Back of every great work we can find the self-sacrificing devotion of a woman – das steht auf einer Plakette an der Brooklyn Bridge. Emily Warren Roebling war die Frau, die sich für den Bau dieser ikonischen Brücke „aufopferte“, als ihr Mann, der Chefingenieur, schwer krank wurde. Diese Folge ist eine Ergänzung zur Romanbiografie Die Architektin von New York und erzählt vor allem von Emily Warren Roeblings Leben vor und nach dieser monumentalen Aufgabe.

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Aufgewachsen ist Emily Warren im idyllischen Cold Spring im Staat New York. Sie war ein lebendiges, gesundes Mädchen vom Land, das sofort die Aufmerksamkeit des Adjutanten Washington A. Roebling auf sich zog, als sie sich auf einem Officers Ball kennenlernten. Die nächsten 20 Jahre standen im Zeichen der Great Brigde oder Brooklyn Bridge, aber das soll hier nicht näher ausgeführt werden.

Emily Warren Roebling
Emily Warren Roebling (Quelle)

Im Jahr der Eröffnung dieses monumentalen Bauwerks, 1883, war Emily Warren Roebling 40 Jahre alt und hatte noch längst nicht genug vom Leben. Sie baute ein Haus und richtete es ein, sie kümmerte sich um ihren oft kränklichen Mann, organisierte Wohltätigkeitsveranstaltungen und ging, wenn ihr langweilig wurde, auf Reisen.

Bei der Queen und beim Zar

1896 wurde sie dabei Queen Victoria in London vorgestellt, und in Russland konnte sie an den Krönungsfeierlichkeiten von Zar Nikolaus dem II. und Zarin Alexandra teilnehmen.

Emile Auguste Carolus-Duran: Porträt der Emily Warren Roebling – bei Queen Victoria (Quelle)

Danach wurde sie in der Frauenbewegung und zahlreichen Vereinen, Clubs und Vorständen aktiv. Sie hielt Reden und brachte anderen Frauen bei, ebenfalls in der Öffentlichkeit zu sprechen. Eine Vortragsreise führte sie durch die ganzen USA.

Rechte für Ehefrauen und Witwen

Als auch das noch nicht reichte, studierte sie im Rahmen eines speziell für Frauen eingerichteten Studiengangs Rechtswissenschaften an der NYU. In ihrem Abschluss-Essay, den sie während der Zeremonie öffentlich vorlas, kritisierte sie die fehlenden Rechte für Ehefrauen und Witwen.

Emily Warren Roebling nach Abschluss ihres Jurastudiums (Quelle)

Emily Warren Roebling starb 1903 an einer Herzmuskelschwäche.

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Nach Aufnahme dieser Folge meinte Susanne, dass Emilys Mann Washington wirklich nicht allzu gut wegkäme, und weil ich halt doch Autorin und keine Historikerin bin und beim Schreiben meines Romans liebgewonnen habe, will ich hier noch anfügen, dass die Briefe zwischen ihnen wirklich von großer Liebe und Herzlichkeit sprechen und sich in seinem Nachlass ein kopiertes Gedicht aus der Zeit ihres Todes fand, das mit der Zeile „Good night, dear heart, good night, good night“ endet. Über die Zeit des Brückenbaus sagte er einmal: „At first I thought I would succumb, but I had a strong tower to lean upon, my wife, a woman of infinite tact and wisest cousel.“

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Quellen:
David McCullough: The Great Bridge. The Epic Story of the Building of the Brooklyn Bridge. Simon & Schuster, New York 1972.
Donald Sayenga: Washington Roebling’s Father: A Memoir of John A. Roebling. ASCE Press, 2009.
Erica Wagner: Chief Engineer. Washington Roebling. The Man Who Built the Brooklyn Bridge. Bloomsbury Publishing, New York 2017.
Marilyn E. Weigold: Silent Builder: Emily Warren Roebling and the Brooklyn Bridge. Associated Faculty Press, Port Washington, New York 1984.

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Bertha Pappenheim war Frauenrechtlerin, sprach sich aber gegen Frauenwahlrecht und Abtreibung aus. Sie war Sozialaktivistin, sprach sich aber dagegen aus, dass Menschen für Sozialarbeit bezahlt wurden. Sie übersetzte A Vindication of the Rights of Woman von Mary Wollstonecraft sowie die Memoiren von Glikl bas Judah Leib. Außerdem war sie Anna O. – die junge Frau hinter Sigmund Freuds psychoanalytischer Fallstudie zur sogenannten Hysterie, der Modekrankheit des 19. Jahrhunderts.

