-Teilchen. Bislang ohne Erfolg. Doch wir erkennen immer und immer wieder, an der unterschiedlichsten Stellen, dass sie da sein muss: Diese „unsichtbare“ und schwach wechselwirkende Materie, ohne die es niemals Strukturen wie Galaxien – und damit auch uns – gegeben hätte.

Ein Vermächtnis, von dem junge Wissenschaftlerinnen heute noch zehren können

Weder Rubin noch eine der anderen genannten Frauen erhielten für ihre Arbeit den Nobelpreis. Der Physik-Nobelpreis ging seit seiner ersten Vergabe im Jahr 1901 an 219 Männer und fünf Frauen. Drei dieser fünf erhielten ihn in den letzten sechs Jahren.

Nichtsdestotrotz hinterlassen diese Frauen und ihre Kolleginnen über die Geschichte hinweg ein Vermächtnis, von dem junge Wissenschaftlerinnen heute noch zehren können. Sie bereiteten den Weg, bewiesen, dass es möglich ist, und zeigten immer wieder aufs Neue, dass die Wissenschaft im Allgemeinen und die Astronomie im Besonderen keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern macht, wenn es drauf ankommt: Menschen forschen. Menschen erkennen. Und Menschen sind fasziniert vom Kosmos, dem Nachthimmel über uns und den Geheimnissen, die dort auf uns warten.

Wenn ich an die großen Frauen dachte

Für mich sind die Geschichten dieser Frauen ein Grund, immer weiterzumachen. Ich studierte Physik im Bachelor an der LMU München und verzweifelte bestimmt hunderte Male am Stoff, der so unaussprechlich kompliziert war und mein Gehirn an seine Grenzen trieb. Wenn man sich durchbeißen soll, dann braucht man einen Grund, eine Motivation. Ich fand diese einerseits in den Astrophysik-Wahlpflicht-Vorlesungen und -Seminaren: wenn es um Sterne, Exoplaneten, Schwarze Löcher und Quasare ging, konnte ich die Energie finden, Tage in der Bibliothek zu verbringen und dort wie eine Verrückte zu lernen. Und andererseits erfüllte mich jedes Mal ein Gefühl von Stolz und Wille, wenn ich an die großen Frauen dachte, die vor mir kamen. Frauen, die für ihr Recht kämpften, an Universitäten zu studieren und zu lernen. Frauen, ohne die die Physik heute eine völlig andere gewesen wäre, wenn sie sich dem Druck gebeugt hätten. 

Später studierte ich Astrophysik im Master und erkannte, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte. Es ist nicht einfach nur so, dass ich den Kosmos und sein Werden und Vergehen spannend finde. Natürlich treibt mich die Frage um, ob es wohl außerirdisches Leben gibt, was im Inneren eines Schwarzen Loches zu finden ist und wie das Universum wohl eines Tages enden wird. Aber es ist auch ein ganz besonderes Gefühl, das ich mit der Astronomie verbinde, was mir ganz klar zu verstehen gibt: Hier gehörst du hin. Es ist das Gefühl, wenn ich abends in den Sternenhimmel sehe. Wenn ich an die Sonne denke und ihre unfassbare Macht. Wenn ich über fremde Welten, irgendwo da draußen, Lichtjahre von uns entfernt, nachdenke und mir vorstelle, wie es dort wohl aussieht. Ich fühle mich dann frei, erfüllt von Sinn und auf eine eigenartige Art zuhause. Als Menschen sind wir ein Teil des Kosmos, die Möglichkeit des Universums über sich selbst nachzudenken. Und dieser Gedanke erfüllt mich. Vielleicht erfüllte er auch einst die großen Frauen in diesem Gebiet, deren Nachfolgerinnen heute die Universitäten auf der ganzen Welt besuchen.

Astronomie ist für alle da und zugänglich

Nach meinem Master-Abschluss machte ich die Wissenschaftskommunikation zu meinem Beruf. Heute versuche ich in anderen Menschen genau dieses Gefühl, was ich eben beschrieb, zu entfachen. Es geht nicht darum, ob man damals in der Schule gut in Mathematik oder Physik war. Astronomie ist für alle da und zugänglich, man braucht nur jemanden, der einem vielleicht die Richtung weist. Das ist meine Aufgabe und ich gehe sie jeden Tag mit Freude an. Das Universum ist voller atemberaubender Anblicke, sensationeller Ereignisse und es hält noch eine große Menge Überraschungen für uns parat. Es liegt an uns, hinzusehen. Egal wer wir sind, wann wir leben und wo wir herkommen. Das war schon immer so.

