Mathilde Franziska Anneke war eine bedeutende Revolutionärin und Sozialunternehmerin des 19. Jahrhunderts. In Deutschland stritt sie für Demokratie und Frauenrechte, gründete eine Frauenzeitung und wurde später in den USA zu einer bekannten und beliebten Rednerin, die die amerikanische Frauenrechtsbewegung inspirierte und beeinflusste. Ihre Schule für Mädchen verfolgte das Ziel, Mädchen und junge Frauen jenseits von Kinder, Küche und Kirche zur Selbstständigkeit zu erziehen.   

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Kindheit und Jugend

Mathilde ist das älteste von zwölf Geschwistern und wächst wohl behütet auf. Ihr Vater Karl Giesler ist wohlhabend und angesehen, ein Bergwerksbesitzer und Ratsherr, und ihr Pate ist der berühmte preußische Reformer Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, den die Familie häufig besucht. Mathilde erfährt die typische Mädchenbildung der damaligen Zeit, zeichnet, malt, spielt Klavier, lernt aber auch die Grundzüge der Naturwissenschaften. 1835 verliert ihr Vater durch eine Fehlspekulation in eine pferdebetriebene Eisenbahn sein Vermögen, woraufhin Mathilde einen wohlhabenden Weinhändler heiratet, Alfred von Tabouillot, der hilft, die Finanzen des Vaters zu sanieren.

Mathilde Franziska Anneke im Alter von etwa 23 Jahren (Der Märker, Heimatblatt, Mai 1860)

Unglückliche Ehe und Scheidung

Auf eine glückliche Kindheit folgt eine sehr unglückliche Ehe. Der Ehemann entpuppt sich als gewalttätiger Trinker. Ein Jahr nach der Hochzeit und kurz nach Geburt ihrer Tochter Johanna, genannt Fanny, verlässt sie ihren Mann im Jahr 1837 und reicht ein Scheidungsgesuch ein, wodurch sie ihr Ansehen und ihre soziale Stellung verliert. Der jahrelange Scheidungsprozess führt ihr deutlich vor Augen, wie ungerecht die Gesetzgebung Frauen gegenüber ist, so muss sie sich mühsam eine geringe Unterhaltssumme erkämpfen. 1843 wird sie schuldig geschieden, darf aber die Tochter behalten. Sie nennt sich fortan: „Verheiratet gewesene von Tabouillot, geborene Giesler“.

Berufstätigkeit als Autorin

Als alleinstehende Frau ernährt Mathilde Franziska sich und ihre Tochter mit Schreiben. Sie publiziert beispielsweise in Frauenalmanachen oder in Zeitschriften wie der Gartenlaube, schreibt aber auch für die Kölnische Zeitung, die Augsburger Allgemeine, die Düsseldorfer Zeitung und die Mannheimer Abendzeitung. Außerdem schreibt sie Novellen und übersetzt englische Texte ins Deutsche. Ihre frühen Texte sind typisch Biedermeier. Zur Religion hat sie ein ambivalentes Verhältnis, der Glaube an Gott spendet ihr Trost, sie ist aber auch der Meinung, dass der katholische Glaube Frauen zu sehr zur Unterordnung zwingt. 

1846 schreibt sie ein Werk, dass erstmals ihren leidenschaftlichen Einsatz für Frauenrechte zum Ausdruck bringt, „Das Weib im Conflict mit den socialen Verhältnissen“. Es handelt sich um eine Verteidigungsrede für ihre Mitstreiterin Louise Aston, die genau wie sie selbst gezwungen war, einen reichen Mann zu heiraten und nach der Scheidung ihren Ruf verlor. Vor allem aber ist es eine Abrechnung mit Staat, Kirche und Gesellschaft. Mathilde Franziska Anneke bringt zum Ausdruck, dass es der kirchliche Dogmatismus ist, der das männliche Machtmonopol verewigt und polemisiert gegen die Unterdrückungsmechanismen der christlichen Religion in Verbindung mit den staatlichen Gesetzen. Die Publikation, 1847 in einer kleinen Auflage erschienen, macht sie national bekannt. 

Die Neue Kölnische Zeitung und die Frauen-Zeitung

1837 war sie mit ihrer Tochter nach Wesel gezogen und 1839 nach Münster. Sie diskutiert mit im Demokratischen Verein und lernt dort neben Karl Marx oder Ferdinand Freiligrath auch ihren zweiten Ehemann kennen, Captain Friedrich Anneke, einen ehemaligen preußischen Offizier, der wegen seiner sozialistischen Gesinnung aus dem Dienst entlassen worden war. 

Das Ehepaar heiratet 1847. Sie siedeln nach Köln über und gründen dort einen Club, aus dem später der Kölner Arbeiterverein hervorgeht, die bis dahin größte deutsche Arbeiterorganisation. Die Annekes wollten nun selbst eine Zeitung herausgeben, die Neue Kölnische Zeitung unter dem Motto „Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle“.  

Im Juli 1848 gibt Fritz Anneke eine Rede vor tausenden Zuhörern und wird ins Gefängnis geworfen, sodass die Redaktion jetzt allein in Mathildes Händen ruht. Obwohl sie im selben Monat, in dem Fritz ins Gefängnis kommt, ihren Sohn Fritz zur Welt bringt, schafft Mathilde es, die erste Ausgabe auf einer eigens angeschafften Druckerpresse fertigzustellen und herauszubringen. Die Behörden schreiten sofort ein, die Zeitung wird verboten und Mathilde gründet daraufhin die Frauen-Zeitung, die erste deutsche Zeitung mit politischen und gesellschaftlichen Nachrichten speziell für Frauen. Es geht darin beispielsweise um Themen wie Erziehung oder den Einfluss von Schulen. Nach zwei Ausgaben muss sie auch diese Zeitung wieder einstellen. 

Mathilde Franziska Anneke im badisch-pfälzischen Krieg

Im Dezember 1848 wird ihr Mann aus der Haft entlassen. Als es im Frühjahr in der Pfalz zur letzten revolutionären Erhebung kommt, schließen sich die Annekes der badisch-pfälzischen Revolutionsarmee an, das heißt Fritz als Offizier und Mathilde, die eine sehr gute Reiterin ist, assistiert ihrem Mann als eine Art Ordonnanzoffizierin. In der Armee befinden sich Bildungsbürger wie die Annekes aber auch Arbeiter. Carl Schurz, der später in den USA Innenminister wurde, ist Annekes Adjudant. 

Im Juli 1849 wird der Aufstand endgültig niedergeschlagen, die Annekes fliehen zunächst mit den beiden Kindern nach Frankreich, dann in die Schweiz und von dort in die USA nach Milwaukee, wo Fritz Anneke sich als Autor und Publizist durchzuschlagen versucht. 

