Mathilde Franziska Anneke war eine bedeutende Revolutionärin und Sozialunternehmerin des 19. Jahrhunderts. In Deutschland stritt sie für Demokratie und Frauenrechte, gründete eine Frauenzeitung und wurde später in den USA zu einer bekannten und beliebten Rednerin, die die amerikanische Frauenrechtsbewegung inspirierte und beeinflusste. Ihre Schule für Mädchen verfolgte das Ziel, Mädchen und junge Frauen jenseits von Kinder, Küche und Kirche zur Selbstständigkeit zu erziehen.   

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Kindheit und Jugend

Mathilde ist das älteste von zwölf Geschwistern und wächst wohl behütet auf. Ihr Vater Karl Giesler ist wohlhabend und angesehen, ein Bergwerksbesitzer und Ratsherr, und ihr Pate ist der berühmte preußische Reformer Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, den die Familie häufig besucht. Mathilde erfährt die typische Mädchenbildung der damaligen Zeit, zeichnet, malt, spielt Klavier, lernt aber auch die Grundzüge der Naturwissenschaften. 1835 verliert ihr Vater durch eine Fehlspekulation in eine pferdebetriebene Eisenbahn sein Vermögen, woraufhin Mathilde einen wohlhabenden Weinhändler heiratet, Alfred von Tabouillot, der hilft, die Finanzen des Vaters zu sanieren.

Mathilde Franziska Anneke im Alter von etwa 23 Jahren (Der Märker, Heimatblatt, Mai 1860)

Unglückliche Ehe und Scheidung

Auf eine glückliche Kindheit folgt eine sehr unglückliche Ehe. Der Ehemann entpuppt sich als gewalttätiger Trinker. Ein Jahr nach der Hochzeit und kurz nach Geburt ihrer Tochter Johanna, genannt Fanny, verlässt sie ihren Mann im Jahr 1837 und reicht ein Scheidungsgesuch ein, wodurch sie ihr Ansehen und ihre soziale Stellung verliert. Der jahrelange Scheidungsprozess führt ihr deutlich vor Augen, wie ungerecht die Gesetzgebung Frauen gegenüber ist, so muss sie sich mühsam eine geringe Unterhaltssumme erkämpfen. 1843 wird sie schuldig geschieden, darf aber die Tochter behalten. Sie nennt sich fortan: „Verheiratet gewesene von Tabouillot, geborene Giesler“.

Berufstätigkeit als Autorin

Als alleinstehende Frau ernährt Mathilde Franziska sich und ihre Tochter mit Schreiben. Sie publiziert beispielsweise in Frauenalmanachen oder in Zeitschriften wie der Gartenlaube, schreibt aber auch für die Kölnische Zeitung, die Augsburger Allgemeine, die Düsseldorfer Zeitung und die Mannheimer Abendzeitung. Außerdem schreibt sie Novellen und übersetzt englische Texte ins Deutsche. Ihre frühen Texte sind typisch Biedermeier. Zur Religion hat sie ein ambivalentes Verhältnis, der Glaube an Gott spendet ihr Trost, sie ist aber auch der Meinung, dass der katholische Glaube Frauen zu sehr zur Unterordnung zwingt. 

1846 schreibt sie ein Werk, dass erstmals ihren leidenschaftlichen Einsatz für Frauenrechte zum Ausdruck bringt, „Das Weib im Conflict mit den socialen Verhältnissen“. Es handelt sich um eine Verteidigungsrede für ihre Mitstreiterin Louise Aston, die genau wie sie selbst gezwungen war, einen reichen Mann zu heiraten und nach der Scheidung ihren Ruf verlor. Vor allem aber ist es eine Abrechnung mit Staat, Kirche und Gesellschaft. Mathilde Franziska Anneke bringt zum Ausdruck, dass es der kirchliche Dogmatismus ist, der das männliche Machtmonopol verewigt und polemisiert gegen die Unterdrückungsmechanismen der christlichen Religion in Verbindung mit den staatlichen Gesetzen. Die Publikation, 1847 in einer kleinen Auflage erschienen, macht sie national bekannt. 

