Die Kirchenkritikerin Uta Ranke-Heinemann erhielt 1970 weltweit als erste Frau einen Lehrstuhl für katholische Theologie und verlor ihn 1987 wieder, weil sie die Jungfrauengeburt in Frage stellte.

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Das Elternhaus von Uta Ranke-Heinemann

Uta Ranke-Heinemann wuchs in den ersten Jahren sehr behütet auf, bis ihre Kindheit vom zweiten Weltkrieg überschattet wurde. Ihre Mutter Hilda hatte evangelische Theologie studiert, ihr Leben widmete sie der Erziehung ihrer vier Kinder. Utas Vater Gustav Heinemann war zunächst eher atheistisch eingestellt, bei der Eheschließung musste er dem Schwiegervater sogar noch versprechen, seine Frau niemals am Kirchgang zu hindern. Erst drei Jahre nach der Trauung vollzieht er seine Wandlung zum gläubigen und sozial sehr engagierten Protestanten. 

Gustav Heinemann in jungen Jahren mit seiner Frau Hilda und seinen vier Kindern (etwa 1931). Bildrechte: unbekannt

Das Kind Uta ist sehr begabt, mit sechs Jahren kennt sie mehrere Kinderbücher auswendig und mit acht Jahren kann sie zweistellige Zahlen im Kopf multiplizieren. Ausgesprochen prägend dürften auch die starken Pflicht- und Ehrvorstellungen beider Eltern gewesen sein. Utas Ehrgeiz ist allerdings so groß, dass der Vater ihr, um sie zu bremsen, für jede „Vier“ vier Groschen in die Sparbüchse steckt, für jede „Eins“ gibt es dagegen nur einen Groschen. 

Bomben auf Essen

1940 erlebt die Familie die erste Bombennacht – die Kinder werden daraufhin zu den Großeltern außerhalb von Essen umgesiedelt, wo sie auch die Schule besuchen. 1943 muss die gesamte Familie aus der Villa in Essen in eine Wohnung im Nachbarort fliehen. Die Mutter unterrichtet Uta selbst in Latein, später kommt Privatunterricht in Griechisch hinzu. Es fällt auf, wie schnell die Tochter alles begreift – und wie sehr sie ihre Lehrer auch immer wieder in Diskussionen verstrickt. Uta sieht man nie ohne ein Buch in der Hand, der Leseeifer wird den Eltern unheimlich. Nachdem 1944 auch das Ausweichquartier von Bomben getroffen wird, wird Uta nach Marburg geschickt, wo die Mutter studiert und ihr Examen abgelegt hat. Sie wohnt dort bei deren ehemaligem Professor Rudolf Bultmann. 

Uta Ranke-Heinemann
Foto: Stuart Mentiply, Wolfsburg (Wikipedia)

Schülerin auf einem Jungen-Gymnasium 

Nach Kriegsende zieht die Familie zurück in das wieder hergerichtete Haus in Essen. Es sind schwierige Zeiten, die Familie leidet Not, was auch an der moralischen Einstellung des Vaters liegt, der sich weigert, eine Sonderstellung für sich und seine Familie in Anspruch zu nehmen. Uta wird als einzigem Mädchen der Besuch des Burggymnasiums, einer reinen Jungenschule, gestattet. Dort lernt sie ihren Mitschüler Edmund Ranke kennen – eine Kriegswaise – in den sie sich verliebt, weil er so schön Homer aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzen kann, obwohl er nicht einmal ein eigenes Buch besitzt.  

Sie nimmt Privatstunden in Geschichte, griechischer Philosophie und Romanliteratur. Es ängstigt die Mutter, dass Uta so rastlos lernbegierig ist und die schönen Dinge des Lebens ignoriert. In ihrem Tagebuch, in dem sie die Gedanken über ihre Tochter festhält, notiert sie: „Du kannst nicht vor blühenden Wiesen mit Entzücken stehen bleiben, weil du immer irgendwie in Gedanken bist“. Im selben Tagebuch steht auch der Satz: „Du hast ein starkes Wissen um das Leid in der Welt“.

Uta Ranke-Heinemann sagt sechs Jahrzehnte später selbst, dass sie in ihrem Leben nicht eine einzige Stunde mit Nichtstun verbracht habe. Eine Rastlosigkeit, die schon früh zu Schlafstörungen führt, die sie eine Zeitlang versucht, mit Medikamenten zu bekämpfen, wovon sie aber wieder abkommt. Lieber nimmt sie es in Kauf, mitten in der Nacht aufzustehen, um zu lesen oder zu arbeiten. 1947 macht sie ihr Abitur mit Auszeichnung, der Vater wird im selben Jahr in den Landtag gewählt und Justizminister. 

Studium der evangelischen Theologie

Uta schreibt sich für ihr Studium der evangelischen Theologie an der Universität in Bonn ein. Als der Vater jedoch erfährt, dass ihr Freund Edmund Ranke in Bonn katholische Theologie studiert, muss sie sich auf seine Veranlassung hin wieder exmatrikulieren und stattdessen in Wuppertal einschreiben. Sie legt die Prüfung in Hebräisch mit Auszeichnung ab und studiert anschließend in Basel und Oxford. Oxfords Bibliotheken begeistern Uta. Sie studiert die Schriften der sogenannten Kirchenväter Augustinus oder Thomas von Aquin und genießt es sehr, dass niemand ihren Vater kennt.  Der ist mittlerweile eine Berühmtheit , wird 1949 Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland und kandidiert bei der ersten Bundestagswahl. Adenauer macht ihn zum Innenminister. 

Verlobung mit Edmund Ranke 

1950 kehrt Uta nach Bonn zurück und verlobt sich 1951 gegen den Willen des Vaters mit Edmund Ranke. 1953 konvertiert sie schließlich zum Katholizismus – als Begründung gibt sie später an, ihr sei es so vorgekommen, als habe sie in der die katholischen Kirche mehr Freiheiten als im strengen Protestantismus, den sie von zu Hause kannte. Außerdem habe sie das Gefühl gehabt, zu einer Minderheit zu wechseln, der geholfen werden müsse.  Dass sie vom Regen in die Traufe gekommen sei, habe sie zu spät realisiert. Sie geht nach München, um dort katholische Theologie zu studieren und wird als begabte Konvertitin sehr wohlwollend von den Professoren aufgenommen. 

Promotion gemeinsam mit Joseph Ratzinger

Der Vater nimmt es ihr sehr übel, dass sie sich vom Protestantismus abgewandt hat. Er kürzt ihr die finanzielle Unterstützung, und das bisschen, was sie von ihm noch bekommt, teilt sie mit Edmund, der als Waise gar nichts hat, sodass sie beide in Armut leben. Sie absolviert das auf sechs bis zehn Semester angelegte Studium in einem Jahr und promoviert 1954 gemeinsam mit Joseph Ratzinger, später Kardinal und Papst Benedikt XVI. Thema der Dissertation von Uta Heinemann: Das frühe Mönchtum. Seine Motive nach den Selbstzeugnissen der ersten Mönche, Beurteilung: „Magna cum laude“. Damals ist sie nach eigener Aussage noch fasziniert von der Frömmigkeit der Mönche. Die Dissertation ist bis heute in jedem Kloster der Welt zu finden. 