Die ersten Jahre im Exil in den USA

Mathilde Franziska Anneke wiederum besinnt sich ebenfalls auf etwas, das sie gut kann, nämlich Reden und Vorträge halten. Sie spricht auf Deutsch und auf Englisch über Themen wie Revolution in Deutschland, Frauenrechte aber auch Literatur und übersetzt die Schriften der amerikanischen Frauenrechtlerinnen Susan B. Anthony und Elizabeth Cady Stenton ins Deutsche. 70 Prozent der Bevölkerung in Milwaukee spricht deutsch, die Stadt gilt als das kulturelle Zentrum alles Deutschen. Es gibt deutsche Vereine, Chöre, Theater, Kirchen, Brauereien, Bäckereien und eben auch Zeitungen und Vorträge. Im August 1850 wird ihr drittes Kind geboren, Percy Shelley, benannt nach dem Ehemann von Mary Shelly, Autorin des berühmten Romans Frankenstein.

Deutsche Frauen-Zeitung in den USA

1852 gründet sie die feministische Zeitung „Deutsche Frauen-Zeitung“, wobei ihr ein befreundeter Verleger hilft, denn sie hat kein Geld für Investitionen. Sie darf erste Ausgabe und die nächsten in den Räumlichkeiten der führenden Zeitung von Wisconsin, dem Wisconsin Banner, drucken, wo Frauen Seite an Seite mit Männern arbeiten. Auch die älteste Tochter Fanny, mittlerweile verheiratete Fanny Stoerger, ist mit dabei. In der Zeitung wird die Gleichstellung von Frauen gefordert, es geht beispielsweise um gleiche Berufschancen oder Bildung von Männern und Frauen. 

Deutsche Frauen-Zeitung. Central-Organ der Vereine zur Verbesserung der Lage der Frauen. Redigiert von Mathilde Franziska Anneke, geb. Gießler. New York, 18. Oktober 1852

Doch den Druckern sind die in der Zeitung geäußerten Meinungen und Forderungen der Frauen zu progressiv. Sie fürchten um ihre Arbeitsplätze und reichen eine Petition ein, die zum Ziel hat, das Beschäftigen von Frauen zu verbieten. Die Petition hat Erfolg. Mathilde will daraufhin eine eigene Druckerei gründen und versucht das Geld dafür mit Vortragsreisen zu verdienen. Sie besucht Städte mit einer großen deutschen Bevölkerung, wie Detroit, Cleveland, Buffalo, New York, Philadelphia oder Pittsburgh. Ihre Vorträge werden häufig von Vereinen gesponsort, etwa Arbeitervereinen, Turnervereinen oder von Freien Gemeinden. 

Übersiedelung nach Newark, New York

Die Annekes verlegen nun ihren Wohnsitz nach New York. Dort gibt Mathilde Franziska Anneke die Zeitung ab Oktober 1852 heraus. Sie erscheint zweimal im Monat und hat etwa 2000 Abonnentinnen und Abonnenten unter anderem in Texas und Brasilien. Ihr Mann Fritz gründet in die Newarker Zeitung, die sich ebenfalls gut verkauft. Von 1852 bis 1858 kann die Familie sich finanzieren, obwohl Mathilde ihre Publikation schon 1855 wieder aufgeben muss. Gründe dafür sind gesundheitliche Probleme, außerdem muss sie sich um die wachsende Familie kümmern. Sie bekommt Zwillinge, Rosa und Irla, die beide sterben, und dann noch einmal Zwillinge, Hertha und Irla. 

Sie hält auch nach der Gründung der Zeitung weiter Vorträge, beispielsweise im September 1853 anlässlich der Suffrage Convention. Suffragetten sind typischerweise weiße Mittelklasse-Frauen, viele sind Abolitionistinnen und Sozialreformerinnen. Während draußen auf der Straße Menschen gegen die Versammlung protestieren, hält Mathilde Franziska Anneke drinnen die letzte Rede der Versammlung. Sie spricht auf Deutsch, wird aber simultan auf Englisch übersetzt. Sie spricht über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Frauen in der alten und der neuen Welt und über das universelle Bedürfnis nach Frauenrechten. 

1858 ereilt die Annekes ein Schicksalsschlag, von dem sich die Ehe nie mehr richtig erholt. Die Kinder Irla und Fritz sterben an den Pocken, obwohl es bereits Impfungen gibt – die freilich riskant sind. Jedenfalls hat Fritz sich dagegen ausgesprochen, die Kinder impfen zu lassen. Sie ziehen zurück nach Milwaukee, wo Mathildes Mutter lebt, zu der sie ein enges Verhältnis hat. Fritz hingegen geht zurück nach Europa. Von da an leben die Annekes nicht mehr zusammen, wenn sie einander auch verbunden bleiben und sich nicht scheiden lassen.  

Mathilde Franziska Anneke in der Schweiz

Die wichtigste Person in Mathildes Leben für die nächsten Jahre wird nun ihre gute Freundin aus Milwaukee Mary H. C. Booth, eine aktive Abolitionistin. 1860 gehen Mathilde und Mary gemeinsam mit ihren Kindern in die Schweiz. Fritz Anneke hält sich ebenfalls dort auf. Zuvor versuchen sie erfolglos, Marys Mann, ebenfalls ein bekannter Abolitionist, aus dem Gefängnis zu befreien, wo er wegen der Vergewaltigung einer Vierzehnjährigen einsitzt. 

Mathilde Franziska Anneke mit Mary Booth
M. F. Anneke (stehend) mit ihrer Freundin Mary Booth

Fritz kehrt in die USA zurück, um im amerikanischen Bürgerkrieg journalistisch tätig zu werden. Mathilde bleibt in der Schweiz und für sie sind diese Jahre sehr fruchtbar. Sie schreibt mehrere Novellen und den Roman „Das Geisterhaus in New York“, publiziert in Zeitschriften wie der Didaskalia. Mathildes Themen sind weiterhin die Rechte der Frauen und mehr und mehr geht es ihr auch um die Befreiung der Sklaven. Die rechtliche Situation von Sklaven und Frauen weist Parallelen auf, weshalb viele Abolitionistinnen auch gleichzeitig Frauenrechtlerinnen sind. Doch Marys Gesundheitszustand verschlechtert sich und die Frauen gehen zurück in die USA, wo die Freundin 1865 stirbt. Mathilde Franziska Anneke kehrt nach Milwaukee zurück. 

Gründung des Milwaukee Töchter Instituts

1865 gründet sie zusammen mit einer anderen Freundin, Caecilie Kapp, in Milwaukee eine Schule, das Milwaukee Töchter Institut, das sehr schnell einen sehr guten Ruf hat. Öffentliche amerikanische Schulen gelten als eher überfüllt, u0nd0 es geht vor allem ums Auswendiglernen. Private Schulen sind wiederum wenig liberal und meistens kirchlich.

Mathilde Annekes Ideal sieht so aus: Eine liberale säkulare Schule, in der bilingual auf Deutsch und Englisch unterrichtet wird und in der die Mädchen zur Selbständigkeit erzogen werden. Die Erziehung ist, so heißt es, ist streng aber liebevoll. Das Schulgeld beträgt 350 Dollar im Jahr. Es gibt 50 Schülerinnen im Alter von 5 bis 17 Jahren. Nach einigen Jahren werden in den untersten Klassen auch Jungs zugelassen und 1865 wird sogar ein Physiklehrer eingestellt. Musik, Zeichnen und Französisch kosten interessanterweise extra und es gibt weder Haushaltsunterricht noch Religion. Auch gibt es keine Reihenbeschulung in den Klassen, sondern man sitzt an großen Tischen im Kreis. Häufig gibt es Exkursionen und man legt Wert auf die praktische Anwendung des Gelernten. 