Die Neue Kölnische Zeitung und die Frauen-Zeitung

1837 war sie mit ihrer Tochter nach Wesel gezogen und 1839 nach Münster. Sie diskutiert mit im Demokratischen Verein und lernt dort neben Karl Marx oder Ferdinand Freiligrath auch ihren zweiten Ehemann kennen, Captain Friedrich Anneke, einen ehemaligen preußischen Offizier, der wegen seiner sozialistischen Gesinnung aus dem Dienst entlassen worden war. 

Das Ehepaar heiratet 1847. Sie siedeln nach Köln über und gründen dort einen Club, aus dem später der Kölner Arbeiterverein hervorgeht, die bis dahin größte deutsche Arbeiterorganisation. Die Annekes wollten nun selbst eine Zeitung herausgeben, die Neue Kölnische Zeitung unter dem Motto „Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle“.  

Im Juli 1848 gibt Fritz Anneke eine Rede vor tausenden Zuhörern und wird ins Gefängnis geworfen, sodass die Redaktion jetzt allein in Mathildes Händen ruht. Obwohl sie im selben Monat, in dem Fritz ins Gefängnis kommt, ihren Sohn Fritz zur Welt bringt, schafft Mathilde es, die erste Ausgabe auf einer eigens angeschafften Druckerpresse fertigzustellen und herauszubringen. Die Behörden schreiten sofort ein, die Zeitung wird verboten und Mathilde gründet daraufhin die Frauen-Zeitung, die erste deutsche Zeitung mit politischen und gesellschaftlichen Nachrichten speziell für Frauen. Es geht darin beispielsweise um Themen wie Erziehung oder den Einfluss von Schulen. Nach zwei Ausgaben muss sie auch diese Zeitung wieder einstellen. 

Mathilde Franziska Anneke im badisch-pfälzischen Krieg

Im Dezember 1848 wird ihr Mann aus der Haft entlassen. Als es im Frühjahr in der Pfalz zur letzten revolutionären Erhebung kommt, schließen sich die Annekes der badisch-pfälzischen Revolutionsarmee an, das heißt Fritz als Offizier und Mathilde, die eine sehr gute Reiterin ist, assistiert ihrem Mann als eine Art Ordonnanzoffizierin. In der Armee befinden sich Bildungsbürger wie die Annekes aber auch Arbeiter. Carl Schurz, der später in den USA Innenminister wurde, ist Annekes Adjudant. 

Im Juli 1849 wird der Aufstand endgültig niedergeschlagen, die Annekes fliehen zunächst mit den beiden Kindern nach Frankreich, dann in die Schweiz und von dort in die USA nach Milwaukee, wo Fritz Anneke sich als Autor und Publizist durchzuschlagen versucht. 

Die ersten Jahre im Exil in den USA

Mathilde Franziska Anneke wiederum besinnt sich ebenfalls auf etwas, das sie gut kann, nämlich Reden und Vorträge halten. Sie spricht auf Deutsch und auf Englisch über Themen wie Revolution in Deutschland, Frauenrechte aber auch Literatur und übersetzt die Schriften der amerikanischen Frauenrechtlerinnen Susan B. Anthony und Elizabeth Cady Stenton ins Deutsche. 70 Prozent der Bevölkerung in Milwaukee spricht deutsch, die Stadt gilt als das kulturelle Zentrum alles Deutschen. Es gibt deutsche Vereine, Chöre, Theater, Kirchen, Brauereien, Bäckereien und eben auch Zeitungen und Vorträge. Im August 1850 wird ihr drittes Kind geboren, Percy Shelley, benannt nach dem Ehemann von Mary Shelly, Autorin des berühmten Romans Frankenstein.

Deutsche Frauen-Zeitung in den USA

1852 gründet sie die feministische Zeitung „Deutsche Frauen-Zeitung“, wobei ihr ein befreundeter Verleger hilft, denn sie hat kein Geld für Investitionen. Sie darf erste Ausgabe und die nächsten in den Räumlichkeiten der führenden Zeitung von Wisconsin, dem Wisconsin Banner, drucken, wo Frauen Seite an Seite mit Männern arbeiten. Auch die älteste Tochter Fanny, mittlerweile verheiratete Fanny Stoerger, ist mit dabei. In der Zeitung wird die Gleichstellung von Frauen gefordert, es geht beispielsweise um gleiche Berufschancen oder Bildung von Männern und Frauen. 