Uta Heinemann und Edmund Ranke heiraten 1954. Sie wird Dozentin am Erzbischöflichen Katechetinnenseminar und später an einer Schule, die von Ursulinen geleitet wird. Dort ist sie nicht sonderlich gut gelitten, die Nonnen warten darauf, dass ihr Mann endlich mit dem Studium fertig wird und sie aufhören kann, zu arbeiten. Sie fühlt sich gestresst und unter Druck und erleidet eine Fehlgeburt – und die Erkenntnis, dass die Nonnen sich in mehr um das ungeborene Kind sorgen als um sie, wird prägend für ihr späteres Leben.  Noch erkennt sie darin aber keinen systematischen Fehler. 

Familie und weitere berufliche Karriere

Die Beziehung zum Vater bessert sich sehr langsam, sie bekommen finanzielle Unterstützung, sodass sie und Edmund ein Haus kaufen können. 1958 und 1960 werden die Söhne Andreas und Johannes geboren. Trotzdem leben sie in prekären Verhältnissen, die Sparsamkeit wird Uta ihr Leben lang nicht mehr los. Um den Haushalt kümmert sich von Anfang an Edmund, der 1967 wegen einer chronischen Muskelkrankheit aus dem Schuldienst ausscheiden muss und später auf den Rollstuhl angewiesen ist. 

1965 wechselt Uta an die Pädagogische Fachhochschule in Neuss und habilitiert sich 1969 als erste Frau der Welt in katholischer Theologie. Ihr Hauptgutachter Karl Rahner wird im weiteren Verlauf selbst zu einer eher kritischen Stimme in der Welt der katholischen Theologie. 1970 wird Uta Ranke-Heinemann weltweit als erste Frau zur Professorin der katholischen Theologie ernannt. Im gleichen Jahr wird ihr Vater Gustav Heinemann Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Zwanzig Jahre lang ist sie „voll auf Kurs“, beantwortet zum Beispiel die Leserbriefe an die Bistumszeitung. Doch als eine Frau anfragt, die nach fünf Kindern endlich verhüten möchte, plädiert sie – natürlich theologisch begründet – für eigene Entscheidungen der Eheleute. Die Zusammenarbeit mit der Zeitung ist daraufhin beendet. 

Pazifistisches Engagement von Uta Ranke-Heinemann

Sie wird oft zu Empfängen ihres Vaters eingeladen, kann sich mit den Gästen unter anderem auf Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Griechisch, Niederländisch und Russisch verständigen. Insgesamt zwölf Sprachen beherrscht sie. In den 70er Jahren schließt sie sich den weltweiten Protesten gegen den Vietnam-Krieg an, Gert Bastian zählt sie zu ihren engsten Freunden. (Er war der Lebensgefährte und leider auch der Mörder von Petra Kelly – hier gehts zur Episode über Petra Kelly). In ihrer Zeit als Friedensrednerin werden ihre Töne schärfer, wenn von angeblich gerechten Kriegen oder von „Soldaten Christi“ die Rede ist. Es frustriert Uta dass die Kirchen Kriege gutheißen und das ungeborene Leben um jeden Preis schützen. 1984 und 1985 kandidiert sie als Spitzenkandidatin für die Friedensliste zu den Bundestags- bzw. Landtagswahlen in NRW.

Von Stuart Mentiply, Wolfsburg (Wikimedia)

Streit um Marias Jungfräulichkeit 

Sie beginnt zu den Themen Sexualfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit zu forschen und kritisiert die hohen Kosten für den Papstbesuch. Außerdem fordert sie eine Wiedergutmachung an Martin Luther, der gesagt hat, dass die Ketzerverbrennung gegen den Willen des Heiligen Geistes geschehen seien. 1976 wendet sie sich gegen eine Erklärung des Papstes zur Sexualethik, wo die Ehe ohne Trauschein und die schwere Sünde der Onanie explizit abgelehnt werden. Masturbation galt als schwere Schuld – wird in der Bibel jedoch als solche gar nicht erwähnt. 

Der Streit entzündet sich schließlich an Marias Jungfernhäutchen. Die Idee, der die Katholiken anhängen, ist die, dass sie jungfräulich das Kind empfangen aber auch geboren hat, dass das Hymen also nicht verletzt wurde.  Am 15. April 1987 wird sie zu einer Sendung des WDR-Fernsehens am Marien-Wallfahrtsort Kevelaer eingeladen. Dort zweifelt sie das Dogma der Jungfrauengeburt an und sagt, Jesus sei ein Mensch gewesen, geboren von einer menschlichen Mutter. Er hatte auch Geschwister, die in der Bibel zu Stiefgeschwistern werden mussten aus eben diesem Grund. Die Vorstellung einer Jungfräulichkeit Marias sei eine kirchliche Geschichte und somit nicht als biologische Tatsache anzusehen. Zitat: „Viele Juden sind umgebracht worden, weil sie nicht an die Jungfrauengeburt glauben konnten. Und ich kann das auch nicht“.

Uta Ranke-Heinemann
Auf dem Weltjugendtag 2005. Foto: Sven Wolter, Lizenz: Creative Commons

Entzug der Lehrerlaubnis für katholische Theologie

Am 9. Juni 1987 wird Uta Ranke Heinemann zu Gesprächen ins Bistum geladen. Sie soll widerrufen – was sie nicht tut. Bei der Anhörung sagt sie, die Behauptung Maria sei eine Jungfrau gewesen, setze den normalen Zeugungs- und Geburtsvorgang herab und stelle ihn als schmutzig dar. Daher sei dies eine Beleidigung für alle Frauen und Eheleute. Kurz zuvor gibt sie in einem Interview im WDR eine Erklärung ab. „Ich werde uneingeschränkt dazu stehen und vorschlagen, dass wir uns auf Karl Rahner einigen, der schon 1970 geschrieben hat, dass diese Dinge als Bildersprache und nicht als historische Darstellungen zu verstehen sind. Wenn mir das gleich nicht gelingt, dann wird heute hier in Essen der bedeutendste Theologe dieses Jahrhunderts ebenfalls verurteilt. Insofern befinde ich mich in bester Gesellschaft.“ (Zitiert nach: Werner Alberts, Uta Ranke-Heinemann – Abschied vom Christentum, 2004, S. 82)

Am 15. Juni 1987 wird ihr die Lehrerlaubnis durch die katholische Kirchenleitung entzogen. Ende des Jahres erhält sie einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte an der Universität-Gesamthochschule Essen.