Second building used by Mathilde Franziska Anneke’s Töchter Institut. Website: Immigrant Entrepreneurship, Courtesy of the Milwaukee County Historical Society, published by German Historical Institute

Eine moderne Mädchenschule

Obwohl die Schule eine gute Reputation genießt, ist es finanziell immer knapp. Man kann davon ausgehen, dass Mathilde Anneke zwar über viel Idealismus, jedoch nicht unbedingt über ein großes finanzielles Geschick verfügt. 1868 wird ein Unterstützungsverein gegründet, Aufführungen wie Musicals oder Theaterstücke bringen zusätzlich etwas Geld in die Kasse. 

1872 stirbt Fritz Anneke, der weiterhin als Journalist tätig gewesen war, nach einem Sturz in Chicago. 1878 hat Mathilde Anneke einen weiteren großen Verlust zu beklagen, als ihre Tochter Fanny stirbt. Mathilde Anneke schreibt weiter für verschiedene Zeitungen und ist nach wie vor eine gefragte Rednerin. Sie verstirbt nach längerer Krankheit im November 1884 und wird unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt. Ihr Tod wird in mehreren Zeitungen gewürdigt.

Nachruf

In den USA gilt Mathilde Anneke noch in den 1930er Jahren als eine der einflussreichsten Frauen der vereinigten Staaten. Nach dem 2. Weltkrieg gerät sie in Vergessenheit und wird Jahrzehnte später wiederentdeckt. 1988 gibt es in Deutschland eine Briefmarke mit ihrem Konterfei in der Reihe „Frauen der deutschen Geschichte“. An der Ostseite des Kölner Doms gibt es eine Statue von ihr. 

Briefmarke mit dem Porträt von Mathilde Franziska Anneke mit Mary Booth

Der Mathilde Anneke-Preis der Städte Hattingen und Sprockhövel wird alle zwei Jahre verliehen und würdigt außergewöhnliche Leistungen von Einzelpersonen oder Vereinen, die sich in besonderem Maße für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen und eine besondere Würdigung verdient haben.

Quellen:

Stephani Richard-Wilson: Mathilde Franziska Anneke (1817-1884) Social Entrepreneur and Sufragette in Immigrant Entrepreneurship: The German American Experience since 1700, Seite 141 – 165

Maria Wagner, Mathilde Franziska Anneke in Selbstzeugnissen und Dokumenten. Fischer Taschenbuch Verlag 1980

Links

https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/mathilde-franziska-anneke

https://www.hattingen.de/stadt_hattingen/Rathaus/Verwaltung/News/Nachrichten%202024/April%202024/Mathilde%20Anneke-Preis%20wird%20zum%207.%20Mal%20ausgeschrieben

Hier noch weitere Frauenleben-Podcast-Folgen über zwei weitere Frauenrechtlerinnen aus dem 19. und aus dem 20. Jahrhundert: Helene Stöcker und Iris von Roten

Und ergänzend zu dieser Folge das erwähnte Zeitzeichen des WDR:

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/anneke102.html

Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

Instagram: https://www.instagram.com/frauenleben.podcast/

Die amerikanische Langstreckenschwimmerin Gertrude Ederle stellte zahlreiche Schwimm-Weltrekorde auf, gewann 1924 Gold bei den olympischen Spielen und war die erste Frau, die den Ärmelkanal durchschwamm.  

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Eine Podcast-Episode von unserem Gast Christian Popp

Gertrude Ederle wurde am 23. Oktober 1905 in New York als Tochter deutscher Auswanderer geboren. Ihre Eltern Heinrich Ederle und Gertrude Anna, geborene Haberstroh, stammten aus Esslingen und Ostpreußen. Ihre ersten Schwimmzüge machte Gertrude Ederle im Alter von elf Jahren bei einem Besuch ihrer Großeltern in Deutschland im Bissinger See. Sie kehrte auch in späteren Jahren immer wieder dorthin zurück.

Gertrude Ederle am Strand

Bei der World Swimming Association lernte sie die amerikanische Crawltechnik und stellte bereits 1917 einen ersten Weltrekord über 800 Meter Freistil auf. Sie war die jüngste Schwimmerin im Wettbewerb. Bis 1925 folgten 29 weitere Weltrekorde oder nationale Titel. Allein im Jahr 1922 gewann sie sieben Weltrekorde. 

Gertrude Ederle im Wasser

Teilnahme an den olympischen Spielen in Paris

1924 nimmt sie an den olympischen Spielen in Paris teil – es war das dritte Mal, dass auch Frauen in 10 Disziplinen mit dabei sein durften  – und gewann einmal Gold und zweimal Bronze. 

1925 wird Gertrude Ederle Profi und trainiert speziell für Langstrecken im offenen Wasser. Ihre typische Trainingsstrecke von rund 20 Meilen reicht vom Battery Park an der Südseite Manhattan nach Sandy Hook in New Jersey.

Vor dem Schwimmen
Um sich gegen die Kälte und das Aufquellen der Haut im Salzwasser zu schützen, schmiert sie sich mit einer Mischung aus Tierwollfett und Olivenöl ein. (Quelle: Wikimedia)

Schwimmbrille von Gertrude Ederle
Eine abgedichtete Motorradbrille schützt die Augen, (Swimming Goggles used by Gertrude Ederle while swimming the English Channel.)

Da ihr die üblichen Badeanzüge zu unbequem sind, erfindet sie zusammen mit ihrer Schwester einen Zweiteiler, den sie sich allerdings leider nicht patentieren lässt. Dies tut erst der Franzose Louis Réard im Jahr 1946, der sein Modell „Bikini“ nennt.

Gertrude Ederle durchschwimmt den Ärmelkanal

Am 18. August 1925 unternimmt sie einen ersten Versuch, den Ärmelkanal zu durchschwimmen, den ihr Trainer gegen ihren Willen nach 8 Stunden abbricht. Im zweiten Anlauf 1926 schafft sie es, obwohl sie aufgrund der Strömung und der Gezeiten 50 statt 34 Kilometer schwimmt. Sie ist die erste Frau der dies gelingt, wobei sie mit ihrer Zeit von 14 h 34 Minuten den dazumal schnellsten männlichen Schwimmer sogar noch um 2 h übertrifft. 

Gertrude Ederle im Wasser stehend

In einer Zeit, in der manche Ärzte davon überzeugt sind, dass Leistungssport der Gebärfähigkeit abträglich ist, hat Gertrude Ederle bewiesen, dass eine Frau dem Mann körperlich ebenbürtig sein kann. 60 000 Frauen machen in den Zwanzigerjahren in den USA das Schwimmabzeichen des Roten Kreuzes, und das ist auch mit ihr Verdienst. Gertrude Ederle symbolisiert den Typus der „neuen Frau“, die sich stark und selbständig gibt. Zu der neuen politischen, beruflichen und gesellschaftlichen Freiheit passt zudem der androgyne Frauenkörper als Schönheitsideal.