Deutsche Frauen-Zeitung. Central-Organ der Vereine zur Verbesserung der Lage der Frauen. Redigiert von Mathilde Franziska Anneke, geb. Gießler. New York, 18. Oktober 1852

Doch den Druckern sind die in der Zeitung geäußerten Meinungen und Forderungen der Frauen zu progressiv. Sie fürchten um ihre Arbeitsplätze und reichen eine Petition ein, die zum Ziel hat, das Beschäftigen von Frauen zu verbieten. Die Petition hat Erfolg. Mathilde will daraufhin eine eigene Druckerei gründen und versucht das Geld dafür mit Vortragsreisen zu verdienen. Sie besucht Städte mit einer großen deutschen Bevölkerung, wie Detroit, Cleveland, Buffalo, New York, Philadelphia oder Pittsburgh. Ihre Vorträge werden häufig von Vereinen gesponsort, etwa Arbeitervereinen, Turnervereinen oder von Freien Gemeinden. 

Übersiedelung nach Newark, New York

Die Annekes verlegen nun ihren Wohnsitz nach New York. Dort gibt Mathilde Franziska Anneke die Zeitung ab Oktober 1852 heraus. Sie erscheint zweimal im Monat und hat etwa 2000 Abonnentinnen und Abonnenten unter anderem in Texas und Brasilien. Ihr Mann Fritz gründet in die Newarker Zeitung, die sich ebenfalls gut verkauft. Von 1852 bis 1858 kann die Familie sich finanzieren, obwohl Mathilde ihre Publikation schon 1855 wieder aufgeben muss. Gründe dafür sind gesundheitliche Probleme, außerdem muss sie sich um die wachsende Familie kümmern. Sie bekommt Zwillinge, Rosa und Irla, die beide sterben, und dann noch einmal Zwillinge, Hertha und Irla. 

Sie hält auch nach der Gründung der Zeitung weiter Vorträge, beispielsweise im September 1853 anlässlich der Suffrage Convention. Suffragetten sind typischerweise weiße Mittelklasse-Frauen, viele sind Abolitionistinnen und Sozialreformerinnen. Während draußen auf der Straße Menschen gegen die Versammlung protestieren, hält Mathilde Franziska Anneke drinnen die letzte Rede der Versammlung. Sie spricht auf Deutsch, wird aber simultan auf Englisch übersetzt. Sie spricht über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Frauen in der alten und der neuen Welt und über das universelle Bedürfnis nach Frauenrechten. 

1858 ereilt die Annekes ein Schicksalsschlag, von dem sich die Ehe nie mehr richtig erholt. Die Kinder Irla und Fritz sterben an den Pocken, obwohl es bereits Impfungen gibt – die freilich riskant sind. Jedenfalls hat Fritz sich dagegen ausgesprochen, die Kinder impfen zu lassen. Sie ziehen zurück nach Milwaukee, wo Mathildes Mutter lebt, zu der sie ein enges Verhältnis hat. Fritz hingegen geht zurück nach Europa. Von da an leben die Annekes nicht mehr zusammen, wenn sie einander auch verbunden bleiben und sich nicht scheiden lassen.  

Mathilde Franziska Anneke in der Schweiz

Die wichtigste Person in Mathildes Leben für die nächsten Jahre wird nun ihre gute Freundin aus Milwaukee Mary H. C. Booth, eine aktive Abolitionistin. 1860 gehen Mathilde und Mary gemeinsam mit ihren Kindern in die Schweiz. Fritz Anneke hält sich ebenfalls dort auf. Zuvor versuchen sie erfolglos, Marys Mann, ebenfalls ein bekannter Abolitionist, aus dem Gefängnis zu befreien, wo er wegen der Vergewaltigung einer Vierzehnjährigen einsitzt. 