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Links und Tipps:
Janas Podcast „Ein großer Schritt für die Menschheit“ und auf Instagram
Janas Podcast „Translunar“ (Volkssternwarte München)

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Hierzulande kennt wohl kaum jemand Margaret Mead. In den USA war die Anthropologin allerdings ein Medienstar, die sich nicht nur über fremde Völker äußerte, sondern auch zu nahezu jeder Debatte der amerikanischen Gesellschaft.

Am häufigsten sprach sie über das Verhältnis von Mann und Frau sowie Jugend, Pubertät und Sexualität.

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Der wunderbare Roman von Lily King heißt Euphoria. Erschienen bei dtv, übersetzt von Sabine Roth.

In der Einführung erwähnen wir den Substack-Blog von Kaye Jones, The Herstorian.

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Quellen:
Mary Catherine Bateson: Mit den Augen einer Tochter. Meine Erinnerung an Margaret Mead und Gregory Bateson. Rowohlt 1986. Übersetzt von Rosemarie Lester.
Jane Howard: Margaret Mead. A Life. Simon and Schuster 1984.
Charles King: Schule der Rebellen. Wie ein Kreis verwegener Anthropologen Race, Sex und Gender erfand. Carl Hanser Verlag 2020. Übersetzt von Nikolaus de Palézieux.
Hilary Lapsley: Margaret Mead and Ruth Benedict. The Kinship of Women. University of Massachusetts Press 1999.

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Die Architektin Zaha Hadid erhielt als erste Frau die bedeutendste Ehrung im Bereich Architektur: den Pritzker-Preis. Das war 2004. Ihre Entwürfe sind markant und streben nach Schwerelosigkeit. Sie selbst war eine hartnäckige, selbstbewusste Frau, der es gelang, sich in einer männerdominierten Branche durchzusetzen.

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Eine Biografie über diese beeindruckende Frau, die Forbes zeitweise unter den 100 mächtigsten Frauen der Welt führte, gibt es leider noch nicht. Dafür eine Reihe von Ausstellungskatalogen und Bildbänden mit ihren Werken, einen Gesprächsband mit Hans Ulrich Obrist, dazu verschiedene Kinderbücher und natürlich einen Wikipedia-Artikel und richtig gute Podcasts. Doch einer mehr kann definitiv nicht schaden!

Kindheit

Geboren wird Zaha Muhammad Hadid am 31. Oktober 1950 in Bagdad. Ihre Mutter Wajiha Sabunji (?–1983) und ihr Vater Muhammad Hussein Hadid (1907–1999) stammen aus Mossul; ihre wohlhabenden Familien sind in den Bereichen Handel, industrielle Investitionen und Immobilien aktiv. Ihr Vater studiert an der London School of Economics, ist 1946 Mitbegründer der Demokratischen Partei des Iraks, nach dem Staatsstreich 1958 zweimal Finanzminister in der neuen Republik. 1960 ist er Mitbegründer und Leiter einer progressiven Partei.

Sie pflegen einen westlichen Lebensstil. Zaha geht, obwohl ihre Familie dem sunnitischen Glauben anhängen, in eine von katholischen Nonnen geleitete Klosterschule, später wechselt sie auf ein Schweizer und dann ein englisches Internat, wie auch ihre beiden Brüder.

Mit ihren Eltern hat sie Glück: Ihr Vater beantwortet ihr geduldig all ihre Fragen, von denen sie viele hat. Die Mutter, selbst sehr kreativ, bringt ihr das Zeichnen bei, und als Zaha mit sieben oder acht Jahren zum ersten Mal Kleidung entwirft, lässt ihre Mutter sie tatsächlich nachschneidern. Zahas Freundinnen sind begeistert. Ein Freund der Familie ist jedoch Architekt, und so möchte sie dann mit elf lieber Architektin werden. Sie entwirft ihr eigenes Kinderzimmer neu – und ein Tischler setzt ihre Pläne um.

Studium

Um an der American University of Beirut Mathematik zu studieren, zieht Zaha Hadid von 1968 bis 1971 in den Libanon. Lieber hätte sie wohl gleich Ingenieurwesen studiert, ein Fach, was jedoch noch männlicher konnotiert war.

