Nana Yaa Asantewaa war eine ghanaische Königsmutter und Politikerin. Sie führte die Aschanti-Rebellion gegen die britischen Invasoren an, um den Goldenen Stuhl zu verteidigen.
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Das Aschanti- oder Asante-Reich bestand von 1680 bis 1896 – über 200 Jahre lang waren die Asante (die wiederum Teil des Akan-Volkes sind) eine regionale Großmacht, deren Gebiet sich über das heutige Ghana hinaus erstreckte. Die Asante waren eines von wenigen Völkern, die Widerstand gegen die europäischen Invasoren leistete und nicht zu einem Protektorat werden wollten. Prägend waren dabei vier Kriege, die von 1826 bis 1896 dauerten. 1900 unterlagen sie den Briten jedoch endgültig.
Zwillingsgeburten in Ejisu
Zur Zeit der Geburt von Yaa Asantewaa (um 1840) gab es in der Region Ejisu, aus der sie stammt, mehrere Todgeburten von Zwillingen, und eine Frau aus der königlichen Familie bekommt Zwillinge, von denen ein Kind ein „formloser Körper“ ist. Das Orakel sagt, dieser „einzigartige“ Körper sei von den Göttern geschickt und ebenfalls eine Gottheit namens Ateko, die die Asante anbeten sollen.
In den kommenden Jahren sind die Asante im Krieg besonders erfolgreich, und es gelingt ihnen, ihr Land zu vergrößern – das war Atekos Verdienst.
Yaa Asantewaas Leben in Ejisu
Yaa Asantewaas Eltern, Kwabena Ampoma und Madam Attah Poh, gehören zur königlichen Familie und leben (vermutlich) im Ort Besease. Sie wird 1832 oder 1840 geboren und erhält eine umfassende Erziehung in ihrer Kultur erzogen, um später Königsmutter von Ejisu zu werden. Sie gilt als religiös bzw. spirituell und nimmt, sobald sie ihre erste Menstruation bekommt, an einem Ritual statt, das zeigt, dass sie nun erwachsen ist. Sie heiratet einen Mann von außerhalb und bekommt ein Kind: eine Tochter, die sie Serwaa Brakatuo nennen. Ihr Mann hat, wie es bei den Asante üblich ist, mehrere Frauen und mit denen weitere Kinder, um die sich Yaa Asantewaa genauso gut kümmert wie um ihre eigene Tochter.
Yaa Asantewaa ist Bäuerin und liebt ihre Arbeit. Angeblich vergeudet sie nicht gern Zeit mit nachbarschaftlichem Geplauder – dafür ist immer zu viel zu tun. Sie möchte, dass Frauen selbstständiger werden und sagt: Männer sind keine Kissen, gegen die die Frauen sich lehnen sollten. Sie selbst ist von ihrem Mann finanziell unabhängig.
König Prempeh I. geht ins Exil
Am Ende der langen Kriegsjahre entscheidet sich König Prempeh I. 1896, nicht mehr gegen die Briten zu kämpfen, sondern ins Exil zu gehen, um sein Volk vor weiteren Angriffen zu schützen. Sein Weg endet 1900 auf den Seychellen, wo es ihm und anderen Mitexilant:innen erst einmal relativ gut geht. Sie erbauen ein Camp, Wasser und Strom wird gelegt, es gibt eine Gesundheitsversorgung, sogar einen Fußballplatz. Prempeh lernt Englisch und Französisch und konvertiert zum Christentum, auch wenn er mehrere Ehefrauen hat, und die Beerdigungen im Camp den Asante-Traditionen entsprechen stattfinden.
Königsmutter und König in einer Person
Yaa Asantewaas Tochter Serwaa Brakatuo bekommt elf Kinder. Als einer ihrer Söhne König von Ejisu wird, wird Yaa Asantewaa die Königsmutter. Wie Prempeh wird ihr Enkel jedoch von den Briten ins Exil gezwungen, sodass Yaa Asantewaa vier Jahre lang auch die Rolle des Königs übernimmt.
Politisch ist sie auf Ausgleich und Frieden bedacht und geht Konflikten eher aus dem Weg. Rache ist nicht richtig, sondern Vergebung. Sie will, dass die Frauen ihre traditionellen Rollen erfüllen, sorgt aber auch dafür, dass Männer ihre Frauen und Kinder nicht misshandeln. Auch hier betont sie, dass Frauen sich nicht von Männern finanziell abhängig machen sollen, da sie sonst nur allzu leicht dazu gezwungen werden können, ihren Körper zu verkaufen.