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Bertha Pappenheim selbst sprach in in ihrem späteren Leben nie mehr über ihre Erfahrungen mit ihrem Dr. Josef Breuer und seiner Psychoanalyse (die er noch nicht so nannte). Doch auch die modernen Biografien, in denen die Autorinnen behaupten, man solle Bertha Pappenheims spätere soziale Arbeit viel stärker betonen als die wenigen Jahre ihrer Krankheit, nehmen bereits in ihren Titeln immer wieder darauf Bezug. Das leicht Skandalöse, Dramatische dahinter zieht. Und so – shame on us – reden auch wir in dieser Folge darüber …

Bertha Pappenheim während ihres Aufenthalts im Sanatorium Bellevue 1882
Fotograf unbekannt, Quelle: Wikipedia

Bertha Pappenheim, die bereits früh schneeweiße Haare bekam, heiratete nie, sondern konzentrierte sich als Erwachsene auf Wohltätigkeitsarbeit. So erzählen wir auch von ihrer Zeit in Frankfurt am Main und der Gründung eines Waisenhauses für jüdische Mädchen und Frauen in Neu-Isenburg sowie von ihren Tätigkeiten im Jüdischen Frauenbund und ihren Reisen durch Osteuropa, wo sie sich Kinderheime und Bordelle ansah.

Politik, Polizei und Königin

Sie sprach mit Politik, Polizei und sogar einer Königin. Ihr großes Ziel war es, dass die armen, ungebildeten jüdischen Familien dort nicht mehr auf Menschenhändler hereinfielen, die den Frauen und Mädchen das Blaue vom Himmel – genauer: Arbeit und Auskommen versprachen, um sie in Deutschland als Prostituierte zu verkaufen.

Wie es vielen Menschen geht, die ihrem Leben einer solchen Aufgabe verschreiben, hatte Bertha Pappenheim oft Angst, niemals genug tun zu können. Doch viele ihrer Mitstreiter*innen und „Geretteten“ haben sie stets verehrt.

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Ergänzungen:

Susanne fragte nach Bertha Pappenheims Bruder. Wilhelm hieß er. Gefunden habe ich nur, dass sie gemeinsam beim Erforschen ihres Stammbaums herausgefunden haben, dass sie mit Glikl verwandt sind. Also hatten die beiden auf jeden Fall im Erwachsenenalter noch Kontakt.

Das erwähnte Buch von Irvin D. Yalom heißt Und Nietzsche weinte. (Und ja, einen Film gibt es davon auch!) Empfehlen kann ich allen, die sich für Psychoanalyse und -therapie interessieren, außerdem Yaloms Memoiren Wie man wird, was man ist. Und, wenn wir grad beim Thema sind: Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden von Lori Gottlieb.

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Quelle:
Marianne Brentzel: Sigmund Freuds Anna O. Das Leben der Bertha Pappenheim. Biografie, Reclam Verlag, Leipzig 2004.

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Glikl bas Judah Leib oder Glückel von Hameln führte das Leben einer wohlhabenden jüdischen Kauffrau im Altona des 17. Jahrhunderts. Sie war zweimal verheiratet, gebar zwölf Kinder und hinterließ ihnen autobiografische Aufzeichnungen, in denen sie sich im inzwischen ausgestorbenen Westjiddisch zu Familie und Ehe, Religion und Messiasglauben sowie die Hochs und Tiefs der jüdischen Gemeinschaft in Europa äußerte.

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Aus vielen Sorgen und Nöten und Herzeleid

Im Jahre 1691 beginne ich dieses zu schreiben, aus vielen Sorgen und Nöten und Herzeleid … Ich habe dieses angefangen zu schreiben mit Gottes Hilfe nach dem Tode eures frommen Vaters, und es hat mir wohlgetan, wenn mir die melancholischen Gedanken gekommen sind, aus schweren Sorgen, als wir waren wie eine Herde ohne Hirt und wir unseren getreuen Hirten verloren haben. Ich habe manche Nacht schlaflos zugebracht und ich habe besorgt, dass ich nicht, Gott bewahre, in melancholische Gedanken sollte kommen. Darum bin ich oft nachts aufgestanden und habe die schlaflosen Stunden damit zugebracht.

Man weiß nicht, wann Glikl ihren Kindern diese Aufzeichnungen überreicht hat. Ob sie noch am Leben war? Oder ob die Kinder die beschriebenen Seiten irgendwann nach ihrem Tod in einer Schublade gefunden haben? Jedenfalls war es ein großer Schatz, den sie dort in den Händen hielten, eine Lebensgeschichte der Mutter, immer wieder ergänzt durch Erinnerungen und Anekdoten aus der großen jüdischen Gemeinde, die sich über Altona und Deutschland auf ganz Europa erstreckt.