Doch so langsam beginnt die Zeit, in der Saddam Hussein an die Macht kommt, und die Familie entscheidet sich, nach London zu ziehen. Dort studiert Hadid schließlich von 1972 bis 1977 Architektur an der renommierten Architectural Association School (AA). Zu ihren Lehrern gehören so bekannte Architekten wie Oscar Niemeyer (Brasilien), Rem Kohlhaas (Niederlande), Bernard Tschumi (Schweiz) und Ilias Zengelis (Griechenland). Der Unterricht gilt als frei und modern; die Studierenden entwickeln eigene Projekte, die Professoren dienen ihnen als Mentoren. (Auf eine genderinklusive Formulierung muss hier kaum geachtet werden: Damals waren nur 6 % Frauen in der Architektur tätig, und vermutlich nicht als Professorinnen …)

Zenghelis (links oben), Meyer (rechts), Kohlhaas (links unten)

Erste Schritte ins Berufsleben

Von 1977 bis 1978 arbeitet Zaha Hadid im Office for Metropolitan Architecture (OMA) für Ilias Zengelis und Rem Kohlhaas. Schon 1980 gründet sie jedoch ihr eigenes Büro in London, mit vier Mitarbeitenden, die ihre Chefin als herzlich und witzig erleben. Hadid sagt selbst, ihr sei es nie darum gegangen, Ideen hinzuwerfen und die anderen herausfinden zu lassen, wie sich das bauen lässt. Ein Architekturstudio funktioniert nur mit Teamwork und Diskussionen, auch wenn sie als Chefin natürlich ein Veto hat.

Zaha Hadid Architects fangen früh mit Computeranimationen an. Allerdings bedauert Hadid in Interviews auch, dass das händische Zeichnen und die Kunstfertigkeit oder das Handwerk des Zeichnens so natürlich verloren gehe. Doch es heute wiederzubeleben, sei auch nicht sinnvoll und nichts als Nostalgie.

Aktuelle Website von Zaha Hadid Architects

1980 erhält Hadid die britische Staatsbürgerschaft.

1983 kommt als Praktikant der Deutsche Patrik Schumacher ins Unternehmen, 1988 wird er fester Mitarbeiter, 2002 auch Teilhaber/Partner. Auch wenn die Zusammenarbeit anfangs schwierig ist (Hadid feuert ihn mehrfach), entwickelt sie sich nach und nach zu einer sehr engen beruflichen Beziehung.

Passend zu Hadids Interesse an Theorie, lehrt sie bereits ab 1980 an ihrer Alma mater, der AA. 1987 bis 1994 ist sie Gastdozentin in Chicago, Hamburg und New York. 1994 übernimmt sie den Kenzo-Lange-Lehrstuhl in Harvard, 2000 den Städtebaulehrstuhl der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Was die Praxis angeht, so hat ihr Büro Startschwierigkeiten, man nennt Hadid bereits „Papierarchitektin“. Doch was sie auf Papier bringt, hat es in sich.

Zwischen Suprematismus und Star Wars

In der architektonischen Postmoderne ist, ähnlich wie in der Literatur, keine „große Erzählung“ mehr möglich. Harmonien und Proportionen werden dekonstruiert und neu zusammengesetzt. Das Jüdische Museum von Daniel Libeskind in Berlin ist ein Beispiel dafür, das Guggenheim Museum von Frank O. Gehry in Bilbao ein anderes: Ein Gebäude zeichnet sich nicht mehr durch klassische Fassaden und Rechtwinkligkeit aus, bleibt aber dennoch funktionsfähig.

Dieser Dekonstruktivismus besteht aus mehreren Strömungen, Hadid ist vom Suprematismus und dessen „Gründer“ Kasimir Malewitsch beeinflusst. Schon ihr Dozent und späterer Kollege Ilias Zengelis macht sie während des Studiums auf Malewitsch aufmerksam, und für eine Projektarbeit projiziert sie eine seiner Skulpturen auf die Londoner Hungerford Bridge.

Der Suprematismus ist mit dem Futurismus und Konstruktivismus verwandt und stammt, wie viele andere Kunstrichtungen der Zeit, aus Russland. Geltung hatte er von 1913 bis zu Beginn der 1930er Jahre.

