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Petra Hucke
Petra Hucke ist Autorin, Übersetzerin und Lektorin. „Die Architektin von New York“ (Piper) ist nach „Solch ein zephyrleichtes Leben“ ihre zweite historische Romanbiografie. Sie lebt in München. (Foto: Josephine Weinhold)
Glikl bas Judah Leib oder Glückel von Hameln führte das Leben einer wohlhabenden jüdischen Kauffrau im Altona des 17. Jahrhunderts. Sie war zweimal verheiratet, gebar zwölf Kinder und hinterließ ihnen autobiografische Aufzeichnungen, in denen sie sich im inzwischen ausgestorbenen Westjiddisch zu Familie und Ehe, Religion und Messiasglauben sowie die Hochs und Tiefs der jüdischen Gemeinschaft in Europa äußerte.
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Aus vielen Sorgen und Nöten und Herzeleid
Im Jahre 1691 beginne ich dieses zu schreiben, aus vielen Sorgen und Nöten und Herzeleid … Ich habe dieses angefangen zu schreiben mit Gottes Hilfe nach dem Tode eures frommen Vaters, und es hat mir wohlgetan, wenn mir die melancholischen Gedanken gekommen sind, aus schweren Sorgen, als wir waren wie eine Herde ohne Hirt und wir unseren getreuen Hirten verloren haben. Ich habe manche Nacht schlaflos zugebracht und ich habe besorgt, dass ich nicht, Gott bewahre, in melancholische Gedanken sollte kommen. Darum bin ich oft nachts aufgestanden und habe die schlaflosen Stunden damit zugebracht.
Man weiß nicht, wann Glikl ihren Kindern diese Aufzeichnungen überreicht hat. Ob sie noch am Leben war? Oder ob die Kinder die beschriebenen Seiten irgendwann nach ihrem Tod in einer Schublade gefunden haben? Jedenfalls war es ein großer Schatz, den sie dort in den Händen hielten, eine Lebensgeschichte der Mutter, immer wieder ergänzt durch Erinnerungen und Anekdoten aus der großen jüdischen Gemeinde, die sich über Altona und Deutschland auf ganz Europa erstreckt.
Bertha Pappenheim als Glikl. Gemälde von Leopold Pilichowski. Original von 1925.
Ein seltenes Schriftstück
Und auch für uns heute ist Glikls Autobiografie ein interessantes Schriftstück. Wann kann man schon einmal direkt in den Kopf einer aschkenasischen Jüdin aus dem 17. Jahrhundert schauen? Der Originaltext ist in Westjiddisch verfasst, einer heute nicht mehr gesprochenen Sprache, und auf Deutsch steht er uns dank der Übersetzung von Bertha Pappenheim zur Verfügung. Bertha Pappenheim ist es auch, die auf diesem Gemälde von Leopold Pilichowski als Glikl posiert. Von Glikl selbst gibt es leider kein Porträt.
Wie sie als (sehr!) junge Frau eines Luxuswarenhändlers zurechtkommt, ob sie gute Partien für ihre Kinder findet und ob die ganze Familie einem vermeintlichen Messias nach Ägypten folgt, all das erfahrt ihr in unserer Podcast-Folge zu Glikl bas Judah Leib oder Glückel von Hameln. (Auch die zwei Namen erklären wir natürlich.)
Wie im Podcast versprochen, hier noch ein Link zum ersten von zehn Videos von La Porta Musicale, in denen ein großer Teil aus Glikls Text vorgelesen und passende Musik dazu gespielt wird. Hört mal rein, um euch einen Eindruck von Glikls Sprache zu machen: Glikl von Hameln – musikalisch literarisch.
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Quellen: Marianne Awerbuch: „Vor der Aufklärung: Die Denkwürdigkeiten der Glückel von Hameln – Ein jüdisches Frauenleben am Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts“. In: Willi Jasper und Joachim H. Knoll (Hrsg.): Preußens Himmel breitet seine Sterne, Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich/New York 2002. Bernhard Gelderblom: Die Juden von Hameln von ihren Anfängen im 13. Jahrhundert bis zu ihrer Vernichtung durch das NS-Regime. Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden 2011. Inge Groll: Die jüdische Kauffrau Glikl (1646–1724). Edition Temmen, Hamburg 2011.