Glikl bas Judah Leib
Bertha Pappenheim als Glikl. Gemälde von Leopold Pilichowski. Original von 1925.

Ein seltenes Schriftstück

Und auch für uns heute ist Glikls Autobiografie ein interessantes Schriftstück. Wann kann man schon einmal direkt in den Kopf einer aschkenasischen Jüdin aus dem 17. Jahrhundert schauen? Der Originaltext ist in Westjiddisch verfasst, einer heute nicht mehr gesprochenen Sprache, und auf Deutsch steht er uns dank der Übersetzung von Bertha Pappenheim zur Verfügung. Bertha Pappenheim ist es auch, die auf diesem Gemälde von Leopold Pilichowski als Glikl posiert. Von Glikl selbst gibt es leider kein Porträt.

Wie sie als (sehr!) junge Frau eines Luxuswarenhändlers zurechtkommt, ob sie gute Partien für ihre Kinder findet und ob die ganze Familie einem vermeintlichen Messias nach Ägypten folgt, all das erfahrt ihr in unserer Podcast-Folge zu Glikl bas Judah Leib oder Glückel von Hameln. (Auch die zwei Namen erklären wir natürlich.)

Wie im Podcast versprochen, hier noch ein Link zum ersten von zehn Videos von La Porta Musicale, in denen ein großer Teil aus Glikls Text vorgelesen und passende Musik dazu gespielt wird. Hört mal rein, um euch einen Eindruck von Glikls Sprache zu machen: Glikl von Hameln – musikalisch literarisch.

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Quellen:
Marianne Awerbuch: „Vor der Aufklärung: Die Denkwürdigkeiten der Glückel von Hameln – Ein jüdisches Frauenleben am Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts“. In: Willi Jasper und Joachim H. Knoll (Hrsg.): Preußens Himmel breitet seine Sterne, Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich/New York 2002.
Bernhard Gelderblom: Die Juden von Hameln von ihren Anfängen im 13. Jahrhundert bis zu ihrer Vernichtung durch das NS-Regime. Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden 2011.
Inge Groll: Die jüdische Kauffrau Glikl (1646–1724). Edition Temmen, Hamburg 2011.

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Liebe Susanne, in deiner letzten Nachricht (aus dem Februar) schriebst du von Blutschnee. Gruseliger Begriff, interessantes Phänomen. Jetzt haben wir Mitte April, und es schneit immer noch – oder schon wieder. Passend dazu lese ich…

Noch mit 90 Jahren sitzt die US-Amerikanerin Betty Ann Dodson im Fernsehstudio und klärt Frauen über Gleichberechtigung und Selbstständigkeit auf – zu erreichen durch befreiten Sex und Masturbation. Denn wenn Frauen ihren eigenen Körper kennen und lieben, können sie viel selbstbewusster durchs Leben gehen.

Diese Podcastfolge über The Women’s Guru of Self-Pleasure (NYT) ist unser kleiner Beitrag zum Karfreitag … gegen die verklemmte katholische Sexualmoral …

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Ihre Initialen formen das Wort BAD – schlecht, böse, verdorben. Und das nimmt sich bereits die junge Betty zum Vorbild, als sie im Mittleren Westen aufwächst und mit der rigiden Sexualmoral der Dreißiger, Vierziger, Fünfziger Jahre so überhaupt nichts anfangen kann. Warum soll sie als Frau ihre Lust nicht zeigen? Warum darf sie sie sich selbst nicht einmal eingestehen?

Eigentlich möchte sie Modeillustratorin werden und studiert an der National Academy of Design in New York City. Aber als sie zum ersten Mal im Museum alte Renaissance-Aktgemälde sieht, ist es um sie geschehen. Genau so etwas will sie zeichnen.

Grenzen austesten

Und so etwas will sie selbst erleben. Betty Dodson begibt sich in den nächsten Jahrzehnten auf eine Reise ins Reich ihrer eigenen Sexualität und macht vor (fast) nichts und niemandem Halt. In den Sechzigern und Siebzigern – zur Zeit der sexuellen Revolution – ist sie dabei zum Glück nicht allein. Sie möchte ihre eigenen Grenzen austesten und überschreiten, auch wenn ihr das nicht immer leicht fällt.

Quelle: Pinterest

Bald erkennt sie außerdem, dass sie anderen Frauen viel über ihre Körper und ihr sexuelles Erleben beibringen kann und beginnt eine Reihe von Workshops mit „Genital Show and Tell“ (bei dem die Frauen ihre eigene Vulva betrachten und bewundern lernen) und der Vermittlung von Praktiken für Masturbation und Partnersex.