Malewitsch verstand unter Suprematie die „Vorrangstellung der reinen Empfindung vor der gegenständlichen Natur“ – das unterscheidet sich von abstrakter Kunst „insofern, als die Formen dieser Kunstwerke keine Abstraktionen von sichtbaren Gegenständen sind, sondern völlig von Gegenstandsbezügen befreit. Diese Kunstrichtung stellt die Reduktion auf einfachste geometrische Formen in den Dienst der Veranschaulichung ‚höchster‘ menschlicher Erkenntnisprinzipien“ (Quelle).

Das Schwarze Quadrat. Weiß auf Weiß. Für diese einfachsten geometrischen Formen ist Malewitsch auch heute noch bekannt. Hadid erzählt von einer „fast religiösen“ Erfahrung, als sie 1992 in New York eine Ausstellung kuratierte und das Schwarze Quadrat aufhängen durfte.

Das Futuristische, Schwebende, Schwerelose dieser Strömung findet sich in Hadids eigenen Konzepten und Ausstellungsobjekten wieder: Star Wars ist wohl unsere heutige Assoziation, aber natürlich dachte ja auch Russland zur Zeit des Suprematismus an Raumfahrt und die Eroberung des Kosmos.

Von der Papierarchitektin zur einflussreichen Künstlerin

Ob ein Bürohaus am Kurfürstendamm in Berlin oder der Neue Zollhof in Düsseldorf: Hadid nimmt an Wettbewerben teil, gewinnt – und dennoch werden ihre Entwürfe nicht umgesetzt. Besonders schwer trifft sie das 1983 beim mit 100.000 US-Dollar Preisgeld dotierten Projekt „The Peak Leisure Club“ in Hongkong, das sie gegen 600 Konkurrent:innen gewinnt.

Hier eine Zeichnung und ein Rendering ihres Entwurfs:

Doch aufgrund politischer Entwicklungen wurde das Projekt nie gebaut. Ein großer Rückschlag für Zaha Hadid Architects.

Doch im Jahr 1993 wurde endlich ihr erstes wichtiges Projekt gebaut: Ein Feuerwehrhaus für die Firma Vitra, eine Schweizer Firma für Wohn- und Büromöbel in Weil am Rhein. Eigentlich sollte Hadid einen Stuhl entwerfen, doch der Auftraggeber war so begeistert, dass er ein ganzes Gebäude beauftragte. Es wurde eine Weile tatsächlich als Feuerwache genutzt, heute ist es für Veranstaltungen und Ausstellungen vorgesehen.

Sonia Ricon Baldessarini beschreibt es wie folgt:

Das Gebäude bohrt sich wie ein Keil mit seinen dreieckigen Spitzen horizontal in das Gelände und vertikal in die Luft hinein. … Jede Fassadenseite hat ein unterschiedlichen Erscheinungsbild … [es] ergibt sich ein dramatischer Effekt, der sich im Innenraum wiederholt. Schräge Trennwände intensivieren diesen Eindruck. … In den Decken sind Beleuchtungsschächte eingebaut, die längs durch den Raum ziehen und ein Gefühl von Tageslicht erzeugen. … Das Gebäude … wirkt durch seine Schlichtheit schwerelos und beruhigend.

Sonia Ricon Baldessarini: Wie Frauen bauen. Architektinnen von Julia Morgan bis Zaha Hadid, Aviva 2001.

Ablehnungen und Zusagen

Erneut enttäuscht wird sie Mitte der 1990er Jahre, als ihr Entwurf für ein neues Opernhaus im walisischen Cardiff dreimal die Ausschreibung gewinnt, aber dreimal von der Baukommission der Stadt abgelehnt wird. Mal vermutet man, die Statik könne nicht stimmen, mal hat man Angst vor einer Fatwa, weil der Entwurf Ähnlichkeiten mit der Kaaba in Mekka habe … Hadid ist sich sicher, dass es vor allem daran liegt, dass sie in London lebt und arbeitet (auf England ist man in Wales ja nicht immer gut zu sprechen), aber vor allem, dass sie eine Frau und Irakerin ist. Später sagt Hadid, diese Behandlung habe sie beruflich um sieben oder acht Jahre zurückgeworfen.