Die Asante waren (und sind) eine patriarchalische Gesellschaft, verfolgen aber ein matrilineares System, was den Familienstammbaum angeht, d. h. man „gehört“ immer zur mütterlichen Familie.
Der Governor benimmt sich daneben
Einige der Asante-Chiefs versuchen immer wieder, sich mit den Briten zu einigen. Doch die Briten sind nicht ehrlich, halten ihre Versprechen nicht ein und nehmen sogar einige der Chiefs gefangen, um sie in die Sklaverei zu verkaufen.
Sir Frederick Hodgson wird Governor der Goldküste und sucht nach dem Goldenen Stuhl, dem wichtigsten religiösen Machtsymbol der Asante, um sich selbst daraufzusetzen und seine Macht zu demonstrieren. Wie sehr er die Asante damit brüskiert, ist ihm egal.
Die Legende des Goldenen Stuhls
Der noch heute lebendige Gründungsmythos der Asante besagt, dass Ende des 17. Jahrhunderts ein Priester namens Okomfo Anokye vom obersten Gott der Asante einen mit Gold bedeckten, hölzernen Stuhl erhielt, der vom Himmel kam und sich auf dem Schoß des damaligen Herrschers niederließ. Laut Okomfo Anokye enthielt dieser Stuhl die Seele des ganzen Aschanti-Volkes. Damit wurde er zum Symbol der nationalen Einheit, war die höchste politische Autorität und Gegenstand der Gottesverehrung. Er ist so heilig, dass er nicht mit dem Boden in Berührung kommen darf und niemals jemand darauf saß. Bei der Inthronisierung wurde der König in eine kostbare Seidentoga gehüllt und von der Königmutter auf dem Rücken in den Krönungssaal getragen. Dann wird er dreimal über dem Stuhl nach unten gelassen, ohne ihn zu berühren.
Ein Händedruck mit Folgen
Sie behaupten, sie wüssten gar nicht, wo der Goldene Stuhl sei. Prempeh sei der einzige, der es wüsste, also müsste der Governor ihn wohl aus dem Exil nach Hause kommen lassen. Darauf lässt Hodgson sich jedoch nicht ein.
Bei einer Versammlung mit den Briten und den Asante-Chiefs in Kumasi ist Yaa Asantewaa die einzige, die sich traut, ihre Wut zu zeigen. Sie soll, wie die anderen, dem Governor die Hand schütteln, bleibt jedoch vor ihm stehen und bewundert spöttisch seine Medaillen und seine Uniform. Danach geht sie weiter zu seiner Ehefrau und gibt dieser die Hand – allerdings hat sie darin gekaute Stückchen Kolanuss und Spucke aufbewahrt. Mrs. Hodgson ekelt sich.
Dummer weißer Mann!
Dann sagt Yaa Asantewaa Governor: Dummer weißer Mann! Wer bist du, dass du dich traust, den Goldenen Stuhl zu verlangen? Der Goldene Stuhl ist Eigentum des Königs der Asante und nichts für Leute wie dich: Gehörst du zur königlichen Familie? Wo ist unser König? Bring ihn her, damit er dir zeigen kann, wo der Goldene Stuhl aufbewahrt wird. Er ist der einzige Hüter des Stuhls und weiß, wo er versteckt ist.
Sie fordert die Chiefs erneut auf, etwas zu unternehmen, doch sie bleiben zögerlich. Dann fordern die Briten, wenn sie schon den Stuhl nicht bekommen, Gold als Entschädigung.
Yaa Asantewaa wendet sich an die Chiefs: Edle Jungen und Männer unseres Vaterlands, sollen wir hier sitzen bleiben und uns ständig von diesen Schurken entmenschlichen lassen? Wir sollten aufstehen und unser Erbe verteidigen. Es ist besser, umzukommen, als wie die Schafe zuzuschauen, wenn der weiße Mann, dessen einziges Ziel in unserem Land es ist, zu stehlen, zu töten und zu zerstören, uns droht, unseren Goldenen Stuhl zu rauben. Steht auf, Männer! Und verteidigt den Goldenen Stuhl, damit er nicht von Fremden gefunden wird. Es ist ehrbarer, umzukommen, während wir den Goldenen Stuhl verteidigen, als in stetiger Sklaverei zu verbleiben. Ich bin bereit, euch gegen den weißen Mann in den Krieg zu führen.
An anderer Stelle heißt es weiter: … und wenn ihr es nicht macht, dann rufe ich die anderen Frauen zusammen. Wir werden die Weißen bekämpfen.
Es ist entweder Yaa Asantewaa selbst, die mit einem Gewehr in die Luft und damit den Briten den Krieg erklärt, oder ihre Schwester/Cousine Nana Afranewaa, Königsmutter von Offinso, deren politische Unterstützung sie braucht, um in den Krieg ziehen zu können.