Auch ihre Kunst kommt nicht zu kurz

Auch ihre Kunst kommt nicht zu kurz. Sie stellt ihre Bilder aus und verkauft sie, wenngleich es oft in ihrem Leben Phasen gibt, in denen sie kaum Geld hat.

Sie schreibt für das Ms. Magazine – Selbstbefriedigung ist für sie radikaler Feminismus – und veröffentlicht das Buch Liberating Masturbation. A Meditation on Self-Love, das Ende der Achtziger von einem großen Verlag „entdeckt“ wird. Und noch mit 90 Jahren sitzt sie bei Gwyneth Paltrow im Goop Lab (Netflix-Serie) und assistiert ihrer Geschäftspartnerin Carlin bei laufender Kamera, bis diese zum Orgasmus kommt.

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We’re very dangerous when we’re knowledgeable

Betty Dodson in „The Goop Lab with Gwyneth Paltrow“

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Nachtrag: Susanne fragt in der Folge danach, was Betty Dodson wohl zu #metoo zu sagen hatte. Hier gibt es ein Interview bei InsideHook, in dem sie darüber spricht.

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Quelle:
Betty Dodson: Sex by Design – The Betty Dodson Story, Eigenverlag 2010

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Website Betty Dodson & Carlin Ross. Better Orgasms. Better World

Bettys Bücher Sex for One – Die Lust am eigenen Körper und Sex for Two – Gemeinsam Lust empfinden

The Goop Lab with Gwyneth Paltrow, Folge 3, „Das Vergnügen ist ganz meinerseits“ auf Netflix

Zwei Aufklärungsbücher aus früheren Jahrhunderten, die wir erwähnen:
Geheime Belehrung über den Ursprung des Menschen und nöthige Warnungen für junge Mädchen zur allerfrühesten Bewahrung ihrer Unschuld (1789)
Dr. Karl Weißbrodt: Die eheliche Pflicht: Ein ärztlicher Führer aus Uromas Zeiten (1897, Neuauflage bei Heel 2011)

Der Podcast-Klassiker zur finanziellen Weiterbildung: Madame Moneypenny mit Natascha Wegelin

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Die Britin Mary Leakey hatte nicht einmal einen Schulabschluss, aber wusste genau, was sie wollte: in Afrika nach Fossilien und Knochen suchen. Begleitet von ihrem Mann Louis Leakey wurde sie zu einer berühmten Paläoanthropologin und fand dort unter anderem den „Nussknackermenschen“ – den ältesten je gefundenen Vertreter der Hominini.

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Auf der Suche nach den Ursprüngen der Menschheit

Staub und Steine, Hitze bei Tag, Eiseskälte bei Nacht. Spinnen im Klo, Schlangen unter dem Dach, Geparden und Nashörner vor der Tür – und eines Abends schreit Baby Jonathan, als eine Horde Heeresameisen über ihn herfällt. Doch Afrika, genauer Kenia und Tansania, ist die Wahlheimat von Mary Leakey, und bei einem Besuch in London bekommt sie einmal fürchterliches Heimweh, als sie im Zoo einen Löwen brüllen hört.

Schon bald ist sie zurück in der Olduvai-Schlucht:

In a few more miles I was looking spellbound … at a view that has since come to mean more to me than any other in the world. As one comes over the shoulder of the volcanic highlands to start the steep descent, so suddenly one sees the Serengeti, the plains stretching away to the horizon like the sea, a green vastness in the rains, golden at other times of the year, fading to blue and grey. ... If it is the rainy season … the grass beside the road will be green and fresh and growing, and there will be many wild flowers. Some of the acacias, too, will have their sweet-smelling white blooms. Here and there, dark rain-storms gather as the day proceeds, but everywhere else shimmers in the hot, bright sunshine. … Olduvai Gorge itself can also be seen. … I shall never tire of that view, whether in the rains or the dry season, in the heat of the day or in the evening when one is driving down straight towards the sunset. It is always the same; and always different. Now, nearly half a century later, that view means to me that I am nearly home.

Mary Leakey: Disclosing The Past, S.55.
Olduvai Gorge

Immer dabei ist ihr Mann Louis Leakey, zumindest bis es zu einem großen Bruch kommt. Seine erste Frau hat er verlassen, als sie mit dem zweiten Kind schwanger war, und nach einer skandalösen Scheidung hat er Mary Leakey geheiratet. Er ist ein wahnsinnig charismatischer Mann, kann den Menschen Forschungsgelder aus den Rippen leiern, aber wohl leider auch die Finger nicht von anderen Frauen lassen.