Liebe Susanne, ursprünglich erfunden haben das Skifahren die Norweger. Schon in den alten Isländersagas (die ja teils in Norwegen spielen) waren die Wikinger auf Skiern unterwegs: Aber du hast schon recht, dass Arthur Conan Doyle…
Liebe Susanne, in deiner letzten Nachricht (aus dem Februar) schriebst du von Blutschnee. Gruseliger Begriff, interessantes Phänomen. Jetzt haben wir Mitte April, und es schneit immer noch – oder schon wieder. Passend dazu lese ich…
Noch mit 90 Jahren sitzt die US-Amerikanerin Betty Ann Dodson im Fernsehstudio und klärt Frauen über Gleichberechtigung und Selbstständigkeit auf – zu erreichen durch befreiten Sex und Masturbation. Denn wenn Frauen ihren eigenen Körper kennen und lieben, können sie viel selbstbewusster durchs Leben gehen.
Ihre Initialen formen das Wort BAD – schlecht, böse, verdorben. Und das nimmt sich bereits die junge Betty zum Vorbild, als sie im Mittleren Westen aufwächst und mit der rigiden Sexualmoral der Dreißiger, Vierziger, Fünfziger Jahre so überhaupt nichts anfangen kann. Warum soll sie als Frau ihre Lust nicht zeigen? Warum darf sie sie sich selbst nicht einmal eingestehen?
Eigentlich möchte sie Modeillustratorin werden und studiert an der National Academy of Design in New York City. Aber als sie zum ersten Mal im Museum alte Renaissance-Aktgemälde sieht, ist es um sie geschehen. Genau so etwas will sie zeichnen.
Grenzen austesten
Und so etwas will sie selbst erleben. Betty Dodson begibt sich in den nächsten Jahrzehnten auf eine Reise ins Reich ihrer eigenen Sexualität und macht vor (fast) nichts und niemandem Halt. In den Sechzigern und Siebzigern – zur Zeit der sexuellen Revolution – ist sie dabei zum Glück nicht allein. Sie möchte ihre eigenen Grenzen austesten und überschreiten, auch wenn ihr das nicht immer leicht fällt.
Bald erkennt sie außerdem, dass sie anderen Frauen viel über ihre Körper und ihr sexuelles Erleben beibringen kann und beginnt eine Reihe von Workshops mit „Genital Show and Tell“ (bei dem die Frauen ihre eigene Vulva betrachten und bewundern lernen) und der Vermittlung von Praktiken für Masturbation und Partnersex.
Auch ihre Kunst kommt nicht zu kurz
Auch ihre Kunst kommt nicht zu kurz. Sie stellt ihre Bilder aus und verkauft sie, wenngleich es oft in ihrem Leben Phasen gibt, in denen sie kaum Geld hat.
Sie schreibt für das Ms. Magazine – Selbstbefriedigung ist für sie radikaler Feminismus – und veröffentlicht das Buch Liberating Masturbation. A Meditation on Self-Love, das Ende der Achtziger von einem großen Verlag „entdeckt“ wird. Und noch mit 90 Jahren sitzt sie bei Gwyneth Paltrow im Goop Lab (Netflix-Serie) und assistiert ihrer Geschäftspartnerin Carlin bei laufender Kamera, bis diese zum Orgasmus kommt.
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We’re very dangerous when we’re knowledgeable
Betty Dodson in „The Goop Lab with Gwyneth Paltrow“
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Nachtrag: Susanne fragt in der Folge danach, was Betty Dodson wohl zu #metoo zu sagen hatte. Hier gibt es ein Interview bei InsideHook, in dem sie darüber spricht.
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Quelle: Betty Dodson: Sex by Design – The Betty Dodson Story, Eigenverlag 2010
Die Britin Mary Leakey hatte nicht einmal einen Schulabschluss, aber wusste genau, was sie wollte: in Afrika nach Fossilien und Knochen suchen. Begleitet von ihrem Mann Louis Leakey wurde sie zu einer berühmten Paläoanthropologin und fand dort unter anderem den „Nussknackermenschen“ – den ältesten je gefundenen Vertreter der Hominini.
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Auf der Suche nach den Ursprüngen der Menschheit
Staub und Steine, Hitze bei Tag, Eiseskälte bei Nacht. Spinnen im Klo, Schlangen unter dem Dach, Geparden und Nashörner vor der Tür – und eines Abends schreit Baby Jonathan, als eine Horde Heeresameisen über ihn herfällt. Doch Afrika, genauer Kenia und Tansania, ist die Wahlheimat von Mary Leakey, und bei einem Besuch in London bekommt sie einmal fürchterliches Heimweh, als sie im Zoo einen Löwen brüllen hört.