Yaa Asantewaa wird von ihren Chiefs als Kriegsführerin bestätigt.
Die Kriegsvorbereitungen
Es scheint ein stehendes Heer gegeben zu haben, das nun Waffen und Schießpulver von dänischen Händlern weiter südlich kauft. Die Asante stellen selbst Patronen aus Schießpulver und Baumrinde her und sammeln Messer, Macheten, Äxte, Flaschen, Seile usw.
Yaa Asanteaa konsultiert die Gottheit Ateko zur spirituellen Unterstützung.
Sie ernennt Generäle, baut Camps und sucht nach taktischen Verstecken in und um Kumasi. Als oberste Heerführerin kämpft sie nicht selbst, sondern berät sich mit ihren Generälen und kümmert sich um die Strategie. Sie gilt als risikofreudig. Der Daily Mirror of London beschreibt sie als Joan of Arc of Africa.
Der Krieg
Das erste Feuer wird eröffnet, als eine Gruppe Briten erneut bei den Asante eindringt, um den Goldenen Stuhl zu finden. Yaa Asantewaa entscheidet sich für die Belagerung des Forts der Briten und ist monatelang erfolgreich. Viele Soldaten verhungern.
Was die Waffen angeht, sind die Briten ihnen natürlich überlegen, sodass Yaa Asantewaa schlauer sein muss. Sie legen Minen. Sie nutzen Glocken und leere Flaschen als Alarm, sodass sich niemand unbemerkt näher kann. Sie setzen Trommeln ein, um die Briten mürbe zu machen – schon bald werden sie „Todestrommeln“ genannt. Sie binden Seile so an Bäume, dass es sich, wenn man daran zieht, so anhört, als näherten sich Menschen – die Briten schießen sinnlos und vergeuden Munition.
Auch die Asante-Frauen helfen: Sie kümmern sich um Verletzte, bringen ihnen Essen und performen die mmomomme. Das sind Lieder, die die Männer motivieren sollen, bis zum Tod zu kämpfen. Sie rufen ihre Götter und Vorfahren an und verfluchen ihre Feinde. Es gibt auch ein Lieg über Yaa Asantewaa, „eine Frau, die vor den Kanonen kämpft, du hast großartige Dinge erreicht, und du hast dich gut geschlagen“.
Verhandlungen und Kriegsende
Als die Briten schließlich erschöpft zum Verhandeln kommen, verlangen die Asante, dass Prempeh freigelassen wird, dass der Governor seine Forderung nach dem Gold und vor allem dem Goldenen Stuhl zurücknimmt. Hodgson akzeptiert, bricht aber quasi direkt sein Versprechen und brennt mehrere Dörfer um Kumasi nieder. Der Krieg wird wieder aufgenommen, beide Seiten rufen Verstärkung, der Governor muss fliehen.
Yaa Asantewaa entzieht sich der Gefangennahme, indem sie sich nirgendwo lange aufhält. Doch dann werden ihre Tochter und deren Kinder als Geiseln genommen. Sie ergibt sich, und der Widerstand der Asante ist gebrochen. Dennoch heißt es, dass sie diesen Krieg gewonnen haben, weil die Briten den Goldenen Stuhl nicht gefunden haben.
Im Exil
Yaa Asantewaa muss nun ebenfalls ins Exil. Mit 45 anderen Asante landet auch sie schließlich auf den Seychellen.
Yaa Asantewaa lässt sich ebenfalls taufen und bekommt den Namen Elizabeth. Doch die Bedingungen im Camp haben sich verschlechtert. Prempeh hat bereits öfter Bittbriefe an die Briten gerichtet, weil viele seiner Mitstreiter alt und krank werden und nicht richtig versorgt. Doch die Briten reagieren erst 1924. Prempeh und die anderen kommen frei. Die Knochen derjenigen, die im Exil gestorben sind, werden 1930 nach Ghana überführt. Dazu gehören auch die von Yaa Asantewaa, die im Oktober 1921 gestorben ist.
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Quellen:
Dwayne Wong (Omowale): Prempeh, Yaa Asantewaa, and the Final Asante War (Selbstverlag, 2015)
Nana Pokua Wiafe Mensah: Nana Yaa Asantewaa, the Queen Mother of Ejisu: The Unsung Heroine of Feminism in Ghana (Masterarbeit, 2010)
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Eine kurze BBC-Doku: Yaa Asantewaa and the Fight for the Golden Stool
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Artwork und Musik: Uwe Sittig
Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke
Instagram: https://www.instagram.com/frauenleben.podcast/
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