Ute Ranke-Heinemann: „Eunuchen für das Himmelreich“ 

Ihr Ton wird schärfer, sie klagt beklagt die sexualfeindlichen und zölibatär-neurotischen Züge der Kirche oder das „frauenfeindliche Homosexuellen-Biotop“ – weil ja alle Frauen aus der Kirche verbannt seien, sind die Angehörigen der Kirche automatisch homosexuell. Sie fühlt sich von der Last des Gehorsams befreit. 1988 veröffentlicht sie das Werk: „Eunuchen für das Himmelreich“, in dem es um katholische Kirche und Sexualität geht. Themenschwerpunkte sind Frauenfeindlichkeit, die Sexualmoral und der Komplex ungeborenes Leben und Abtreibung, Todesstrafe und Krieg. 

Cover der Taschenbuchausgabe. Die Neuausgabe trägt zusätzlich den Untertitel: Von Jesus bis Benedikt XVI.

Sie sagt darin unter anderem, dass der Zölibat Priester in die verbotene Sexualität treibe. Und sie deckt ausführlich die nichtchristlichen Wurzeln des christlichen Sexualpessimismus auf. Sie bringt Dinge in verständlicher Sprache und Argumentation auf den Punkt. Maßstab für Sünde sind laut der Kirche die Fortpflanzung und die Lust. Wird die Fortpflanzung behindert, macht man sich schuldig. Kondom, Pille, Coitus Interruptus, Anal- oder Oralverkehr oder Masturbation dienen nicht der Fortpflanzung und sind daher eine schwere Sünde.

Sie wendet sich auch gegen die reine Männerkirche. „Die Unterordnung der Frau unter den Mann ist ein Postulat der Theologen während der ganzen Kirchengeschichte geblieben, und auch in der Männerkirche von heute ist sie immer noch als gottgewollt dogmatisiert. Die Männerkirche hat niemals begriffen, dass die Wirklichkeit der Kirche sich auf die Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit von Mann und Frau gemeinsam gründet.“ (Eunuchen, Seite 201). Eine bloß virile Kirche hat ihrer Meinung nach längst aufgehört, Kirche in vollem Sinne zu sein. Sie hat längst ihre Katholizität gegen einen dünkelhaften Sexismus ausgetauscht. Diese Männerkirche ist zu einem „Schrumpfchristentum“ degeneriert. Der christliche Glaube ist zu einem Zölibats-Credo ausgetrocknet. “ (Eunuchen, Seite 202). Das Buch wird auf Anhieb ein Weltbestseller, es wird sogar auf Japanisch übersetzt. 

Und noch ein Bestseller: „Nein und Amen“

1992 veröffentlicht sie „Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum“. Das Buch wird ebenfalls ein Bestseller. Uta Ranke-Heinemann zeigt darin den phantastischen Ballast von Märchen und Legenden innerhalb des neuen Testaments auf, den die Kirche mit sich schleppt. Die führt aus, dass es Sadismus sei, an eine Hölle, und Henkertheologie, an eine Erlösung durch Blut zu glauben. Dahinter stecke das Bild eines heidnischen Blutgottes, der Menschenopfer fordert. Sie führt die Leser*innen fort von einer christlichen Erziehung zur Grausamkeit und Verstandesunterdrückung. Das Buch wendet sich gegen eine Religion der Angstmacherei und sinnlosen Opfer unter der Herrschaft männlich klerikaler Arroganz und Unfehlbarkeit. Sie führt sie hin zu einem „Gott des Lebens“. 

Nein und Amen, Uta Ranke-Heinemann
Cover der Originalausgabe, die Neuausgabe trägt den Untertitel „Mein Abschied vom traditionellen Christentum“

Ein ganzes Leben für die Wahrheit

1999 kandidiert Uta Ranke-Heinemann – vor allem aus Protest gegen den Krieg im Kosovo – für das Amt der Bundespräsidentin. 2001 verstirbt ihr Mann Edmund. Sie widmet ihm in der Neuauflage von „Nein und Amen“ das Kapitel „Eine Blume auf das Grab meines Mannes“. 2009 wirkte sie in Rosa von Praunheims Film „Rosas Höllenfahrt“ – einem Dokumentarfilm zur Geschichte der Hölle – mit. Sie wendet sich bis ins hohe Alter in Interviews, Reden und Schriften gegen die Brutalität, mit der gegen homosexuelle Menschen seitens der katholischen Kirche in ihrer 2000jährigen Geschichte vorgegangen wurde. Die katholische Kirche fände auch heute noch mehr Sünde in den Schlafzimmern als auf den Schlachtfeldern. 

Am 25. März 2021 stirbt Uta Ranke-Heinemann in ihrem Haus im Beisein ihres Sohnes Andreas, ihrer Schwiegertochter und ihres einzigen Enkels. 

Weiterhören auf Frauenleben:

Podcast-Episode über Maria von Nazareth. Hier geht es unter anderem um die Mythen rund um die „Jungfrauengeburt“

Petra Kelly – pazifistische Mitstreiterin von Uta Ranke-Heinemann

Weiterführende Links:

Katechismus der katholischen Kirche: Berufung zur Keuschheit

Abschnitt 2352. Zitat:

Masturbation ist die absichtliche Erregung der Geschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lust hervorzurufen. „Tatsache ist, daß sowohl das kirchliche Lehramt in seiner langen und stets gleichbleibenden Überlieferung als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen niemals gezögert haben, die Masturbation als eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung zu brandmarken“, weil „der frei gewollte Gebrauch der Geschlechtskraft, aus welchem Motiv er auch immer geschieht, außerhalb der normalen ehelichen Beziehungen seiner Zielsetzung wesentlich widerspricht“. Der um ihrer selbst willen gesuchten geschlechtlichen Lust fehlt „die von der sittlichen Ordnung geforderte geschlechtliche Beziehung, jene nämlich, die den vollen Sinn gegenseitiger Hingabe als auch den einer wirklich humanen Zeugung in wirklicher Liebe realisiert.

 

Abschnitt 2357. Zitat: Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.

Katechismus der katholischen Kirche: Berufung zur Keuschheit

Der empfehlenswerte Podcast der Zeit, „Unter Pfarrerstöchtern“, beschäftigt sich mit den Geschichten aus der Bibel. Wir verlinken eine Episode, in der unter anderem eine Stelle im Alten Testament (Gen 19, 1-29) behandelt wird, die wir in unserer Episode erwähnen. Die fragwürdige Bibelstelle wird im Weltkatechismus bis heute herangezogen, um die Verderbtheit der Homoesxualität zu belegen. „Sodom und Gomorra“ (etwa ab Minute 12:45).