Aber andere Projekte werden umgesetzt:

  • 1999 der Info-Pavillon des Landes Baden-Württembergs für die Landesgartenschau in Weil am Rhein, genannt LF one oder Landscape Formation one, ein 140 Meter langes Gebäude aus drei Segmenten mit einem begehbaren Dach
  • 2003 das Contemporary Arts Center, ein Museum für zeitgenössische Kunst in Cincinnati, Ohio – das erste Museum in den USA, das von einer Frau gebaut wurde und die Frage beantwortet, wie man die typische, verlassene Innenstadt US-amerikanischer Städte „zurückholen “ und erneut zu einem kulturellen Zentrum machen kann
  • 2003 das BMW-Zentralgebäude in Leipzig, das die Grenzen zwischen öffentlichem Raum und öffentlichem Gebäude relativieren und zwischenmenschliche Interaktionen fördern soll – hier werden die gerade gefertigten Autos auf dem Band durch das Gebäude gefahren

Preise und Auszeichnungen

Im Jahr 2004 gewinnt sie dann den weltweit renommierten Pritzker-Architekturpreis, der auch „Nobelpreis für Architektur“ genannt, jährlich vergeben wird und mit 100.000 US-Dollar dotiert ist. Hadid ist 2004 die erste Frau. In den Jahren 2010, 2017, 2020 und 2021 gewinnen weitere Büros, die teilweise oder ganz von Frauen geleitet werden. Das Alter der Architekt:innen im Jahr der Preisverleihung liegt im Durchschnitt bei 65 Jahren (Hadid ist 54).

Nun wird sie auch endlich in der Fachpresse endlich ausreichend gewürdigt und steht bald in einer Reihe zum Beispiel mit Frank O. Gehry, Norman Foster und Daniel Libeskind. Sie wird zum Star, wie Architekt:innen in dieser Zeit überhaupt Stars sein konnten. Auf der Biennale in Venedig wirft sich ein junger Mann vor sie auf die Knie, reißt sein Hemd auf und fragt nach einem Autogramm auf seiner Brust. Andererseits muss sie sich als berühmte, ehrgeizige Frau natürlich auch manchmal solche Begriffe wie „Diva“ und „böse Hexe“ anhören.

Zaha Hadid Architects wächst und ist bald doppelt so groß. Weitere Projekte folgen:

  • 2005 das Wolfsburger Science Center / phaeno Wolfsburg als interaktives Museum für Wissenschaft und Technik, das die Tradition der expressionistischen Wolfsburger Kulturbauten weiterführt: es gibt geschwungene Rampen und Trichter, ein „schwebendes“ Obergeschoss, das die Abgrenzung zwischen Innen- und Außenraum aufhebt – als neuen nachhaltigen Baustoff nutzt Hadid hier selbstverdichtenden Beton
  • 2005 die Stationen für die Hungerburgbahn in Innsbruck
  • 2009 das mit dem Sterling Prize ausgezeichnete MAXXI (Museo nazionale delle arti del XXI secolo) in Rom, das die traditionelle Wand infrage stellt und eine „emanzipierte“ Wand dagegenstellt, als wandelbares Element. das mal zum Fußboden wird oder selbst aufgehängt wird, passend zur zeitgenössischen Kunst, die auch nicht mehr nur das macht, was man von Kunst gewöhnt ist – Hadid vergleicht das Gebäude mit einem Tanzstück von Martha Graham
  • 2011 das London Aquatics Center, das öffentliche Schwimmbad für die 2012 Olympics

Form oder Funktion

Sieht man sich die Entwürfe und Gebäude von Zaha Hadid an, kann es nicht überraschen, dass sie hin und wieder kritisiert wird, sie mache sich zu wenig Gedanken um Funktion und Raumoptimierung. Ihre Entgegnung: Früher sei es die Pflicht der Architekt:innen gewesen, die Idee dem Massengeschmack anzupassen und somit oft das geistige Niveau ihrer Entwürfe herunterzuschrauben. Architektur sei eine Dienstleistung gewesen. Doch das sei ihr nicht genug. Sie sei eben auch Künstlerin.

Auf die Frage, ob sie sich dem Kontext des Ortes anpassen würde, an dem ihre Gebäude entstehen, erklärt sie in einem Interview, dass sie den Kontext (also zum Beispiel die umstehenden Häuser oder die Struktur des Stadtviertels) berücksichtigt, ihn aber nicht unbedingt nachahmt.