Schon bald ist sie zurück in der Olduvai-Schlucht:
In a few more miles I was looking spellbound … at a view that has since come to mean more to me than any other in the world. As one comes over the shoulder of the volcanic highlands to start the steep descent, so suddenly one sees the Serengeti, the plains stretching away to the horizon like the sea, a green vastness in the rains, golden at other times of the year, fading to blue and grey. ... If it is the rainy season … the grass beside the road will be green and fresh and growing, and there will be many wild flowers. Some of the acacias, too, will have their sweet-smelling white blooms. Here and there, dark rain-storms gather as the day proceeds, but everywhere else shimmers in the hot, bright sunshine. … Olduvai Gorge itself can also be seen. … I shall never tire of that view, whether in the rains or the dry season, in the heat of the day or in the evening when one is driving down straight towards the sunset. It is always the same; and always different. Now, nearly half a century later, that view means to me that I am nearly home.
Immer dabei ist ihr Mann Louis Leakey, zumindest bis es zu einem großen Bruch kommt. Seine erste Frau hat er verlassen, als sie mit dem zweiten Kind schwanger war, und nach einer skandalösen Scheidung hat er Mary Leakey geheiratet. Er ist ein wahnsinnig charismatischer Mann, kann den Menschen Forschungsgelder aus den Rippen leiern, aber wohl leider auch die Finger nicht von anderen Frauen lassen.
Das sprichwörtliche Leakey-Glück
Doch Mary Leakey lässt sich dadurch nicht von ihrer größten Leidenschaft abbringen. Mit dem sprichwörtlichen Leakey Luck findet sie nicht nur den ersten Schädel eines Proconsul africanus, sondern auch Teile des sogenannten Nussknackermenschen. Bei einer Schlacht mit Elefantendung (wenn es keine Schneebälle gibt, muss man sich eben anders behelfen) stolpert sie regelrecht über prähistorische Fußabdrücke, die gleich nach einer lang vergangenen Regenzeit, aber kurz vor einem nahen Vulkanausbruch entstanden sein müssen.
Was für ein Gefühl das wohl ist – die Erste zu sein, die nach über 3,5 Millionen Jahren die Fußabdrücke eines menschlichen Vorfahren entdeckt? Oder vor einer Wand mit Höhlenmalerei zu sitzen und mit Block und Stift auf dem Schoß eine solch entfernte Lebenswelt nachzuzeichnen, in der die Menschen miteinander getanzt und sich gestritten und Nashörnern bei der Kopulation zugesehen haben? Ganz wie heute … (Außer das mit den Nashörnern.)
Wenn ihr nach dieser Folge auch plötzlich den Drang habt, nach Afrika zu reisen, schreibt uns. Wir fahren gemeinsam!
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Quellen: Mary Bowman-Kruhm: The Leakeys. A Biography. Greenwood, Westport 2005 Mary Leakey: Disclosing the Past. An Autobiography. Doubleday & Company, New York 1984 Virginia Morell: Ancestral Passions, The Leakey Family and The Quest For Humankind’s Beginnings, Simon & Schuster, New York 1995
Die Kinder- und Sozialpsychologin aus den USA beschäftigte sich mit den Auswirkungen von Rassismus und rassistischen Vorurteilen auf Kinder. Mit ihrem „Puppentest“ trug Mamie Phipps Clark dazu bei, dass vor Gericht eine Integration von bislang segregierten Kindergärten und Schulen vorangetrieben wurde.
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Mamies Kindheit war geprägt von der Rassentrennung in den Südstaaten, wo die Familie Phipps sich vor jedem längeren Ausflug oder dem Besuch eines Footballspiels ganz genau überlegen musste, wo sie etwas zu essen oder eine Toilette finden würde – denn alles war streng nach Schwarz und Weiß getrennt. Dennoch sagte sie später, sie habe eine glückliche Kindheit gehabt.
Wie Kinder auf ihre Umwelt reagieren
Das mag eine nachträgliche Verklärung sein, denn die Frage, wie Schwarze Kinder auf ihre tiefgreifend rassistische Umwelt der Zeit reagieren, hat sie ihr ganzes Leben umgetrieben. Sie studierte Psychologie und entwickelte in dieser Zeit den erwähnten Puppentest. In den 1940ern bis 1960ern startete sie gemeinsam mit ihrem Mann Kenneth Clark verschiedene Projekte zur Förderung unterprivilegierter Kinder. Gerade in Harlem war die Skepsis gegen ihren psychologischen Ansatz erst einmal groß, denn zu oft wurden Schwarze von den „weißen“ Behörden als geistig zurückgeblieben oder verrückt tituliert, nur weil ihnen jede Chance auf Bildung fehlte.
Doch Mamie Phipps Clark erarbeitete sich das Vertrauen ihrer Community, und ihr Northside Center for Child Development, das sie mit 936 Dollar ihres großzügigen Vaters startete, ist auch heute noch aktiv.
Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten, hanserblau 2019. Tupoka Ogette: exit Racism, Unrast-Verlag 2019.
Liebe Susanne, hast du’s schon gesehen? Unsere Podcast-Kollegin (und meine Sprachmittlerinnen-Kollegin) Bianca Walther hat eine Liste mit Podcasts für den Geschichtsunterricht zusammengestellt und uns (dankeschön!) auch erwähnt. Stell dir einmal vor, wie eine ganze Klasse…
Liebe Susanne, Vorsätze für 2021? Du meinst, endlich schlank, schön und schlau werden? Nein, dieses Jahr ausnahmsweise einmal nicht. Aber mein Vorsatz für diese Woche sind sechstausend Wörter für das neue Schreibprojekt. Ist heute wirklich…
Die afroamerikanische Chemikerin Alice Augusta Ball fand ein Wirkmittel gegen Morbus Hansen – eine Krankheit, die wir unter dem Namen Lepra kennen. Noch immer geht Lepra mit einem großen Stigma einher. Und Würdigung dafür erhielt die junge Frau viel zu spät.
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Eigentlich dachten wir, dass wir interessante Frauen, über die wir nicht ausreichend Informationen für eine ganze Podcast-Folge finden, lediglich in einem Blogartikel vorstellen. So habe ich es zum Beispiel mit Dr. Marie Maynard Daly und Frances Oldham Kelsey gemacht. Aber Alice Ball ist mir so sympathisch, dass ich ausführlicher über sie reden möchte.
Sie wird im Juli 1892 in Seattle in eine recht wohlsituierte Familie geboren. Vielleicht ist es das Fotolabor ihres Großvaters James Presley Ball, in dem sie zum ersten Mal mit Chemikalien in Kontakt kommt. Diese werden sie ihr weiteres (kurzes) Leben faszinieren.
Eine erste Veröffentlichung
Sie geht zur High School und studiert als eine von wenigen Frauen (erst in Seattle, dann in Honululu) pharmazeutische Chemie und Pharmazie. Noch bevor sie ihr Masterstudium beginnt, kann sie eine erste wissenschaftliche Veröffentlichung im renommierten Journal of the American Chemical Society vorweisen: Beonzylations in Ether Solution – zu dieser Zeit eine außergewöhnliche Leistung. Ihre Masterarbeit schreibt sie über die aktiven Bestandteile des Kavapfeffers. Sie ist die erste Frau, die am College of Hawaii einen Mastertitel erhält, und auch die erste schwarze Studentin.
Quelle: knkx.org
Ein großer Erfolg
Daraufhin arbeitet sie dort als Dozentin und bekommt gleichzeitig eine Stelle in einem Labor von Harry T. Hollmann angeboten, der zu dieser Zeit herausfinden möchte, wie man mit Chaulmoograöl Lepra behandeln kann. Mit ihren 20 Jahren muss Alice Ball eine zielstrebige, intelligente Frau gewesen sein. Trotz der doppelten Arbeitslast fand sie bald heraus, wie man – Achtung, Chemie – die Ethylester der zwei in diesem Öl enthaltenen Fettsäuren (nämlich Chaulmoograsäure und Hydrocarpussäure) bei niedrigen Temperaturen trennen kann. Dadurch werden sie wasserlöslich und können injiziert werden.
Bevor sie diese Ergebnisse jedoch veröffentlichen kann, atmet sie wohl in ihrem Unterricht Chlorgas ein. Sie wird schwer krank und stirbt 1916 mit nur 24 Jahren. Man wird sich wohl immer fragen müssen, was sie noch hätte erreichen können.
Nach ihrem Tod übernimmt Dr. Arthur L. Dean – ebenfalls Chemiker und gleichzeitig Präsident des College of Hawaii – ihre Arbeit. Es wird ein Medikament hergestellt und in großen Mengen verkauft und erfolgreich verabreicht. Dean veröffentlicht die Ergebnisse als seine eigenen, Alice Ball erwähnt er nicht einmal. Erst später nennt ein anderer Forscher in einer Publikation ihren Namen. Die „Dean-Methode“ wird zur „Ball-Methode“ umbenannt – und bleibt bis in die 1940er die beste Behandlungsmethode. Im Podcast erzähle ich mehr über die berühmt-berüchtigte Lepra-Kolonie Kalaupapa auf Hawaii.