Interview mit Uta Ranke-Heinemann zu den Themen katholische Kirche und Zölibat vom 7. Juni 1995. Video: „Von einem Bischof erwarte ich nichts“

Quellen:

Werner Alberts, Uta Ranke-Heinemann, Abschied vom Christentum, Patmos, 2004

H.-D. Schütt, Uta Ranke-Heinemann, Querköpfe, Elefantenpress, 1993

Uta Ranke-Heinemann, Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität. Von Jesus bis Benedikt XVI. Aktualisierte Taschenbuchausgabe 02/12, Heyne

Uta Ranke-Heinemann, Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum. Ergänzte Neuausgabe, Heyne

Website über Uta Ranke-Heinemann mit einigen Texten und Kurzbiographie

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Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

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Die Leipzigerin Bertha Wehnert-Beckmann (1815–1901) war die erste Berufsfotografin Europas. Experimentierfreudig, geschäftstüchtig und kreativ widmete sie sich ab den 1840er Jahren zunächst der Daguerreotypie, als diese noch in den Kinderschuhen steckte, und dann der Kalotypie, ein Vorläufer der späteren Papierabzüge. Tausende Originalaufnahmen sind von ihr in privaten Sammlungen und öffentlichen Institutionen erhalten geblieben.   

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Bertha Wehnert-Beckmann stammt aus einer kinderreichen Familie, ihr Vater ist Damenschneidermeister in Cottbus, zwei ihrer Brüder arbeiten später auch als Fotografen. Sie erlernt zunächst das Handwerk der Galanteriearbeiterin, fertigt für einen Juwelier in Dresden Bilder und Miniaturen aus Haaren und Wachs – ab dem Biedermeier sehr beliebt für die Erinnerungskultur.

1842/43 reist sie nach Prag, wo sie bei dem berühmten Fotografen Wilhelm Horn die 1839 erstmals vorgestellte Technik der Daguerreotypie zu beherrschen lernt. Sie wird Wanderfotografin, so wie viele ihrer männlichen Kollegen der damaligen Zeit auch, sie fotografiert unter anderem in Gera, Ronneburg, Altenburg und immer wieder auch in ihrer Heimatstadt Cottbus. 

Katalog zur Ausstellung über die Fotografin Bertha Wehnert-Beckmann

Begleitbuch zur Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig,
25. Januar – 26. April 2015

Fotografisches Atelier in New York am Broadway

1845 heiratet sie den Fotografen Eduard Wehnert aus Leipzig, den sie während ihrer Reisen kennengelernt hat. Als dieser ein Jahr nach der Heirat stirbt, übernimmt sie allein das Atelier in Leipzig, das sie zuvor gemeinsam geführt haben. Von 1849 bis 1851 betreibt sie ein Atelier am Broadway in New York, wo sie sich auf die Kalotypie spezialisiert, wodurch sie sich von den zahlreichen Wettbewerbern abhebt. Sie wirbt damit, dass sich die Fotografien „ohne Anwesenheit der Person“ vervielfältigen lassen, was bei den Daguerreotypien (= nuancen- und detailreiche Fotografie auf einer versilberten Kupferplatte) nämlich nicht möglich war. Spätestens ab diesem Zeitpunkt arbeitet sie nachweislich parallel mit beiden technischen Verfahren. Im Oktober 1850 bekommt sie für ihre Leistungen eine Ehrenurkunde und eine Silbermedaille des „American Institute“ verliehen.

Das eigene Atelier in Leipzig

Ab 1851 ist sie wieder in Leipzig tätig. 1864 wird sie in dem von Louise Otto-Peters verfassten Roman „Neue Bahnen“ zur literarischen Figur, zumindest ist davon auszugehen, dass die Autorin aus Leipzig Bertha Wehnert-Beckmann vor Augen hatte, als sie ihre Protagonistin Frau Reichmann wie folgt beschreibt: 

„Frau Reichmann’s Photographien hatten einen ziemlichen Ruf, sie war damit in der Damenwelt der höheren Kreise Mode geworden und auch die Künstlerinnen vertrauten sich am liebsten ihr an. Man wußte, daß sie nicht nur die besten Apparate hatte, sondern daß sie auch gewissenhaft darauf sah, daß selbst nicht der kleinste Toilettenfehler vorkam und daß sie für jede Person die vorteilhafteste Stellung zu finden, die Faltenwürfe auf das Malerischste zu ordnen wusste.“

Louise Otto-Peters, Neue Bahnen, Leipzig 1864, Seite 68

Haus an der Elsterstraße in Leipzig

1853 kauft sie ein Grundstück an der Elsterstraße in Leipzig, die Planung ist sehr langwierig, so dass erst 1865 mit dem Bau begonnen werden kann. Nach Fertigstellung zieht sie mit dem Atelier um in den prachtvollen Neo-Rokoko-Palais – der heute noch steht. (Heutige Adresse: Elsterstraße 38). Sie hat mehrere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, darunter Emilie Louise Blau, die über sie unter anderem Folgendes sagt: „Frau Wehnert war eine begabte geistvolle Frau von fast männlicher Energie. … Ihre Kunst bestand darin, die Aufzunehmenden bei der doch ziemlich langen Belichtungszeit durch Unterhaltung so zu fesseln, dass die Gesichtszüge lebendig blieben.“ (zitiert nach: Die Fotografin, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Seite 21/22).

Das Haus wird 1881 an einen Kommerzienrat verkauft, von dem Erlös sichert sie sich ihren Lebensabend. Bertha-Wehnert-Beckmann starb am 5. Dezember 1901 im Alter von 86 Jahren. 

Daguerreotypien von Bertha Wehnert-Beckmann (von Museum digital:deutschland)

Porträt zweier Frauen von Bertha Wehnert-Beckmann (1850-1859) Herkunft/Rechte Stadtgeschichtl. Museum Leipzig Haus Böttchergäßchen
Porträt eines Paares von Bertha Wehnert-Beckmann (1850-1859) Herkunft/Rechte Stadtgeschichte. Museum Leipzig Haus Böttchergäßchen
Porträt eines Paares von Bertha Wehnert-Beckmann (1850-1859) Herkunft/Rechte Stadtgeschichtl. Museum Leipzig Haus Böttchergäßchen
Gruppenporträt von Bertha Wehnert-Beckmann (1850-1859) Herkunft/Rechte Stadtgeschichtl. Museum Leipzig Haus Böttchergäßchen

Quellen:

Die Fotografin. Bertha Wehnert-Beckmann 1815-1901. Begleitbuch zur Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig 25. Januar – 26. April 2015

Jochen Voigt: A German Lady. Bertha Wehnert-Beckmann, Leben & Werk einer Fotografiepionierin, 2014 Edition Mobilis Chemnitz

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Petra Kelly war eine deutsche Politikerin und Gründungsmitglied der Partei „Die Grünen“. Geboren in Deutschland und sozialisiert in den USA, wurde sie zu einer Symbolfigur der deutschen Umwelt- und Friedensbewegung. Nach politischen Rückschlägen und persönlichen Problemen zog sich Kelly immer mehr ins Private zurück. Ihr plötzlicher Tod sorgte für Entsetzen in der Öffentlichkeit: Ihr Lebensgefährte und Parteikollege Gert Bastian erschoss im Oktober 1992 erst sie und dann sich selbst.