Gertrude Ederle – das Idol

Spätestens jetzt ist sie eine Berühmtheit. Ihr Erfolg wird in New York mit einer Parade gefeiert, wobei ihr zwei Millionen Fans zujubeln. Sie darf den Präsidenten treffen und bekommt einen Gastauftritt in einem Film: Swim Girl, Swim.

Parade zur Ehren von Gertrude Ederle in New York 1926
Parade zu Gertrude Ederles Ehren 1926 in New York

Ein großer finanzieller Erfolg ist mit ihren Rekorden und dem Ruhm jedoch nicht verbunden. In späteren Jahren wird sie Schwimmlehrerin. Selbst seit einer Maserninfektion schwerhörig und ab circa 1940 vollkommen taub, gründet sie eine Schwimmschule speziell für schwerhörige und taube Kinder. Außerdem tritt sie gelegentlich gegen Honorar in Varietés auf, wo sie in einem Wasserbassin ihren Schwimmstil vorführt. 

Parade 1952
Gertrude Ederle 1952

Gertrude Ederle hat nie geheiratet. Sie stirbt am 20. November 2003 in einem Altersheim in New Jersey und ist auf einem Friedhof in der Bronx beerdigt. 

Gertrude Ederle recreation Center
Zehn Jahre nach ihrem Tod wird das Gertrude Ederle recreation Center auf der Upper West Side in Manhattan eröffnet.

Ein Kinofilm über ihr Leben

„Young Woman and the Sea“ ein Kinofilm von Disney, kommt im Juni 2024 in die Kinos und erzählt von Gertrude Ederles außergewöhnlichem Leben. Hier gehts zum Trailer:

https://youtu.be/_x1wLOe3C7o?si=kpgsHUgSILKrQajP

Eine weitere Folge über eine waghalsige Sportlerin und Zeitgenössin von Gertrude ist unsere Podcast-Episode über die Autorennfahrerin Hellé Nice.

In der Einführung sprechen wir über Petras neuen Roman:

Sie tanzt am liebsten barfuß

https://petra-hucke.de

Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

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Hierzulande kennt wohl kaum jemand Margaret Mead. In den USA war die Anthropologin allerdings ein Medienstar, die sich nicht nur über fremde Völker äußerte, sondern auch zu nahezu jeder Debatte der amerikanischen Gesellschaft.

Am häufigsten sprach sie über das Verhältnis von Mann und Frau sowie Jugend, Pubertät und Sexualität.

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Der wunderbare Roman von Lily King heißt Euphoria. Erschienen bei dtv, übersetzt von Sabine Roth.

In der Einführung erwähnen wir den Substack-Blog von Kaye Jones, The Herstorian.

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Quellen:
Mary Catherine Bateson: Mit den Augen einer Tochter. Meine Erinnerung an Margaret Mead und Gregory Bateson. Rowohlt 1986. Übersetzt von Rosemarie Lester.
Jane Howard: Margaret Mead. A Life. Simon and Schuster 1984.
Charles King: Schule der Rebellen. Wie ein Kreis verwegener Anthropologen Race, Sex und Gender erfand. Carl Hanser Verlag 2020. Übersetzt von Nikolaus de Palézieux.
Hilary Lapsley: Margaret Mead and Ruth Benedict. The Kinship of Women. University of Massachusetts Press 1999.

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Die Architektin Zaha Hadid erhielt als erste Frau die bedeutendste Ehrung im Bereich Architektur: den Pritzker-Preis. Das war 2004. Ihre Entwürfe sind markant und streben nach Schwerelosigkeit. Sie selbst war eine hartnäckige, selbstbewusste Frau, der es gelang, sich in einer männerdominierten Branche durchzusetzen.

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Eine Biografie über diese beeindruckende Frau, die Forbes zeitweise unter den 100 mächtigsten Frauen der Welt führte, gibt es leider noch nicht. Dafür eine Reihe von Ausstellungskatalogen und Bildbänden mit ihren Werken, einen Gesprächsband mit Hans Ulrich Obrist, dazu verschiedene Kinderbücher und natürlich einen Wikipedia-Artikel und richtig gute Podcasts. Doch einer mehr kann definitiv nicht schaden!

Kindheit

Geboren wird Zaha Muhammad Hadid am 31. Oktober 1950 in Bagdad. Ihre Mutter Wajiha Sabunji (?–1983) und ihr Vater Muhammad Hussein Hadid (1907–1999) stammen aus Mossul; ihre wohlhabenden Familien sind in den Bereichen Handel, industrielle Investitionen und Immobilien aktiv. Ihr Vater studiert an der London School of Economics, ist 1946 Mitbegründer der Demokratischen Partei des Iraks, nach dem Staatsstreich 1958 zweimal Finanzminister in der neuen Republik. 1960 ist er Mitbegründer und Leiter einer progressiven Partei.

Sie pflegen einen westlichen Lebensstil. Zaha geht, obwohl ihre Familie dem sunnitischen Glauben anhängen, in eine von katholischen Nonnen geleitete Klosterschule, später wechselt sie auf ein Schweizer und dann ein englisches Internat, wie auch ihre beiden Brüder.

Mit ihren Eltern hat sie Glück: Ihr Vater beantwortet ihr geduldig all ihre Fragen, von denen sie viele hat. Die Mutter, selbst sehr kreativ, bringt ihr das Zeichnen bei, und als Zaha mit sieben oder acht Jahren zum ersten Mal Kleidung entwirft, lässt ihre Mutter sie tatsächlich nachschneidern. Zahas Freundinnen sind begeistert. Ein Freund der Familie ist jedoch Architekt, und so möchte sie dann mit elf lieber Architektin werden. Sie entwirft ihr eigenes Kinderzimmer neu – und ein Tischler setzt ihre Pläne um.

Studium

Um an der American University of Beirut Mathematik zu studieren, zieht Zaha Hadid von 1968 bis 1971 in den Libanon. Lieber hätte sie wohl gleich Ingenieurwesen studiert, ein Fach, was jedoch noch männlicher konnotiert war.

Doch so langsam beginnt die Zeit, in der Saddam Hussein an die Macht kommt, und die Familie entscheidet sich, nach London zu ziehen. Dort studiert Hadid schließlich von 1972 bis 1977 Architektur an der renommierten Architectural Association School (AA). Zu ihren Lehrern gehören so bekannte Architekten wie Oscar Niemeyer (Brasilien), Rem Kohlhaas (Niederlande), Bernard Tschumi (Schweiz) und Ilias Zengelis (Griechenland). Der Unterricht gilt als frei und modern; die Studierenden entwickeln eigene Projekte, die Professoren dienen ihnen als Mentoren. (Auf eine genderinklusive Formulierung muss hier kaum geachtet werden: Damals waren nur 6 % Frauen in der Architektur tätig, und vermutlich nicht als Professorinnen …)

Zenghelis (links oben), Meyer (rechts), Kohlhaas (links unten)

Erste Schritte ins Berufsleben

Von 1977 bis 1978 arbeitet Zaha Hadid im Office for Metropolitan Architecture (OMA) für Ilias Zengelis und Rem Kohlhaas. Schon 1980 gründet sie jedoch ihr eigenes Büro in London, mit vier Mitarbeitenden, die ihre Chefin als herzlich und witzig erleben. Hadid sagt selbst, ihr sei es nie darum gegangen, Ideen hinzuwerfen und die anderen herausfinden zu lassen, wie sich das bauen lässt. Ein Architekturstudio funktioniert nur mit Teamwork und Diskussionen, auch wenn sie als Chefin natürlich ein Veto hat.