Eine Wiederentdeckung
Es ist Dr. Kathryn Takara von der University of Hawaii, die Alice Ball „wiederentdeckt“, als sie 1977 mit der Erforschung schwarzer Frau in Hawaii beginnt. Etwa zeitgleich beschäftigt sich ihr Kollege Stanley Ali, ein pensionierter Beamter, mit der Geschichte der Schwarzen auf Hawaii. Er sorgt dafür, dass die Universität ein Porträt von Alice Ball in der Hamilton Library (Teil des Uni-Campus) aufhängt. Seit 2008 gibt es für sie eine Gedenktafel neben einem Chaulmoograbaum auf dem Campus. Außerdem wurde der 29. Februar zum Alice-Ball-Tag ernannt. 2007 bekam sie posthum die Regents’ Medal of Distinction der Universität verliehen. Im Februar 2020 zeigte das Pan African Film Festival einen Kurzfilm von Dagmawi Abebe namens The Ball Method, von dem ich online leider nur den Trailer finde. Außerdem ist wohl eine Biografie in Arbeit, durch Paul Wermager von der University of Hawaii.
Quelle: imdb.com
Einige Zahlen
Hier sind noch ein paar Zahlen dazu, wie die Situation für Afroamerikaner:innen zu Alice Balls Zeit aussah, was die Zulassung zu Universitäten und Colleges in den USA angeht:
Die erste Universität, die offiziell schwarze Student:innen fördern wollte, war Oberlin College in Ohio. Das war 1833. Viele Schwarze und Abolitionisten (die sich für die Abschaffung der Sklaverei einsetzten) zogen in der Zeit dorthin. Auch die Underground Railroad, über die Sklav:innen aus den Südstaaten in den Norden geschmuggelt wurden, hatte dort einen „Bahnhof“.
Zu Beginn des Sezessionskriegs hatte Oberlin ein Drittel aller afroamerikanischen Akademiker produziert, hauptsächlich Männer, und zwar ungefähr 13. (Die anderen zwei Drittel kamen von anderen Colleges im Norden.)
1850 bekam Lucy Ann Stanton, eine Schwarze, ein Abschlusszertifikat in Literatur vom Oberlin College, aber keinen offiziellen Bachelortitel. Zwölf Jahre später gelingt dies dann Mary Jane Patterson. Und Sarah Woodson Early war noch vor 1900 die allererste schwarze College-Dozentin, die vorher am Oberlin College studiert hatte. Dennoch war natürlich nicht plötzlich alles Friede, Freude, Eierkuchen. Noch 1944 gab es keinen Friseursalon auf dem Oberliner Campus oder in der Nähe, der Haare der schwarzen Student:innen hätte schneiden können. Guter Wille und praktische Umsetzung sind zwei Paar Stiefel. (Quelle)
Was Frauen angeht (unabhängig von Herkunft/Hautfarbe), so gab es 1900 in den USA genau 85.338 College-Studentinnen, von denen 5.237 einen Bachelor-Abschluss machten. Im Semester von 1929/1930 waren dann schon 480.802 Frauen eingeschrieben. 1950 wurden 23,9 % der Bachelor-Abschlüsse von Frauen erworben und 9,7 % der Doktortitel. (Quelle)
Außerdem helfen vielleicht noch Erwähnungen von ein paar „die erste, die“-Jahreszahlen verschiedener Universitäten, wie zum Beispiel:
1864 gibt es den ersten medizinischen Abschluss für Rebecca Lee in New England. 1881 eröffnet Spelman College in Atlanta, eine Institution nur für schwarze Frauen. 1890 ist Ida Gray die erste schwarze Frau, die einen Abschluss in Zahnmedizin bekommt, an der University of Michigan. 1897 macht am Vassar College zum ersten Mal eine schwarze Studentin einen Abschluss, Anita Hemmings – von der das College die ganze Zeit dachte, sie sei weiß. Als jemand sie ein paar Wochen vor ihrem Abschluss „outet“, fühlt das College sich betrogen. Ihren Abschluss bekommt sie trotzdem. 1899 wird zum ersten Mal eine schwarze Studentin Mitglied der Studentinnenverbindung Phi Beta Kappa (die es schon seit 1776 (?) gibt). 1900 ist Otelia Cromwell die erste Schwarze, die einen Abschluss am Smith College in Northampton, Massachusetts macht. 1880 gibt es 45 „schwarze“ Colleges und Universitäten in den USA. 1900 sind es 78. 1932 sind es 117. (Quelle)
Liebe Susanne, ob es mich reizen würde, ein Theaterstück zu schreiben? Gute Frage. Ich wüsste gar nicht, wie ich das angehen soll, aber vielleicht kannst du mich ja coachen! Hier in München gehe ich unregelmäßig,…