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Petra Kelly, geborene Lehmann, verbringt ihre Kindheitsjahre im katholischen Günzburg. Ihr leiblicher Vater, ein ehemaliger Frontberichterstatter, verlässt früh die Familie. Die Eltern lassen sich 1954 scheiden, für Petra ein großer Verlust. Die Mutter ist nun Alleinernährerin und beginnt, im Supermarkt eines amerikanischen Militärstützpunkts zu arbeiten. Petra wird jetzt hauptsächlich von ihrer verwitweten Großmutter „Oma Birle“ erzogen, zu der sie zeitlebens ein sehr enges Verhältnis hat.

Übersiedelung in die USA

Auf der Arbeit lernt die Mutter John Kelly, ihren zweiten Ehemann, kennen. Petra nimmt seinen Nachnamen an, lässt sich jedoch nicht von ihm adoptieren. 1959 kommt Petra Kellys Halbschwester Grace auf die Welt. Der Stiefvater wird zurück in die USA versetzt, weshalb sie ganze Familie – mit Ausnahme der geliebten Oma –nach Georgia übersiedelt. Der besucht Petra Kelly die Elementary School und dann die Junior High School.

Das intelligente Kind ist zunächst schüchtern und zurückhaltend, lernt aber schnell Englisch. Spätestens ab 1964, wo sie in Virginia, dem nächsten Einsatzort ihres Stiefvaters, auf die angesehene Hampton Highschool geht, fällt sie auch durch ihre Leistungen und ihr soziales Engagement auf. Sie schreibt für eine Schülerzeitung, darf als Vertreterin der Schule öffentliche Reden halten und sucht bereits den Kontakt zu den Mächtigen der Welt, beispielsweise indem sie in einem Brief an Robert Kennedy den Wunsch äußert, Diplomatin zu werden. Dem Oberbefehlshaber der US-Truppen schickt sie ein Gedicht, das in einer Militärzeitung abgedruckt wird.

Studium

Von 1966 bis 1970 studiert sie Politische Wissenschaften und Weltpolitik an der American University in Washington und ist während dieser Zeit Mitglied im Studentenrat, organisiert politische Seminare und beteiligt sich an Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg sowie gegen die Rassendiskriminierung. Sie engagiert sich auch im Präsidentschaftswahlkampf in den Büros der Senatoren Robert Kennedy (1925-1968) und Hubert Humphrey (1911-1978).

Tod der Schwester von Petra Kelly

Ein wichtiger Einschnitt in ihrem Leben und Impuls für ihren weiteren politischen Werdegang ist im Jahr 1970 der Tod ihrer kleinen Schwester Grace, die 1966 an Krebs erkrankt war und eine vierjährige Leidenszeit mit vielen Operationen und Bestrahlungen erlebt hat. Petra Kelly gründet daraufhin die G.P. Kelly-Vereinigung zur Unterstützung der Krebsforschung für Kinder e.V.. Die Vereinigung entwirft in Form einer Bürgerinitiative ein psychosoziales Betreuungsmodell für krebs- und chronisch kranke Kinder und fördert aus Spendenaufkommen weitere Projekte dieser Art. Petra Kelly führt den Tod ihrer Schwester unter anderem auf die Strahlentherapie und den unkritischen Umgang mit Radioaktivität zurück. 

Arbeit bei der Europäischen Kommission

1971 kehrt Petra Kelly nach Europa zurück. Sie wird Praktikantin und später Mitarbeiterin bei der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel und lernt den deutlich älteren Sicco Mansholt kennen, den Präsidenten der Europäischen Kommission. Die beiden werden ein Paar und arbeiten auch zusammen, sie begleitet ihn beispielsweise auf eine Tagung der UNO nach New York.

Zwischen 1972 und 1982 ist sie bei der Europäischen Kommission angestellt. Zunächst arbeitet sie als Verwaltungsreferendarin im Wirtschafts- und Sozialausschuss und später als Verwaltungsrätin im Sekretariat der Fachgruppen Sozialfragen, Umweltschutz, Gesundheitswesen und Verbrauch. Ihr Schwerpunkt sind Frauenthemen. Ehe- und Familienrecht, Mutterschutz und die Berufstätigkeit von Müttern liegen ihr besonders am Herzen. Ihr neuer Lebenspartner, mit dem sie ebenfalls politisch zusammenarbeitet, wird der irische Gewerkschaftsführer John Carroll, der sich 1978 wegen ihr von seiner Ehefrau scheiden lässt. Doch im selben Jahr geht die Beziehung auseinander. 

Mitglied im BBU

Ebenfalls ab 1972 wird sie aktives Mitglied im neu gegründeten Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Kelly betätigt sich in Gremien wie der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner e.V., der Humanistischen Union, dem Bund für soziale Verteidigung e.V., der Union Syndicale in Brüssel und der Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion, Lüchow-Dannenberg. Außerdem unterstützt sie gewaltfreie Ökologie-, Frauen- und Friedensbewegungen in den USA sowie in zahlreichen europäischen Ländern, in Japan und in Australien.

Die berufliche Doppelbelastung und die Pendelei zwischen ihrem Arbeitsplatz in Brüssel und der Tätigkeit in Deutschland belasten sie gesundheitlich schwer. Ihre ohnehin labile Konstitution – sie hatte schon als Kind unter schweren Nierenkoliken gelitten und viel Zeit in Krankenhäusern verbracht – hält dem Stress nicht stand. Immer wieder leidet sie unter physischen und psychischen Zusammenbrüchen. 

Petra Kelly wird Gründungsmitglied der Grünen

1979 wird sie Gründungsmitglied der Grünen und tritt aus der SPD aus, was sie in einem emotionalen offenen Brief an Helmut Schmidt mit dem Fehlen gleichberechtigter Strukturen, aber auch der unzulänglichen Programmatik gegenüber Problemen der Dritten Welt, Friedenssicherung und Umweltbelastung begründet. 

Der Einzug ins Parlament gelingt den Grünen im Jahr 1983. Kelly kommt über die bayerische Landesliste in den Bundestag, wo sie bis 1990 Mitglied bleibt. Die Delegierten wählen sie zusammen mit Otto Schily und Marieluise Beck-Oberdorf in den Sprecherrat der Fraktion, außerdem wird sie Mitglied des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten. 

Cover von 1982

Der Umgang mit den Parteistrukturen und die Arbeit in Bonn fallen Kelly schwer, denn in ihrem Herzen bleibt sie Aktivistin und eher den Bürgerinitiativen verhaftet. In Interviews betont sie immer wieder, dass es ihr lieber gewesen wäre, die die Grünen wären Bürgerrechtsbewegung geblieben. 