Mathilde Franziska Anneke mit Mary Booth
M. F. Anneke (stehend) mit ihrer Freundin Mary Booth

Fritz kehrt in die USA zurück, um im amerikanischen Bürgerkrieg journalistisch tätig zu werden. Mathilde bleibt in der Schweiz und für sie sind diese Jahre sehr fruchtbar. Sie schreibt mehrere Novellen und den Roman „Das Geisterhaus in New York“, publiziert in Zeitschriften wie der Didaskalia. Mathildes Themen sind weiterhin die Rechte der Frauen und mehr und mehr geht es ihr auch um die Befreiung der Sklaven. Die rechtliche Situation von Sklaven und Frauen weist Parallelen auf, weshalb viele Abolitionistinnen auch gleichzeitig Frauenrechtlerinnen sind. Doch Marys Gesundheitszustand verschlechtert sich und die Frauen gehen zurück in die USA, wo die Freundin 1865 stirbt. Mathilde Franziska Anneke kehrt nach Milwaukee zurück. 

Gründung des Milwaukee Töchter Instituts

1865 gründet sie zusammen mit einer anderen Freundin, Caecilie Kapp, in Milwaukee eine Schule, das Milwaukee Töchter Institut, das sehr schnell einen sehr guten Ruf hat. Öffentliche amerikanische Schulen gelten als eher überfüllt, u0nd0 es geht vor allem ums Auswendiglernen. Private Schulen sind wiederum wenig liberal und meistens kirchlich.

Mathilde Annekes Ideal sieht so aus: Eine liberale säkulare Schule, in der bilingual auf Deutsch und Englisch unterrichtet wird und in der die Mädchen zur Selbständigkeit erzogen werden. Die Erziehung ist, so heißt es, ist streng aber liebevoll. Das Schulgeld beträgt 350 Dollar im Jahr. Es gibt 50 Schülerinnen im Alter von 5 bis 17 Jahren. Nach einigen Jahren werden in den untersten Klassen auch Jungs zugelassen und 1865 wird sogar ein Physiklehrer eingestellt. Musik, Zeichnen und Französisch kosten interessanterweise extra und es gibt weder Haushaltsunterricht noch Religion. Auch gibt es keine Reihenbeschulung in den Klassen, sondern man sitzt an großen Tischen im Kreis. Häufig gibt es Exkursionen und man legt Wert auf die praktische Anwendung des Gelernten. 

Second building used by Mathilde Franziska Anneke’s Töchter Institut. Website: Immigrant Entrepreneurship, Courtesy of the Milwaukee County Historical Society, published by German Historical Institute

Eine moderne Mädchenschule

Obwohl die Schule eine gute Reputation genießt, ist es finanziell immer knapp. Man kann davon ausgehen, dass Mathilde Anneke zwar über viel Idealismus, jedoch nicht unbedingt über ein großes finanzielles Geschick verfügt. 1868 wird ein Unterstützungsverein gegründet, Aufführungen wie Musicals oder Theaterstücke bringen zusätzlich etwas Geld in die Kasse. 

1872 stirbt Fritz Anneke, der weiterhin als Journalist tätig gewesen war, nach einem Sturz in Chicago. 1878 hat Mathilde Anneke einen weiteren großen Verlust zu beklagen, als ihre Tochter Fanny stirbt. Mathilde Anneke schreibt weiter für verschiedene Zeitungen und ist nach wie vor eine gefragte Rednerin. Sie verstirbt nach längerer Krankheit im November 1884 und wird unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt. Ihr Tod wird in mehreren Zeitungen gewürdigt.

Nachruf

In den USA gilt Mathilde Anneke noch in den 1930er Jahren als eine der einflussreichsten Frauen der vereinigten Staaten. Nach dem 2. Weltkrieg gerät sie in Vergessenheit und wird Jahrzehnte später wiederentdeckt. 1988 gibt es in Deutschland eine Briefmarke mit ihrem Konterfei in der Reihe „Frauen der deutschen Geschichte“. An der Ostseite des Kölner Doms gibt es eine Statue von ihr. 

Briefmarke mit dem Porträt von Mathilde Franziska Anneke mit Mary Booth

Der Mathilde Anneke-Preis der Städte Hattingen und Sprockhövel wird alle zwei Jahre verliehen und würdigt außergewöhnliche Leistungen von Einzelpersonen oder Vereinen, die sich in besonderem Maße für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen und eine besondere Würdigung verdient haben.