Im Jahr 2010 sagt sie:

Es ist eine interessante Zeit, weil noch vor dreißig Jahren ein starkes Misstrauen gegenüber Architektur und Architekten herrschte. Das hat sich nicht unbedingt sehr geändert, aber ich finde, heute herrscht größerer Optimismus. Es gibt diesen unglaublichen Wohlstand und Aufschwung. Länder wie die Niederlande haben immer schon Projekte gebaut; jetzt sind es Asien und der Mittlere Osten. Aber niemand hat alle Themen in einem Projekt für ein Land zusammengefasst. Niemand hat einen Masterplan für eine Stadt entwickelt, der alle Ideen vereinigt, wie die ideale amerikanische Stadt oder Berlin oder was auch immer aussehen soll. Es gibt keinen idealen Ort. Sie haben noch keinen Nutzen aus der Chance gezogen, zum Beispiel Beirut neu aufzubauen. Ich denke, darum überwiegen in einem bestimmte Kontext auch immer noch die Ideen von Überlagerung und Nebeneinander, weil wir nicht davon sprechen, die ganze Gegend abzureißen. Man muss sich mit Konzepten der Schichtung auseinandersetzen, um in Beziehung zu bestehenden Gebäuden zu treten. Und ich finde, es sollten mehr Untersuchungen zur angemessenen Bebauung durchgeführt werden. Wie leben wir? Wie ist unser Arbeitsumfeld?

Galerie Gmurzynska (Hrsg.): Zaha Hadid und Suprematismus. Hatje Cantz 2012.

Innenarchitektur und Design

Hadid ist multidisziplinär auch im Bereich Design tätig und entwirft Möbel, Gebrauchsgegenstände und Innenräume. An solchen Projekten gefällt ihr, wie schnell man, im Gegensatz zur Architektur, Ergebnisse sieht. Aber es fehlt ihr meist schlicht die Zeit.

Ihre grafischen Darstellungen und Planzeichnungen werden zum Beispiel im Guggenheim Museum in New York, im Museum of Modern Art in New York und in der GA Gallery in Tokio ausgestellt. Eine Dauerausstellung gibt es heute im Deutschen Architektur Museum in Frankfurt am Main zu sehen.

Sie trägt gern ausgefallene Kleider, Pelze und Schmuck – Mode, die selbst an Architektur erinnert. Zusammen mit ihrer beeindruckenden Präsenz und ihrer tiefen Stimme zieht sie stets die Aufmerksamkeit auf sich.

Weitere Erfolge

Im Jahr 2009 gewinnt sie den renommierten internationalen Kunstpreis Praemium Imperiale der Japan Art Association in Höhe von 95.000 Euro.

Im Jahr 2011 gibt es zeitweilig eine Filiale ihres Büros in Hamburg. Ihr Londoner Büro hat 2012 ca. 250 Mitarbeiter:innen, 2015 schon 400, die an über 950 Projekten in 44 Ländern arbeiten.

Sie gewinnt einen zweiten Sterling Prize.

Im Jahr 2012 wird sie zur Dame Commander of the Order of the British Empire ernannt, eine Auszeichnung, die ihr als Frau mit arabischem Hintergrund sehr wichtig ist. Ihr Berufsleben sei ein langer Kampf gewesen, weil sie nie Zugang zu diesen Männerwelten in der Architekturbranche gehabt habe, in denen man gemeinsam Golf spielen oder etwas trinken gehe. Es habe gedauert, bis sie erkannt habe, dass sie das auch gar nicht wollte. Und gerade dieser Kampf habe sie nur stärker und präziser gemacht.

Probleme mit Projekten außerhalb Europas

Hadid baut auch in Baku, in Shanghai oder Guangzhou. Im Zusammenhang mit dem Al Janoub Stadium in Katar wird kritisiert, dass Migrantenarbeiter gestorben seien und Anwohner:innen vertrieben worden seien, um Platz für das Gebäude zu schaffen. Hadid gibt zu, dass es in „diesen Ländern“ immer wieder zu solchen Problemen käme, sie aber so gut wie möglich aufpasse, dass es bei ihren Projekten nicht passiere und die Bedingungen für die Arbeiter stimmten.

Tod und Erbe

Im Jahr 2016 wird ihr letztes Projekt fertiggestellt, das Port House oder Havenhuis in Antwerpen, das als Regierungsgebäude dient und interessanterweise eine ehemalige Feuerwache ist – so war ihr erstes wichtiges Projekt eine Feuerwache, und ihr letztes fertiggestelltes ebenfalls.