Dennoch ist sie ein Star der Partei und erhält so viele politische Anfragen wie der gesamte Rest der Fraktion zusammen. Als Chefin hat sie keinen guten Ruf, weil ihre Arbeitsaufträge sind unpräzise sind und ihre Anforderungen zu hoch. Es fällt ihr außerdem schwer, Prioritäten zu setzen. Die meisten MitarbeiterInnen bleiben daher nicht lange, und innerhalb der Partei wird Kelly immer mehr zur idealistischen Einzelkämpferin.

Petra Kelly und Gert Bastian
Pressekonferenz der „Grünen“ zum Ausgang der Bundestagswahl vom 6.3.1983 – Otto Schily und Petra Kelly im Saal der Bundespressekonferenz. By Bundesarchiv, B 145 Bild-F065187-0022 / Reineke, Engelbert / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de

Lebensgemeinschaft mit Gert Bastian

1985 zieht Petra Kelly in Bonn mit ihrem Freund und Parteikollegen, dem früheren General Gert Bastian (1922-1992), zusammen. Obwohl er bereits in der Wehrmacht gekämpft hat und trotz seiner beeindruckenden Karriere bis in die höheren militärischen Ränge setzt er sich ab 1979 (NATO Doppelbeschluss) für Abrüstung ein und scheidet aus dem Militär aus. Der verheiratete Familienvater lässt sich trotz der neuen Beziehung nicht von seiner Ehefrau scheiden.

Mit den Bundestagswahlen von 1987 wird Kelly erneut Bundestagsabgeordnete. Sie nimmt am Moskauer Friedensforum teil und trifft in Moskau mit Andrej Sacharow und Michail Gorbatschow zusammen.

Gert Bastian 1987

Vor den Bundestagswahlen 1990 bemüht sich Kelly erfolglos um eine weitere Bundestagskandidatur und scheidet mit Ende der Legislaturperiode aus dem Bundestag aus. Als sie sich im darauf folgenden Jahr für das Amt der Vorstandssprecherin der Grünen bewirbt, erhält sie nur einen Bruchteil der Stimmen. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten zurückgezogen und zunehmend von politischen Weggefährten und Freunden isoliert in ihrem Haus im Bonner Stadtteil Tannenbusch. Immer wieder gibt es Berichte über ihren schlechten Gesundheitszustand und Angstzustände. Auch ihre Abhängigkeit in der Partnerschaft zu Gert Bastian wird öffentlich diskutiert. 1992 übernimmt sie die Moderation des SAT-1-TV-Umweltmagazins „Fünf vor Zwölf“, doch die Sendung wird nach kurzer Zeit wieder abgesetzt. 

Das gewaltsame Ende von Petra Kelly

Am 1. Oktober 1992 wird Petra Kelly im Schlaf von Gert Bastian erschossen, der sich anschließend selbst mit derselben Waffe das Leben nimmt. Allerdings wird kein Abschiedsbrief gefunden, der einen Hinweis auf die Motive geben könnte. Die Leichen von Petra Kelly und Gert Bastian findet man erst drei Wochen nach ihrem Tod.

In der Öffentlichkeit  – und vor allem auch von Parteifreunden – wird zunächst von einem Doppelselbstmord ausgegangen, und dieses Narrativ wird auch über längere Zeit aufrechterhalten, selbst als immer deutlicher wird, dass Petra Kelly ihrem Tod sicher nicht zugestimmt hat. 1993 veröffentlicht Alice Schwarzer  das Buch „Eine tödliche Liebe. Petra Kelly und Gert Bastian“. Die Autorin, die mit den beiden Toten bekannt war, geht darin der Frage nach, inwieweit Kelly mit dem gewaltsamen Ende einverstanden war. Ihrer Meinung nach handelte es sich um Mord.

Petra Kelly auf dem Cover des Spiegel
Cover von 1992

Quellen: 

Saskia Richter: Die Aktivistin. Das Leben der Petra Kelly, DVA, München 2010

Alice Schwarzer, Eine tödliche Liebe, Kiepenheuer und Witsch, Köln, 1993 

Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie Petra Kelly, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 
URL:

Anschauen auf YouTube: 

Interview | Nuclear Disarmament | Ecological Concerns | Afternoon plus | part 1 | 1982

Auftritt in einer deutschen Talkshow von 1990

Anhören:

Interview mit dem SDR von 1985 

Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

Instagram: https://www.instagram.com/frauenleben.podcast/

Die deutsche Frauenrechtlerin, Philosophin, Publizistin, Sexualreformerin und Pazifistin Dr. phil. Helene Stöcker war eine Vertreterin des radikalen Flügels der historischen Frauenbewegung. Eine ebenbürtige Partnerschaft zwischen Männern und Frauen und die sexuelle Gleichberechtigung der Geschlechter standen im Mittelpunkt ihres Denkens. Daraus leitete sie die Notwendigkeit umfassender gesellschaftlicher Veränderungen ab.

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Schon in den allerfrühesten Kinderjahren war ich mir vollkommen klar über meine Lebensziele. Sowie ich erwachsen wäre, so dachte ich, würde ich schriftstellerisch tätig sein wollen und für die Gleichberechtigung der Geschlechter kämpfen, deren verschiedene Bewertung ich schon als Kind sehr deutlich und schmerzlich empfand.

Helene Stöcker, Lebenserinnerungen
Helene Stöcker vor 1903 (Quelle Wikipedia)

Helene Stöcker und die Philosophie der Neuen Ethik

In ihrer Philosophie der ‚Neuen Ethik’, die sie ab etwa 1905 beginnt zu entwickeln, erkennt Stöcker nicht die Ehe, sondern ausschließlich die Liebe als Legitimation für sexuelle Beziehungen an. Selbst in einem streng calvinistischen Haushalt aufgewachsen, plädiert sie außerdem für die Überwindung einer heuchlerischen sexuellen Moral, die die freie Sexualität unterdrückt. Sie bekämpft den Status der Frauen als Sexualobjekt, wie er beispielsweise in Goethes „Faust“ in der Geschichte rund um Gretchen gleichsam wie nebenbei thematisiert wird (die Lektüre des „Faust“ hat sie stark beeinflusst). Aus ihren Forderungen nach einer „Kultur der Liebe“ leitet sie die Notwendigkeit einer  finanziellen Unabhängigkeit der Frauen und nach weiteren gesellschaftlich notwendigen Veränderungen ab.