Zaha Hadid Architects fangen früh mit Computeranimationen an. Allerdings bedauert Hadid in Interviews auch, dass das händische Zeichnen und die Kunstfertigkeit oder das Handwerk des Zeichnens so natürlich verloren gehe. Doch es heute wiederzubeleben, sei auch nicht sinnvoll und nichts als Nostalgie.

Aktuelle Website von Zaha Hadid Architects

1980 erhält Hadid die britische Staatsbürgerschaft.

1983 kommt als Praktikant der Deutsche Patrik Schumacher ins Unternehmen, 1988 wird er fester Mitarbeiter, 2002 auch Teilhaber/Partner. Auch wenn die Zusammenarbeit anfangs schwierig ist (Hadid feuert ihn mehrfach), entwickelt sie sich nach und nach zu einer sehr engen beruflichen Beziehung.

Passend zu Hadids Interesse an Theorie, lehrt sie bereits ab 1980 an ihrer Alma mater, der AA. 1987 bis 1994 ist sie Gastdozentin in Chicago, Hamburg und New York. 1994 übernimmt sie den Kenzo-Lange-Lehrstuhl in Harvard, 2000 den Städtebaulehrstuhl der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Was die Praxis angeht, so hat ihr Büro Startschwierigkeiten, man nennt Hadid bereits „Papierarchitektin“. Doch was sie auf Papier bringt, hat es in sich.

Zwischen Suprematismus und Star Wars

In der architektonischen Postmoderne ist, ähnlich wie in der Literatur, keine „große Erzählung“ mehr möglich. Harmonien und Proportionen werden dekonstruiert und neu zusammengesetzt. Das Jüdische Museum von Daniel Libeskind in Berlin ist ein Beispiel dafür, das Guggenheim Museum von Frank O. Gehry in Bilbao ein anderes: Ein Gebäude zeichnet sich nicht mehr durch klassische Fassaden und Rechtwinkligkeit aus, bleibt aber dennoch funktionsfähig.

Dieser Dekonstruktivismus besteht aus mehreren Strömungen, Hadid ist vom Suprematismus und dessen „Gründer“ Kasimir Malewitsch beeinflusst. Schon ihr Dozent und späterer Kollege Ilias Zengelis macht sie während des Studiums auf Malewitsch aufmerksam, und für eine Projektarbeit projiziert sie eine seiner Skulpturen auf die Londoner Hungerford Bridge.

Der Suprematismus ist mit dem Futurismus und Konstruktivismus verwandt und stammt, wie viele andere Kunstrichtungen der Zeit, aus Russland. Geltung hatte er von 1913 bis zu Beginn der 1930er Jahre.

Malewitsch verstand unter Suprematie die „Vorrangstellung der reinen Empfindung vor der gegenständlichen Natur“ – das unterscheidet sich von abstrakter Kunst „insofern, als die Formen dieser Kunstwerke keine Abstraktionen von sichtbaren Gegenständen sind, sondern völlig von Gegenstandsbezügen befreit. Diese Kunstrichtung stellt die Reduktion auf einfachste geometrische Formen in den Dienst der Veranschaulichung ‚höchster‘ menschlicher Erkenntnisprinzipien“ (Quelle).

Das Schwarze Quadrat. Weiß auf Weiß. Für diese einfachsten geometrischen Formen ist Malewitsch auch heute noch bekannt. Hadid erzählt von einer „fast religiösen“ Erfahrung, als sie 1992 in New York eine Ausstellung kuratierte und das Schwarze Quadrat aufhängen durfte.

Das Futuristische, Schwebende, Schwerelose dieser Strömung findet sich in Hadids eigenen Konzepten und Ausstellungsobjekten wieder: Star Wars ist wohl unsere heutige Assoziation, aber natürlich dachte ja auch Russland zur Zeit des Suprematismus an Raumfahrt und die Eroberung des Kosmos.

Von der Papierarchitektin zur einflussreichen Künstlerin

Ob ein Bürohaus am Kurfürstendamm in Berlin oder der Neue Zollhof in Düsseldorf: Hadid nimmt an Wettbewerben teil, gewinnt – und dennoch werden ihre Entwürfe nicht umgesetzt. Besonders schwer trifft sie das 1983 beim mit 100.000 US-Dollar Preisgeld dotierten Projekt „The Peak Leisure Club“ in Hongkong, das sie gegen 600 Konkurrent:innen gewinnt.

Hier eine Zeichnung und ein Rendering ihres Entwurfs:

Doch aufgrund politischer Entwicklungen wurde das Projekt nie gebaut. Ein großer Rückschlag für Zaha Hadid Architects.

Doch im Jahr 1993 wurde endlich ihr erstes wichtiges Projekt gebaut: Ein Feuerwehrhaus für die Firma Vitra, eine Schweizer Firma für Wohn- und Büromöbel in Weil am Rhein. Eigentlich sollte Hadid einen Stuhl entwerfen, doch der Auftraggeber war so begeistert, dass er ein ganzes Gebäude beauftragte. Es wurde eine Weile tatsächlich als Feuerwache genutzt, heute ist es für Veranstaltungen und Ausstellungen vorgesehen.

Sonia Ricon Baldessarini beschreibt es wie folgt:

Das Gebäude bohrt sich wie ein Keil mit seinen dreieckigen Spitzen horizontal in das Gelände und vertikal in die Luft hinein. … Jede Fassadenseite hat ein unterschiedlichen Erscheinungsbild … [es] ergibt sich ein dramatischer Effekt, der sich im Innenraum wiederholt. Schräge Trennwände intensivieren diesen Eindruck. … In den Decken sind Beleuchtungsschächte eingebaut, die längs durch den Raum ziehen und ein Gefühl von Tageslicht erzeugen. … Das Gebäude … wirkt durch seine Schlichtheit schwerelos und beruhigend.

Sonia Ricon Baldessarini: Wie Frauen bauen. Architektinnen von Julia Morgan bis Zaha Hadid, Aviva 2001.