Als sie für ein Projekt in Miami ist, muss sie sich wegen einer Bronchitis ins Krankenhaus begeben und stirbt dort im März im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt.

Ihren großen Traum, ein neues Parlamentsgebäude in Irak bauen zu können, kann sie sich leider nicht mehr erfüllen.

Sie liegt zwischen ihrem Vater Muhammad und ihrem Bruder Foulath auf dem Brookwood Cemetery bei London begraben. Ihr Grab ist von einer rechtwinkligen Steinplatte bedeckt. Sie hinterließ einen Bruder und ihre Nichte Rana Hadid, die ebenfalls Architektin ist.

Um ihren Nachlass in Höhe von 215 Millionen US-Dollar gab es einen vier Jahre währenden Gerichtsstreit, doch 2020 wurde der Großteil des Geldes an die Zaha Hadid Foundation übergeben, die arabische bzw. arabischstämmige Architekturstudentinnen unterstützt.

Ihr Büro, Zaha Hadid Architects, gibt es immer noch. Es legt seinen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit in der Baubranche, zum Beispiel was die eingesetzten Materialien und die Energieversorgung der Gebäude angeht.

Ihre Nichte Rana Hadid sagt:

Zaha hat uns beigebracht, dass es besser ist, Brücken zwischen Menschen zu bauen statt Mauern.

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Quellen:
Sonia Ricon Baldessarini: Wie Frauen bauen. Architektinnen von Julia Morgan bis Zaha Hadid, Aviva 2001.
Galerie Gmurzynska (Hrsg.): Zaha Hadid und Suprematismus. Hatje Cantz 2012.
„Dead Ladies Show“, Folge 48: „Zaha Hadid“
„Who, When, Wow!“, Folge „Zaha Hadid: Architect“
„Moonshots“, Folge 50: „Zaha Hadid, Architect“
„She Builds“, Folge 18: „Zaha Hadid“
Wikipedia: Zaha Hadid
OxfordUnion: Dame Zaha Hadid Full Q&A Oxford Union

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Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

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Instagram: https://www.instagram.com/frauenleben.podcast/

Liebe Susanne, Chemie war in der Schule wirklich nicht mein Lieblingsfach. Das habe ich schon im Nachwort meines Romans Die Entdeckerin des Lebens gestanden. Aber seit ich über Rosalind Franklin geschrieben habe, werde ich doch…

All unsere inspirierende Frauen und ihre Zeit – wer hat eigentlich dafür gesorgt, dass Ada Lovelace sich stundenlang mit Babbages Erfindung beschäftigen konnte? Wer hat Friederike Ronnefeldt ihren Morgentee aufgebrüht? Das waren vermutlich ihre Dienstmädchen. Junge Frauen, die oft aus ärmeren Verhältnissen kamen und in den Haushalt der bürgerlichen Frauen eingegliedert wurden.

Die österreichische Autorin Maria Wachter hat sich im Rahmen ihres Romans Café Buchwald mit diesen Mädchen und Frauen beschäftigt, insbesondere solchen, die um das Jahr 1900 in Großstädten wie Wien und Berlin tätig waren. In dieser Folge erzählt sie uns von ihrer Recherche und den anstrengenden Aufgaben und langen Arbeitszeiten des damaligen Dienstpersonals.

Fotograf: Patrick Schörg

Wir machen außerdem kurze Abstecher nach Korea und Schlesien und sprechen über die großartige Erfindung der modernen Waschmaschine.

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Maria Wachter ist in Wien aufgewachsen. Nach vielen Jahren in Südkorea, den USA und Deutschland, wo sie in den Bereichen Werbung und Pressebetreuung arbeitete, kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, wo sie jetzt mit ihrer Familie lebt und historische Romane schreibt.

Website: https://www.maria-wachter.at
Instagram: mariawachter.stories

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„Es drehte sich alles um Kunst und Liebe“, so Peggy Guggenheim (1898–1979) über ihr Leben. Von der schillernden Kunstsammlerin erzählt uns die Autorin Sophie Villard.