Helene Stöcker mit Schwestern
Helene Stöcker und ihre Schwestern (Quelle: Frauenmediaturm.de)

Wenn ich heute an diese erste Lektüre des „Faust“ zurückdenke, so glaube ich, dass mich in ihm weit mehr die Gretchentragödie erschüttert hat als das Erkenntnisproblem. Ich kann kaum mehr beschreiben, mit wie ungeheurer Wucht dieser erste Einblick in die Gewalt und Tragik der Geschlechtsbeziehungen auf mich damals gewirkt hat. Ich stand am Beginn des Pubertätsalters und war überdies durch Anlage und Erziehung gewöhnt, am Schicksal anderer Menschen mitfühlend teilzunehmen. Auf ein Kind weiblichen Geschlechtes musste diese frühe Begegnung entscheidend einwirken. Welche Gefahren, welche Schicksale einer Frau drohten, wenn die Liebe in ihr Leben trat – das stand hier in der vollen Krassheit eines vernichtenden Schicksals vor mir. Auch dass der männliche Partner in dieser Verbindung sich als so schwach und gleichgültig erwies, dass er keine Hilfe und Rettung vor den zerstörenden Konsequenzen zu bringen vermochte, war hier schonungslos offenbart

Helene Stöcker, Lebenserinnerungen

Abschaffung des Paragrafen 218

Stöcker kämpft mit ihrem ‚Bund für Mutterschutz und Sexualreform’ für die Abschaffung des § 218, den besseren Schutz lediger Mütter und gegen ihre gesellschaftliche Ächtung; für Sexualaufklärung und das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung über ihren Körper. Ihre Zeitschrift „Mutterschutz“, 1908 in „Neue Generation“ umbenannt, erscheint ab 1905 bis zu ihrer Flucht aus Deutschland im Jahr 1932. 

Mutterschutz Zeitschrift von Helene Stöcker
Quelle: Frauenmediaturm.de

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs engagiert sich Stöcker in pazifistischen Organisationen. So ist sie unter anderem von 1922 bis 1932: Vorstandsmitglied der „Deutschen Liga für Menschenrechte“.

1943 stirbt sie verarmt und einsam im New Yorker Exil. 

Helene Stöcker Mutterschutz Publikation
Quelle: Frauenmediaturm

Zweck des Bundes ist es, die Stellung der Frau als Mutter in rechtlicher, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zu verbessern, insbesondere unverheiratete Mütter und deren Kinder vor wirtschaftlicher und sittlicher Gefährdung zu bewahren und die herrschenden Vorurteile gegen sie zu beseitigen, sowie überhaupt eine Gesundung der sexuellen Beziehung anzubahnen.

Helene Stöcker über den Bund für Mutterschutz und Sexualreform BfMS

Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, auch denen zu helfen, die durch das Übel der Schwangerschaftsunterbrechung ein noch größeres Übel – nämlich das der Zerstörung von Gesundheit und Lebensglück der schon Lebenden – vermeiden wollen.

Helene Stöcker

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Literatur: 

Helene Stöcker: Lebenserinnerungen. Die unvollendete Autobiographie einer frauenbewegten Pazifistin. Herausgegeben von Reinhold Lütgemeier-Davin und Kerstin Wolff.
L‘HOMME Archiv 5, Böhlau Verlag, Köln 2015. 

Angelika Schaser: Frauenbewegung in Deutschland. 1848 – 1933

Chronologische Biographie von Helene Stöcker mit Jahreszahlen unter Lebendiges Museum Online

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Empfehlungen

Wir sprechen über die Romane von Petra Hucke „Vom Gehen und Bleiben“, S. Fischer Verlage und von Susanne Popp „Der Weg der Teehändlerin“, Fischer Taschenbuch

Wir weisen auf den Podcast frauenvondamals von Bianca Walther hin, die sich fundiert mit der Frauenbewegung in Deutschland beschäftigt, zum Beispiel Folge 8: Von Olympe bis Helene, Streifzug durch 100 Jahre Frauenbewegung oder Folge 18: Helene Lange (Begründerin der Gymnasialkurse für Mädchen).

Wir erwähnen die frauenleben-podcast-Folge über Iris von Rothen und die Folge über Bertha Pappenheim. Für den Mutterschutz und den Schutz unehelicher Kinder setzte sich im Nachkriegsdeutschland auch die erste Ministerin Deutschlands ein: Elisabeth Schwarzhaupt

Eine zeitgenössische heute noch lesenswerte Autorin ist Gabriele Reuter, zum Beispiel der damals sehr erfolgreiche Roman „Aus guter Familie“, der auch von Helene Stöcker in ihrer Autobiographie erwähnt wird. (Gibt es hier gratis als E-Book)

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Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

Instagram: https://www.instagram.com/frauenleben.podcast/

Die japanische Geschäftsfrau Tatsuuma Kiyo (1809–1900) baute über Jahrzehnte hinweg die Sake-Brauerei ihrer Familie zu einem Unternehmensimperium aus, und das in einer Zeit, in der Frauen zu Brauereien keinen Zutritt hatten. Ihre Geschichte gibt einen Einblick in die Strukturen von Familienunternehmen im Japan des 19. Jahrhunderts und in die Rolle, die Frauen dabei spielten. Die Sake-Marke Hakushika, die sich aus dem Unternehmen entwickelt hat, ist bis heute eine der großen Sake-Brauereien Japans.

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Ein Gastbeitrag von Antonia Popp

Tatsuuma Kiyo wird 1809 in der kleinen Gemeinde Nishinomiya in der Region Nada bei Osaka geboren. Sie ist das einzige Kind einer Kaufmannsfamilie, die seit 1662 eine mittelgroße Sakebrauerei betreibt. Frauen durften in Japan zu dieser Zeit offiziell kein Eigentum besitzen und konnten somit auch nicht Familienoberhaupt werden. Gängige Praxis in Kaufmannsfamilien war es daher, einen jungen Mann auszuwählen und umfassend auszubilden, um ihn dann zu adoptieren und mit der eigenen Tochter zu verheiraten. Die adoptierten Schwiegersöhne hießen mukoyoshi und wurden unter strategischen Gesichtspunkten ausgewählt. Oft kamen sie aus Unternehmen der gleichen Branche. Dies diente der Stärkung von Geschäftsbeziehungen und gab der talentierten Tochter die Möglichkeit, als Frau des Familienoberhaupts weiter Einfluss auf das Unternehmen auszuüben. Auch der Name des Auserkorenen wurde geändert, und so wird Tatsuuma Kiyo im Jahr 1830 die Ehefrau von Tatsuuma Kichizaemon X, Nachfolger von Kiyos Vater, Tatsuuma Kichizaemon IX.

Tatsuuma Kiyo, Porträt
Das einzige bekannte Bild von Tatsu’uma Kiyo.
Quelle: Joyce Chapman Lebra, Women in All-Male Industrie

Die Häuser der japanischen Familienklans

Nach der traditionellen, von den herrschenden Samurai beeinflussten, Familienstruktur bildet jede Familie ein Haupthaus, ein sogenanntes honke. Der Vater vererbt die Führung des  honke an seinen ältesten Sohn. Jüngere Söhne treten mit ihrer Heirat aus einem Haus aus und gründen ein Nebenhaus, ein bunke. Frauen verlassen das Haus ihrer eigenen Familie mit ihrer Heirat. Sie werden Teil des Hauses ihres Ehemanns – außer natürlich, dieser wurde gleichzeitig in die Familie adoptiert.