Quellen:

Stephani Richard-Wilson: Mathilde Franziska Anneke (1817-1884) Social Entrepreneur and Sufragette in Immigrant Entrepreneurship: The German American Experience since 1700, Seite 141 – 165

Maria Wagner, Mathilde Franziska Anneke in Selbstzeugnissen und Dokumenten. Fischer Taschenbuch Verlag 1980

Links

https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/mathilde-franziska-anneke

https://www.hattingen.de/stadt_hattingen/Rathaus/Verwaltung/News/Nachrichten%202024/April%202024/Mathilde%20Anneke-Preis%20wird%20zum%207.%20Mal%20ausgeschrieben

Hier noch weitere Frauenleben-Podcast-Folgen über zwei weitere Frauenrechtlerinnen aus dem 19. und aus dem 20. Jahrhundert: Helene Stöcker und Iris von Roten

Und ergänzend zu dieser Folge das erwähnte Zeitzeichen des WDR:

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/anneke102.html

Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

Instagram: https://www.instagram.com/frauenleben.podcast/

Die amerikanische Langstreckenschwimmerin Gertrude Ederle stellte zahlreiche Schwimm-Weltrekorde auf, gewann 1924 Gold bei den olympischen Spielen und war die erste Frau, die den Ärmelkanal durchschwamm.  

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Eine Podcast-Episode von unserem Gast Christian Popp

Gertrude Ederle wurde am 23. Oktober 1905 in New York als Tochter deutscher Auswanderer geboren. Ihre Eltern Heinrich Ederle und Gertrude Anna, geborene Haberstroh, stammten aus Esslingen und Ostpreußen. Ihre ersten Schwimmzüge machte Gertrude Ederle im Alter von elf Jahren bei einem Besuch ihrer Großeltern in Deutschland im Bissinger See. Sie kehrte auch in späteren Jahren immer wieder dorthin zurück.

Gertrude Ederle am Strand

Bei der World Swimming Association lernte sie die amerikanische Crawltechnik und stellte bereits 1917 einen ersten Weltrekord über 800 Meter Freistil auf. Sie war die jüngste Schwimmerin im Wettbewerb. Bis 1925 folgten 29 weitere Weltrekorde oder nationale Titel. Allein im Jahr 1922 gewann sie sieben Weltrekorde. 

Gertrude Ederle im Wasser

Teilnahme an den olympischen Spielen in Paris

1924 nimmt sie an den olympischen Spielen in Paris teil – es war das dritte Mal, dass auch Frauen in 10 Disziplinen mit dabei sein durften  – und gewann einmal Gold und zweimal Bronze. 

1925 wird Gertrude Ederle Profi und trainiert speziell für Langstrecken im offenen Wasser. Ihre typische Trainingsstrecke von rund 20 Meilen reicht vom Battery Park an der Südseite Manhattan nach Sandy Hook in New Jersey.

Vor dem Schwimmen
Um sich gegen die Kälte und das Aufquellen der Haut im Salzwasser zu schützen, schmiert sie sich mit einer Mischung aus Tierwollfett und Olivenöl ein. (Quelle: Wikimedia)

Schwimmbrille von Gertrude Ederle
Eine abgedichtete Motorradbrille schützt die Augen, (Swimming Goggles used by Gertrude Ederle while swimming the English Channel.)

Da ihr die üblichen Badeanzüge zu unbequem sind, erfindet sie zusammen mit ihrer Schwester einen Zweiteiler, den sie sich allerdings leider nicht patentieren lässt. Dies tut erst der Franzose Louis Réard im Jahr 1946, der sein Modell „Bikini“ nennt.

Gertrude Ederle durchschwimmt den Ärmelkanal

Am 18. August 1925 unternimmt sie einen ersten Versuch, den Ärmelkanal zu durchschwimmen, den ihr Trainer gegen ihren Willen nach 8 Stunden abbricht. Im zweiten Anlauf 1926 schafft sie es, obwohl sie aufgrund der Strömung und der Gezeiten 50 statt 34 Kilometer schwimmt. Sie ist die erste Frau der dies gelingt, wobei sie mit ihrer Zeit von 14 h 34 Minuten den dazumal schnellsten männlichen Schwimmer sogar noch um 2 h übertrifft. 