Sophie Villard mit ihrem Roman "Peggy Guggenheim"

Sie liebte die Kunst, und sie liebte die Künstler: Peggy Guggenheim rettete im Zweiten Weltkrieg hunderte Werke von Kandinsky, Miró, Dalí, Picasso, Klee, Chagall, Brancusi, Arp … Aber sie rettete auch zahlreiche Menschenleben. Wie sie das gemacht hat und warum sie bis heute unterschätzt wird, erzählt uns die Autorin Sophie Villard. Sie nimmt uns mit in das aufregende Jetset-Leben der Mäzenin zwischen Paris, London, New York bis in ihr Refugium, den Palazzo Venier dei Leoni am Canale Grande in Venedig, wo heute ihre Sammlung zu sehen ist.

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Die Autorin Sophie Villard schreibt historische Romane beim Penguin Verlag. Ihre Romanbiografie über Peggy Guggenheim stand auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Neben Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück sind bisher erschienen: Madame Exupéry und die Sterne des Himmels über Consuelo de Saint-Exupéry, die „Rose“ des Kleinen Prinzen und Ehefrau des Autors Antoine de Saint-Exupéry. Und Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe über Claire Eiffel, Tochter von Gustave Eiffel und dessen Privatsekretärin beim stark umstrittenen Bau des berühmten Turms. Derzeit arbeitet Sophie Villard an einem Zweiteiler über eine berühmte Pariser Familie, dessen erster Band im Herbst 2024 erscheint.

Sophie Villard im Caféhaus
Foto: www.andreaartz.com

Die Peggy Guggenheim Collection in Venedig ist unbedingt einen Besuch wert!

Und Sophies Website auch 😉

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Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

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Astrid Töpfner ist die erste von fünf Autorinnen, die wir euch in einer Reihe von Spezialfolgen vorstellen möchten. Sie schreibt historische und zeitgeschichtliche Romane, und wir fragen sie über ihre Spanien-Trilogie Wir sind für die Ewigkeit aus.

Astrid Töpfner ist in der Schweiz aufgewachsen, lebt aber seit vielen Jahren an der Costa Brava und hörte eines Tages davon, dass im Jahr 1939 viele Katalan:innen vor den Kämpfen des Spanischen Bürgerkriegs aus Barcelona fliehen mussten – und knapp hinter der französischen Grenze in Internierungslagern landeten. Das nahm sie als Ausgangspunkt für ihre Trilogie um drei Frauen aus einer Familie, die so einige Schicksalsschläge zu bewältigen haben.

Wir erfahren in dieser Podcastfolge interessante Hintergründe zur Geschichte Kataloniens, zum Spanischen Bürgerkrieg und zur Franco-Diktatur. Außerdem erzählt sie uns, wie sie ihre Ideen findet und Geschichten über solch emotional schwierige Themen schreibt. Und sie verrät uns bereits etwas über ihren neuen Roman, der im Oktober 2023 erscheint!

Astrids Website: https://astrid-topfner.com/
Astrids Newsletter: https://astrid-topfner.com/newsletter/
Astrids Instagram: https://www.instagram.com/astrid_topfner
Astrids Facebook: https://www.facebook.com/Astrid.Topfner/

Und hier findet ihr Astrids Bücher: https://www.amazon.de/stores/author/B07CTK6HQJ/allbooks

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Die Wienerin war als Architektin an der Entwicklung des „Neuen Bauens“ beteiligt und erfand als Funktionalistin die „Frankfurter Küche“, die als standardisierte Einbauküche die Arbeit der Hausfrau erleichtern sollte. Im Zweiten Weltkrieg engagierte sie sich im Widerstand gegen die Nazis, verbrachte dafür über vier Jahre im Gefängnis und wurde danach als politische Aktivistin bekannt.

Margarete Schütte-Lihotzky
Margarete Schütte-Lihotzky
Die Frankfurter Küche
Die Frankfurter Küche

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Quellen:
Chup Friemert: Margarete Schütte-Lihotzky. Erinnerungen aus dem Widerstand 1938–1945, Konkret Literatur Verlag 1985.
Anke Gröner: Referatsnotizen zur Frankfurter Küche (1926). Abgerufen am 2.6.2023.
Mona Horncastle: Margarete Schütte-Lihotzky. Architektin, Widerstandskämpferin, Aktivistin. Die Biografie. Molden Verlag 2019.
Karin Zogmayer: Margarete Schütte-Lihotzky. Warum ich Architektin wurde. Residenz Verlag 2004.

Außerdem:
Evke Rulffes: Die Erfindung der Hausfrau. Geschichte einer Entwertung. HarperCollins 2021.

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