Ablehnungen und Zusagen

Erneut enttäuscht wird sie Mitte der 1990er Jahre, als ihr Entwurf für ein neues Opernhaus im walisischen Cardiff dreimal die Ausschreibung gewinnt, aber dreimal von der Baukommission der Stadt abgelehnt wird. Mal vermutet man, die Statik könne nicht stimmen, mal hat man Angst vor einer Fatwa, weil der Entwurf Ähnlichkeiten mit der Kaaba in Mekka habe … Hadid ist sich sicher, dass es vor allem daran liegt, dass sie in London lebt und arbeitet (auf England ist man in Wales ja nicht immer gut zu sprechen), aber vor allem, dass sie eine Frau und Irakerin ist. Später sagt Hadid, diese Behandlung habe sie beruflich um sieben oder acht Jahre zurückgeworfen.

Aber andere Projekte werden umgesetzt:

  • 1999 der Info-Pavillon des Landes Baden-Württembergs für die Landesgartenschau in Weil am Rhein, genannt LF one oder Landscape Formation one, ein 140 Meter langes Gebäude aus drei Segmenten mit einem begehbaren Dach
  • 2003 das Contemporary Arts Center, ein Museum für zeitgenössische Kunst in Cincinnati, Ohio – das erste Museum in den USA, das von einer Frau gebaut wurde und die Frage beantwortet, wie man die typische, verlassene Innenstadt US-amerikanischer Städte „zurückholen “ und erneut zu einem kulturellen Zentrum machen kann
  • 2003 das BMW-Zentralgebäude in Leipzig, das die Grenzen zwischen öffentlichem Raum und öffentlichem Gebäude relativieren und zwischenmenschliche Interaktionen fördern soll – hier werden die gerade gefertigten Autos auf dem Band durch das Gebäude gefahren

Preise und Auszeichnungen

Im Jahr 2004 gewinnt sie dann den weltweit renommierten Pritzker-Architekturpreis, der auch „Nobelpreis für Architektur“ genannt, jährlich vergeben wird und mit 100.000 US-Dollar dotiert ist. Hadid ist 2004 die erste Frau. In den Jahren 2010, 2017, 2020 und 2021 gewinnen weitere Büros, die teilweise oder ganz von Frauen geleitet werden. Das Alter der Architekt:innen im Jahr der Preisverleihung liegt im Durchschnitt bei 65 Jahren (Hadid ist 54).

Nun wird sie auch endlich in der Fachpresse endlich ausreichend gewürdigt und steht bald in einer Reihe zum Beispiel mit Frank O. Gehry, Norman Foster und Daniel Libeskind. Sie wird zum Star, wie Architekt:innen in dieser Zeit überhaupt Stars sein konnten. Auf der Biennale in Venedig wirft sich ein junger Mann vor sie auf die Knie, reißt sein Hemd auf und fragt nach einem Autogramm auf seiner Brust. Andererseits muss sie sich als berühmte, ehrgeizige Frau natürlich auch manchmal solche Begriffe wie „Diva“ und „böse Hexe“ anhören.

Zaha Hadid Architects wächst und ist bald doppelt so groß. Weitere Projekte folgen:

  • 2005 das Wolfsburger Science Center / phaeno Wolfsburg als interaktives Museum für Wissenschaft und Technik, das die Tradition der expressionistischen Wolfsburger Kulturbauten weiterführt: es gibt geschwungene Rampen und Trichter, ein „schwebendes“ Obergeschoss, das die Abgrenzung zwischen Innen- und Außenraum aufhebt – als neuen nachhaltigen Baustoff nutzt Hadid hier selbstverdichtenden Beton
  • 2005 die Stationen für die Hungerburgbahn in Innsbruck
  • 2009 das mit dem Sterling Prize ausgezeichnete MAXXI (Museo nazionale delle arti del XXI secolo) in Rom, das die traditionelle Wand infrage stellt und eine „emanzipierte“ Wand dagegenstellt, als wandelbares Element. das mal zum Fußboden wird oder selbst aufgehängt wird, passend zur zeitgenössischen Kunst, die auch nicht mehr nur das macht, was man von Kunst gewöhnt ist – Hadid vergleicht das Gebäude mit einem Tanzstück von Martha Graham
  • 2011 das London Aquatics Center, das öffentliche Schwimmbad für die 2012 Olympics

Form oder Funktion

Sieht man sich die Entwürfe und Gebäude von Zaha Hadid an, kann es nicht überraschen, dass sie hin und wieder kritisiert wird, sie mache sich zu wenig Gedanken um Funktion und Raumoptimierung. Ihre Entgegnung: Früher sei es die Pflicht der Architekt:innen gewesen, die Idee dem Massengeschmack anzupassen und somit oft das geistige Niveau ihrer Entwürfe herunterzuschrauben. Architektur sei eine Dienstleistung gewesen. Doch das sei ihr nicht genug. Sie sei eben auch Künstlerin.

Auf die Frage, ob sie sich dem Kontext des Ortes anpassen würde, an dem ihre Gebäude entstehen, erklärt sie in einem Interview, dass sie den Kontext (also zum Beispiel die umstehenden Häuser oder die Struktur des Stadtviertels) berücksichtigt, ihn aber nicht unbedingt nachahmt.

Im Jahr 2010 sagt sie:

Es ist eine interessante Zeit, weil noch vor dreißig Jahren ein starkes Misstrauen gegenüber Architektur und Architekten herrschte. Das hat sich nicht unbedingt sehr geändert, aber ich finde, heute herrscht größerer Optimismus. Es gibt diesen unglaublichen Wohlstand und Aufschwung. Länder wie die Niederlande haben immer schon Projekte gebaut; jetzt sind es Asien und der Mittlere Osten. Aber niemand hat alle Themen in einem Projekt für ein Land zusammengefasst. Niemand hat einen Masterplan für eine Stadt entwickelt, der alle Ideen vereinigt, wie die ideale amerikanische Stadt oder Berlin oder was auch immer aussehen soll. Es gibt keinen idealen Ort. Sie haben noch keinen Nutzen aus der Chance gezogen, zum Beispiel Beirut neu aufzubauen. Ich denke, darum überwiegen in einem bestimmte Kontext auch immer noch die Ideen von Überlagerung und Nebeneinander, weil wir nicht davon sprechen, die ganze Gegend abzureißen. Man muss sich mit Konzepten der Schichtung auseinandersetzen, um in Beziehung zu bestehenden Gebäuden zu treten. Und ich finde, es sollten mehr Untersuchungen zur angemessenen Bebauung durchgeführt werden. Wie leben wir? Wie ist unser Arbeitsumfeld?

Galerie Gmurzynska (Hrsg.): Zaha Hadid und Suprematismus. Hatje Cantz 2012.

Innenarchitektur und Design

Hadid ist multidisziplinär auch im Bereich Design tätig und entwirft Möbel, Gebrauchsgegenstände und Innenräume. An solchen Projekten gefällt ihr, wie schnell man, im Gegensatz zur Architektur, Ergebnisse sieht. Aber es fehlt ihr meist schlicht die Zeit.

Ihre grafischen Darstellungen und Planzeichnungen werden zum Beispiel im Guggenheim Museum in New York, im Museum of Modern Art in New York und in der GA Gallery in Tokio ausgestellt. Eine Dauerausstellung gibt es heute im Deutschen Architektur Museum in Frankfurt am Main zu sehen.