Das Hauptunternehmen einer Kaufmannsfamilie wird stets im honke vererbt. Die bunke sind hingegen oft Firmen, zu denen eine Geschäftsbeziehung gepflegt wird. Sie können bei einer Krise als Absicherung dienen. Oft expandieren sie auch unternehmerisch sowie geographisch in andere Branchen oder Gegenden und bauen so den Einfluss der Hauptfamilie aus. Auch das strategische Verheiraten von Töchtern oder das Verschicken der eigenen Söhne in andere Unternehmen dient den Bildung wichtiger Allianzen. Gute Heiratsverhandlungen erfordern somit diplomatisches Geschick und unternehmerische Weitsicht.

Tatsuuma Kiyo – das Unternehmen Hakushika, das sie mitgeprägt hat,   gibt es seit 1662
Das Unternehmen Hakushika existiert seit 1662.
Quelle: hakushika.co.jp

Familie und Firma bilden eine untrennbare Einheit 

Tatsuuma Kiyo bekommt 6 bis 12 leibliche Kinder (die genaue Anzahl ist nicht bekannt), die sie in strategische Ehen mit Mitgliedern anderer Familienunternehmen vermittelt. Kiyos Ehemann wird 1842 offizielles Familienoberhaupt, wobei man davon ausgehen kann, dass Kiyo schon zu diesem Zeitpunkt einen substanziellen Einfluss auf ihre eigene Familie ausübt. 1855 stirbt ihr Ehemann und Kiyo leitet die Firma nun auch offiziell für eine gewisse Übergangszeit (5 Jahre waren erlaubt), bis ihr Sohn übernimmt. Nach dessen frühem Tod wird das Unternehmen schließlich an die von Kiyo ausgewählte und ausgebildete Schwiegertochter übergeben, für die sie entgegen der gesetzlichen Vorgaben eine längere Übergangszeit von sieben Jahren verhandelt.

Sake als Opfergabe – Illustration für Podcast über Tatsuuma Kiyo
Sake-Opfergaben in Japan – Foto: Susanne Popp

Sake – das traditionelle alkoholische Reisgetränk

Die Sakeproduktion stellt für Frauen im 19. Jahrhundert ein besonders kompliziertes industrielles Umfeld dar, weil ihnen der Zutritt zu den Brauereien selbst verboten ist. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen, deren Wurzeln im Buddhismus oder Shintoismus zu suchen sind. So werden Frauen generell als unreine Wesen betrachtet, welche die Qualität des Sake gefährden könnten. Außerdem gilt der Geist des Sake als weiblich. Man fürchtet, dass die Präsenz von Frauen ihn eifersüchtig macht, wodurch das Getränk sauer und ungenießbar werden würde.

Tatsuuma Kiyo ist darum auf eine loyale Vertrauensperson angewiesen, die sie im täglichen Geschäft unterstützt. 1843 nimmt sie einen Küchenjunge unter ihre Fittiche, benennt ihn um in Tatsuenosuke (eine Anspielung auf den Familiennamen Tatsuuma) und macht ihn nach umfassender Ausbildung zu ihrer rechten Hand. Mit der Zeit wird er der oberste Buchhalter und Büroleiter des Familienunternehmens. Er vertritt Kiyo in den Brauereiräumen, welche sie nicht betreten darf, sowie bei offiziellen Geschäftstreffen, zu denen sie nicht zugelassen ist. Später trifft er auch eigene Geschäftsentscheidungen und gibt sein Wissen an die Kinder der Familie weiter. Er bleibt Tatsuuma Kiyo und dem Unternehmen bis zu seiner Berentung treu.

Hakushika-Sake Tatsuuma Kiyo
Quelle: hakushika.co.jp

Tatsuuma Kiyo: Weitsichtige Entscheidungen

Der Sake-Handel ist beständigen Unsicherheiten unterworfen, etwa dem stark schwankende Reispreis oder Missernten. Aber auch Bakterienbefall, der den Sake ungenießbar werden lässt, häufige Brände sowie Schiffsunglücke verkomplizieren das Geschäft. Eines der größten Verdienste Kiyos ist es somit, ihr Unternehmen durch intelligente Entscheidungen krisensicher zu machen. Sie beginnt, Sake von anderen Brauereien einzukaufen und unter eigenem Namen zu vertreiben. Auch gibt sie eigenen Sake ab, wenn andere Unternehmen bereit sind, mehr dafür zu bezahlen. Außerdem erweitert sie das Familienimperium in andere verwandte Branchen, beispielsweise den Vertrieb von Quellwasser für die Sakeproduktion.

Eigene Flotte und eine Bank

Sie schließt durch Heirat besiegelte Allianzen mit den Familien anderer Brauereien, die eigene Schiffe für den Saketransport besitzen. Schließlich schafft sie eine eigene Flotte an, um die Logistik des Unternehmens unabhängiger zu machen. Mit einer hauseigenen Währungstauschbörse und Kreditvergabe steigt sie sogar ins Bankgeschäft ein. Für den Fall, dass Schuldner ihre Schulden nicht mehr begleichen können, lässt sie sich in Ländereien bezahlen. Die Immobilien stellen eine zusätzliche Absicherung für die Familie dar. Als nach der Meiji-Revolution andere Gegenden Japans wirtschaftlichen Aufschwung erfahren, baut Kiyo die Schiffsrouten aus, um ebenfalls von dieser Entwicklung zu profitieren.

Tatsuuma Kiyo – das Unternehmen Hakushika, Sake-Brauerei seit 1662

Bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 1900 behält Kiyo ihren großen Einfluss auf die Geschicke ihres Familienunternehmens. Sie vermittelt auch Ehen für ihre Enkelkinder und trifft die wichtigsten Personal- und Geschäftsentscheidungen, obwohl auf dem Papier eigentlich andere die Familie vertreten. Unter ihrer Führung verdreifacht sich die Produktionsmenge der Brauerei und ist bei ihrem Tod die größte Sakebrauerei Japans.

1900 stirbt Tatsu’uma Kiyo im Alter von 91 Jahren. Kiyos Geschichte wird 1991 von Dr. Joyce Lebra recherchiert und in einem Artikel veröffentlicht. 

Quellen:

Lebra, Joyce Chapman (1991). Women in an All-Male Industry: The Case of Sake Brewer Tatsu’uma Kiyo. In Recreating Japanese Women, 1600-1945 (pp. 131-148). University of California Press.

History of Hakushika-Sake: https://www.hakushika.co.jp/en/brand/history.html

Artwork und Musik: Uwe Sittig 

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