Das sprichwörtliche Leakey-Glück

Doch Mary Leakey lässt sich dadurch nicht von ihrer größten Leidenschaft abbringen. Mit dem sprichwörtlichen Leakey Luck findet sie nicht nur den ersten Schädel eines Proconsul africanus, sondern auch Teile des sogenannten Nussknackermenschen. Bei einer Schlacht mit Elefantendung (wenn es keine Schneebälle gibt, muss man sich eben anders behelfen) stolpert sie regelrecht über prähistorische Fußabdrücke, die gleich nach einer lang vergangenen Regenzeit, aber kurz vor einem nahen Vulkanausbruch entstanden sein müssen.

Ein Proconsul-Schädel (Quelle: Wikipedia)

Was für ein Gefühl das wohl ist – die Erste zu sein, die nach über 3,5 Millionen Jahren die Fußabdrücke eines menschlichen Vorfahren entdeckt? Oder vor einer Wand mit Höhlenmalerei zu sitzen und mit Block und Stift auf dem Schoß eine solch entfernte Lebenswelt nachzuzeichnen, in der die Menschen miteinander getanzt und sich gestritten und Nashörnern bei der Kopulation zugesehen haben? Ganz wie heute … (Außer das mit den Nashörnern.)

Wenn ihr nach dieser Folge auch plötzlich den Drang habt, nach Afrika zu reisen, schreibt uns. Wir fahren gemeinsam!

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Quellen:
Mary Bowman-Kruhm: The Leakeys. A Biography. Greenwood, Westport 2005
Mary Leakey: Disclosing the Past. An Autobiography. Doubleday & Company, New York 1984
Virginia Morell: Ancestral Passions, The Leakey Family and The Quest For Humankind’s Beginnings, Simon & Schuster, New York 1995

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Podcast-Empfehlung: Ologies mit Alie Ward und Michael Habib über Dinosaurier

Leseempfehlung: Zwei bemerkenswerte Frauen von Tracy Chevalier

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Die Kinder- und Sozialpsychologin aus den USA beschäftigte sich mit den Auswirkungen von Rassismus und rassistischen Vorurteilen auf Kinder. Mit ihrem „Puppentest“ trug Mamie Phipps Clark dazu bei, dass vor Gericht eine Integration von bislang segregierten Kindergärten und Schulen vorangetrieben wurde.

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Mamies Kindheit war geprägt von der Rassentrennung in den Südstaaten, wo die Familie Phipps sich vor jedem längeren Ausflug oder dem Besuch eines Footballspiels ganz genau überlegen musste, wo sie etwas zu essen oder eine Toilette finden würde – denn alles war streng nach Schwarz und Weiß getrennt. Dennoch sagte sie später, sie habe eine glückliche Kindheit gehabt.

Wie Kinder auf ihre Umwelt reagieren

Das mag eine nachträgliche Verklärung sein, denn die Frage, wie Schwarze Kinder auf ihre tiefgreifend rassistische Umwelt der Zeit reagieren, hat sie ihr ganzes Leben umgetrieben. Sie studierte Psychologie und entwickelte in dieser Zeit den erwähnten Puppentest. In den 1940ern bis 1960ern startete sie gemeinsam mit ihrem Mann Kenneth Clark verschiedene Projekte zur Förderung unterprivilegierter Kinder. Gerade in Harlem war die Skepsis gegen ihren psychologischen Ansatz erst einmal groß, denn zu oft wurden Schwarze von den „weißen“ Behörden als geistig zurückgeblieben oder verrückt tituliert, nur weil ihnen jede Chance auf Bildung fehlte.

Doch Mamie Phipps Clark erarbeitete sich das Vertrauen ihrer Community, und ihr Northside Center for Child Development, das sie mit 936 Dollar ihres großzügigen Vaters startete, ist auch heute noch aktiv.

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Quellen:

Das erwähnte Transkript des Interviews findet man hier: Notable New Yorkers

Der Supreme-Court-Fall wird auf Wikipedia ausführlich beschrieben.

Außerdem Karera, Axelle und Alexandra Rutherford (2010/2017). Profil zu Mamie Phipps Clark. In A. Rutherford (Ed.), Psychology’s Feminist Voices Multimedia Internet Archive.

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Leseempfehlungen zum Thema Rassismus:

Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten, hanserblau 2019.
Tupoka Ogette: exit Racism, Unrast-Verlag 2019.

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Unsere Podcastempfehlungen der Woche:

HerStory von Jasmin Lörchner
Frauen von damals von Bianca Walther
History Chicks

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