Gertrude Ederle im Wasser stehend

In einer Zeit, in der manche Ärzte davon überzeugt sind, dass Leistungssport der Gebärfähigkeit abträglich ist, hat Gertrude Ederle bewiesen, dass eine Frau dem Mann körperlich ebenbürtig sein kann. 60 000 Frauen machen in den Zwanzigerjahren in den USA das Schwimmabzeichen des Roten Kreuzes, und das ist auch mit ihr Verdienst. Gertrude Ederle symbolisiert den Typus der „neuen Frau“, die sich stark und selbständig gibt. Zu der neuen politischen, beruflichen und gesellschaftlichen Freiheit passt zudem der androgyne Frauenkörper als Schönheitsideal.

Gertrude Ederle – das Idol

Spätestens jetzt ist sie eine Berühmtheit. Ihr Erfolg wird in New York mit einer Parade gefeiert, wobei ihr zwei Millionen Fans zujubeln. Sie darf den Präsidenten treffen und bekommt einen Gastauftritt in einem Film: Swim Girl, Swim.

Parade zur Ehren von Gertrude Ederle in New York 1926
Parade zu Gertrude Ederles Ehren 1926 in New York

Ein großer finanzieller Erfolg ist mit ihren Rekorden und dem Ruhm jedoch nicht verbunden. In späteren Jahren wird sie Schwimmlehrerin. Selbst seit einer Maserninfektion schwerhörig und ab circa 1940 vollkommen taub, gründet sie eine Schwimmschule speziell für schwerhörige und taube Kinder. Außerdem tritt sie gelegentlich gegen Honorar in Varietés auf, wo sie in einem Wasserbassin ihren Schwimmstil vorführt. 

Parade 1952
Gertrude Ederle 1952

Gertrude Ederle hat nie geheiratet. Sie stirbt am 20. November 2003 in einem Altersheim in New Jersey und ist auf einem Friedhof in der Bronx beerdigt. 

Gertrude Ederle recreation Center
Zehn Jahre nach ihrem Tod wird das Gertrude Ederle recreation Center auf der Upper West Side in Manhattan eröffnet.

Ein Kinofilm über ihr Leben

Disney hat über Gertrude Ederle den Film „Young Woman and the Sea“ gedreht, seit Juli 2024 zu finden bei Disney+.

https://youtu.be/_x1wLOe3C7o?si=kpgsHUgSILKrQajP

Eine weitere Folge über eine waghalsige Sportlerin und Zeitgenössin von Gertrude ist unsere Podcast-Episode über die Autorennfahrerin Hellé Nice.

In der Einführung sprechen wir über Petras neuen Roman:

Sie tanzt am liebsten barfuß

https://petra-hucke.de

Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

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Die Mitgründerin der amerikanischen Spielzeugfirma Mattel erfand auch deren größten Verkaufsschlager: Von der Barbie verkauften sich seit ihrer „Geburt“ im Jahr 1959 weltweit eine Milliarde Stück. Ruth Handler war eine erfolgreiche Geschäftsfrau in einer Männerwelt, feministische Ansichten blieben ihr fremd. Im Podcast erfahrt ihr mehr über ihre Lebensgeschichte und über die Hintergründe der Barbie und der Firma Mattel. 

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Ruth Handler kommt als zehntes Kind der polnisch-jüdischen Einwandererfamilie Moskowitz auf die Welt. Die Eltern waren vor den immer wiederkehrenden Progromen aus ihrer Heimat geflohen, aber auch in Denver, wo sich die Familie Mosko, wie sie sich nun nannte, ansiedelt, ist das Leben hart, und es ist normal unter den jüdischen Einwanderern, dass die Frauen am Erwerbsleben teilnehmen. 