Sie trägt gern ausgefallene Kleider, Pelze und Schmuck – Mode, die selbst an Architektur erinnert. Zusammen mit ihrer beeindruckenden Präsenz und ihrer tiefen Stimme zieht sie stets die Aufmerksamkeit auf sich.

Weitere Erfolge

Im Jahr 2009 gewinnt sie den renommierten internationalen Kunstpreis Praemium Imperiale der Japan Art Association in Höhe von 95.000 Euro.

Im Jahr 2011 gibt es zeitweilig eine Filiale ihres Büros in Hamburg. Ihr Londoner Büro hat 2012 ca. 250 Mitarbeiter:innen, 2015 schon 400, die an über 950 Projekten in 44 Ländern arbeiten.

Sie gewinnt einen zweiten Sterling Prize.

Im Jahr 2012 wird sie zur Dame Commander of the Order of the British Empire ernannt, eine Auszeichnung, die ihr als Frau mit arabischem Hintergrund sehr wichtig ist. Ihr Berufsleben sei ein langer Kampf gewesen, weil sie nie Zugang zu diesen Männerwelten in der Architekturbranche gehabt habe, in denen man gemeinsam Golf spielen oder etwas trinken gehe. Es habe gedauert, bis sie erkannt habe, dass sie das auch gar nicht wollte. Und gerade dieser Kampf habe sie nur stärker und präziser gemacht.

Probleme mit Projekten außerhalb Europas

Hadid baut auch in Baku, in Shanghai oder Guangzhou. Im Zusammenhang mit dem Al Janoub Stadium in Katar wird kritisiert, dass Migrantenarbeiter gestorben seien und Anwohner:innen vertrieben worden seien, um Platz für das Gebäude zu schaffen. Hadid gibt zu, dass es in „diesen Ländern“ immer wieder zu solchen Problemen käme, sie aber so gut wie möglich aufpasse, dass es bei ihren Projekten nicht passiere und die Bedingungen für die Arbeiter stimmten.

Tod und Erbe

Im Jahr 2016 wird ihr letztes Projekt fertiggestellt, das Port House oder Havenhuis in Antwerpen, das als Regierungsgebäude dient und interessanterweise eine ehemalige Feuerwache ist – so war ihr erstes wichtiges Projekt eine Feuerwache, und ihr letztes fertiggestelltes ebenfalls.

Als sie für ein Projekt in Miami ist, muss sie sich wegen einer Bronchitis ins Krankenhaus begeben und stirbt dort im März im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt.

Ihren großen Traum, ein neues Parlamentsgebäude in Irak bauen zu können, kann sie sich leider nicht mehr erfüllen.

Sie liegt zwischen ihrem Vater Muhammad und ihrem Bruder Foulath auf dem Brookwood Cemetery bei London begraben. Ihr Grab ist von einer rechtwinkligen Steinplatte bedeckt. Sie hinterließ einen Bruder und ihre Nichte Rana Hadid, die ebenfalls Architektin ist.

Um ihren Nachlass in Höhe von 215 Millionen US-Dollar gab es einen vier Jahre währenden Gerichtsstreit, doch 2020 wurde der Großteil des Geldes an die Zaha Hadid Foundation übergeben, die arabische bzw. arabischstämmige Architekturstudentinnen unterstützt.

Ihr Büro, Zaha Hadid Architects, gibt es immer noch. Es legt seinen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit in der Baubranche, zum Beispiel was die eingesetzten Materialien und die Energieversorgung der Gebäude angeht.

Ihre Nichte Rana Hadid sagt:

Zaha hat uns beigebracht, dass es besser ist, Brücken zwischen Menschen zu bauen statt Mauern.

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Quellen:
Sonia Ricon Baldessarini: Wie Frauen bauen. Architektinnen von Julia Morgan bis Zaha Hadid, Aviva 2001.
Galerie Gmurzynska (Hrsg.): Zaha Hadid und Suprematismus. Hatje Cantz 2012.
„Dead Ladies Show“, Folge 48: „Zaha Hadid“
„Who, When, Wow!“, Folge „Zaha Hadid: Architect“
„Moonshots“, Folge 50: „Zaha Hadid, Architect“
„She Builds“, Folge 18: „Zaha Hadid“
Wikipedia: Zaha Hadid
OxfordUnion: Dame Zaha Hadid Full Q&A Oxford Union

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Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

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All unsere inspirierende Frauen und ihre Zeit – wer hat eigentlich dafür gesorgt, dass Ada Lovelace sich stundenlang mit Babbages Erfindung beschäftigen konnte? Wer hat Friederike Ronnefeldt ihren Morgentee aufgebrüht? Das waren vermutlich ihre Dienstmädchen. Junge Frauen, die oft aus ärmeren Verhältnissen kamen und in den Haushalt der bürgerlichen Frauen eingegliedert wurden.

Die österreichische Autorin Maria Wachter hat sich im Rahmen ihres Romans Café Buchwald mit diesen Mädchen und Frauen beschäftigt, insbesondere solchen, die um das Jahr 1900 in Großstädten wie Wien und Berlin tätig waren. In dieser Folge erzählt sie uns von ihrer Recherche und den anstrengenden Aufgaben und langen Arbeitszeiten des damaligen Dienstpersonals.

Fotograf: Patrick Schörg

Wir machen außerdem kurze Abstecher nach Korea und Schlesien und sprechen über die großartige Erfindung der modernen Waschmaschine.

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Maria Wachter ist in Wien aufgewachsen. Nach vielen Jahren in Südkorea, den USA und Deutschland, wo sie in den Bereichen Werbung und Pressebetreuung arbeitete, kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, wo sie jetzt mit ihrer Familie lebt und historische Romane schreibt.

Website: https://www.maria-wachter.at
Instagram: mariawachter.stories

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„Es drehte sich alles um Kunst und Liebe“, so Peggy Guggenheim (1898–1979) über ihr Leben. Von der schillernden Kunstsammlerin erzählt uns die Autorin Sophie Villard.

Sophie Villard mit ihrem Roman "Peggy Guggenheim"

Sie liebte die Kunst, und sie liebte die Künstler: Peggy Guggenheim rettete im Zweiten Weltkrieg hunderte Werke von Kandinsky, Miró, Dalí, Picasso, Klee, Chagall, Brancusi, Arp … Aber sie rettete auch zahlreiche Menschenleben. Wie sie das gemacht hat und warum sie bis heute unterschätzt wird, erzählt uns die Autorin Sophie Villard. Sie nimmt uns mit in das aufregende Jetset-Leben der Mäzenin zwischen Paris, London, New York bis in ihr Refugium, den Palazzo Venier dei Leoni am Canale Grande in Venedig, wo heute ihre Sammlung zu sehen ist.

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Die Autorin Sophie Villard schreibt historische Romane beim Penguin Verlag. Ihre Romanbiografie über Peggy Guggenheim stand auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Neben Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück sind bisher erschienen: Madame Exupéry und die Sterne des Himmels über Consuelo de Saint-Exupéry, die „Rose“ des Kleinen Prinzen und Ehefrau des Autors Antoine de Saint-Exupéry. Und Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe über Claire Eiffel, Tochter von Gustave Eiffel und dessen Privatsekretärin beim stark umstrittenen Bau des berühmten Turms. Derzeit arbeitet Sophie Villard an einem Zweiteiler über eine berühmte Pariser Familie, dessen erster Band im Herbst 2024 erscheint.

Sophie Villard im Caféhaus
Foto: www.andreaartz.com

Die Peggy Guggenheim Collection in Venedig ist unbedingt einen Besuch wert!

Und Sophies Website auch 😉

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Die Wienerin war als Architektin an der Entwicklung des „Neuen Bauens“ beteiligt und erfand als Funktionalistin die „Frankfurter Küche“, die als standardisierte Einbauküche die Arbeit der Hausfrau erleichtern sollte. Im Zweiten Weltkrieg engagierte sie sich im Widerstand gegen die Nazis, verbrachte dafür über vier Jahre im Gefängnis und wurde danach als politische Aktivistin bekannt.

Margarete Schütte-Lihotzky
Margarete Schütte-Lihotzky
Die Frankfurter Küche
Die Frankfurter Küche

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Quellen:
Chup Friemert: Margarete Schütte-Lihotzky. Erinnerungen aus dem Widerstand 1938–1945, Konkret Literatur Verlag 1985.
Anke Gröner: Referatsnotizen zur Frankfurter Küche (1926). Abgerufen am 2.6.2023.
Mona Horncastle: Margarete Schütte-Lihotzky. Architektin, Widerstandskämpferin, Aktivistin. Die Biografie. Molden Verlag 2019.
Karin Zogmayer: Margarete Schütte-Lihotzky. Warum ich Architektin wurde. Residenz Verlag 2004.

Außerdem:
Evke Rulffes: Die Erfindung der Hausfrau. Geschichte einer Entwertung. HarperCollins 2021.

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Die französische Autorennfahrerin Hellé Nice begann ihre Karriere als Nacktmodell und Tänzerin in Paris, bevor sie sich dem Autorennsport zuwandte. In den 20er und 30er Jahren war sie eine der bekanntesten Rennfahrerinnen weltweit und trat mit Autos von Bugatti und Alfa Romeo in vielen großen Rennen an, darunter dem Grand Prix de France oder der Rally Monte Carlo. Sie stellte Geschwindigkeits- und Langstreckenrekorde auf.

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Hellé Nice

Eine Podcast-Episode von unserem Gast Christian Popp

Geboren wurde Hellé Nice am 15. Dezember 1900 als Mariette Hélène Delangle in dem Städtchen Aunay-sous-Auneau in Frankreich. Mit 16 Jahren verließ sie ihr Elternhaus, um nach Paris zu gehen. In den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg führte sie ein Jet-Set-Leben zwischen Paris und der Côte d’Azur und fuhr auch Rennen in Brasilien, wo sie ebenfalls ein großer Star und für viele Mädchen ein Vorbild wurde. Zahlreiche Männer umschwärmten über viele Jahre hinweg die sehr attraktive, sportliche junge Frau, doch ihre Geliebten starben in ihren Rennautos. Sie selbst verunglückte 1936 schwer in Sao Paulo. Danach gelang es ihr nicht mehr, an ihre vorherigen Erfolge anzuknüpfen.  

Hellé Nice

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Nice beschuldigt, eine Spionin der Nazis zu sein, aber diese Anschuldigungen wurden nie bewiesen. Ihr Versuch die Karriere fortzusetzen misslang. 

Nice verbrachte ihre letzten Jahre zurückgezogen und in Armut und starb 1984. Sie geriet in Vergessenheit, erst nach ihrem Tod entdeckte man sie wieder und ehrte sie für ihren Beitrag zum Motorsport.

Zu dieser Podcast-Episode passt unsere erwähnte Folge über die mutige Marie Marvingt.

In dieser Episode reden wir über unseren Morgan Roadster, ein britisches Sportwagen Coupé nach Bauart der 1930er Jahre. Christian sitzt am Steuer.

Morgan Roadster

Foto: Laurent Bougnion

Quellen und weiterführende Links:

Miranda Seymour, The Bugatti Queen, Simon & Schuster, 2004

Upscaled to HD 60-FPS: 1936 Rio de Janeiro Grand Prix Featuring Hellé Nice… – YouTube

Helle Nice Crashes Into Spectators @ Sao Paulo 1936 – YouTube

Helle Nice: The incredible life story of the first Women’s Grand Prix winner – BBC Sport

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Die schottische Astronomin und Mathematikerin Mary Somerville war in den europäischen Wissenschaftskreisen des 19. Jahrhunderts eine Berühmtheit. Ihre Publikationen erlangten ebenso wie ihre Person Kultstatus.

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Obwohl Mary Somerville als Kind so gut wie keine formale Schulbildung erhielt, ging sie als eine der letzten Universalgelehrten in die Geschichtsbücher ein. Aber auch mit ihrer liberalen politischen Einstellung, ihrer Ablehnung der Lehre der Kirche, ihrem Einsatz für die Bildung und für das Wahlrecht von Frauen machte sie von sich reden. Außerdem war sie die Mentorin und Lehrerin der berühmten Mathematikerin Ada Lovelace.

Mary Somerville und ihre Handschrift

Nach Mary Somerville wurden Straßen, Plätze, Häuser, eine High School in Australien, eine Insel und ein Schiff benannt. Außerdem tragen ein Mondkrater und ein Asteroid und seit dem 1. April 2022 ein Satellit ihren Namen. Seit 2016 ist sie auf der schottischen 10-Pfund-Note zu sehen.

Google Doodle von 2020 zu Mary Somerville

Nachtrag:
Im Podcast rätseln wir kurz darüber, was Ada Lovelace damals übersetzt hat. Im Beitrag zur Podcast-Episode steht die Antwort: „Sie übersetzt einen wissenschaftlichen Artikel zur Maschine aus dem Französischen ins Englische und fügt einen Anhang bei, dessen Umfang den ursprünglichen Aufsatz um das Dreifache übersteigt. Darin hält sie unter anderem Handlungsanweisungen für die Maschine zur Berechnung von Bernouillizahlen fest und schreibt somit das erste Programm.“

Gegen Ende dieser Folge weisen wir auf eine Publikation von Mary Somerville hin, die als wissenschaftliches Lehrwerk bis ins 20. Jahrhundert hinein genutzt wurde, und dabei fällt auch das Wort „Rasse“, da dieser Begriff in dem Werk vorkommt. Die Erwähnung fand eine unserer Hörerinnen unpassend, darum weisen wir noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass dies natürlich ausschließlich dem historischen Zusammenhang geschuldet ist. Wir wissen, dass menschliche Rassen nicht existieren.

Den vollständigen Artikel über Ada Lovelace und die Podcast-Episode findet ihr hier.

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Quellen:

Margaret Alic, Hypatias Töchter, „Mary Somerville, die Königin der Naturwissenschaft“

Public lecture with Professor Jim Secord, Department of History and Philosophy of Science, Cambridge, The Royal Society