Ruth Handler wächst bei ihrer Schwester auf

Baby Ruth wird von der Mutter bei ihrer ältesten Tochter Sarah in Pflege gegeben, die bereits verheiratet ist und gemeinsam mit ihrem Mann einen Drugstore betreibt. Ihre Schwester Sarah wird Ruths „role model“ wie sie selbst später in ihrer Biographie ausdrücklich betont. Schon früh arbeitet sie im Drugstore mit und entdeckt, dass sie ein Talent für den Verkauf, für Organisation und Geschäftsführung besitzt. Genau wie ihr eigener Vater verbringt ihr Ziehvater viel Zeit am Pokertisch – die Frauen müssen die Verluste und Fehlzeiten der Männer ausgleichen. 

Ruth Handler im Interview (Quelle: youtube)

Ruth und Elliot

In der Highschool lernt sie ihren Mitschüler Izzy Elliot Handler kennen. Die beiden werden ein Paar und bleiben trotz Sarahs Interventionen, die den Sprössling einer eher armen Familie als Kandidaten ungeeignet für die ehrgeizige Ruth findet, zusammen. Sie ziehen nach Los Angeles. Ruth hat eine Stellung bei der Filmgesellschaft Paramount, wo die Autodidaktin, deren Ausbildung sich auf Highschool, Steno und Schreibmaschine beschränkt, nach ihren eigenen Aussagen sehr viel Nützliches für ihr späteres Geschäftsleben lernt.

Firmengründung von Ruth Handler und Elliot Handler

Elliot studiert Design, kann sich jedoch aus finanziellen Gründen nicht die herausragende Ausbildung leisten, die er sich wünscht. Schon früh machen sich Ruth und Elliot selbstständig. Eliot entwickelt verschiedene Produkte vom Bilderrahmen bis zu Puppenhausmöbeln, und Ruth übernimmt es, die Sachen an Händler und später direkt an große Spielwarenläden zu verkaufen. Zusammen mit einem Freund, Harold Mattson, genannt Matt, gründen sie nach mehreren Anläufen schließlich „Mattel“. Der Name setzt sich aus „Elliot“ und „Matt“ zusammen und Ruth, die vom Start weg einen erheblichen Anteil am Erfolg der Firma hat, kommt gar nicht auf die Idee, dass auch ihr Name Teil dieser Neuschöpfung sein könnte. 

Schröder am Klavier

Spielzeug-Instrumente

Ein teilweise steiniger, doch ab einem bestimmten Zeitpunkt aber auch sehr steil nach oben zeigender Weg beginnt. Die Handlers spielen beide ihre Stärken aus. Ruths Wagemut und Verkaufstalent paart sich auf geniale Art und Weise mit Elliots Designtalent und Gespür für Dinge, die sich gut verkaufen lassen. Erstes Erfolgsprodukt ist eine Spielzeug-Ukulele, die dem Instrument eines sehr erfolgreichen Entertainers nachempfunden ist, dessen TV-Sendung damals ein großer Hit im amerikanischen Fernsehen ist. Ein spielbarer Spielzeugflügel schließt an den Erfolg an, weitere Musikinstrumente und in Spielzeuge eingebaute Spieldosen und Drehorgeln folgen. Das Prinzip ist es stets, eine bereits entwickelte Idee in verschiedenen Produkten zu verwenden. 

Burp Gun
Quelle: Ebay

Burp Gun

Das erste Produkt, das Mattel auf Ruths Initiative hin im Fernsehen bewirbt, ist ein Spielzeug-Gewehr, die „Burp-Gun“. Der Spot läuft im „Mickey Mouse Club“ – eine TV-Sendung speziell für Kinder entwickelt. Spielzeugwerbung im TV war damals etwas vollkommen Neues, doch Ruth Handler war davon überzeugt und setzt sich innerhalb der Firma – wie so oft in ihrem Leben – gegen sämtliche Skeptiker durch.  

Sechs Wochen nach erstmaliger Ausstrahlung des Spots treffen mehr Bestellungen bei Mattel ein, als die Firma bewältigen kann. Obwohl der Verkauf von Spielzeugwaffen auch damals schon Kritiker auf den Plan rief, waren diese doch in der Minderzahl. Die Spots sorgen heute allerdings eher für ungläubiges Staunen. Weiter Spielzeugwaffen folgen, die wegen ihrer Detailtreue sogar die Namen der Hersteller tragen dürfen, beispielsweise „Winchester“. Auch solche Deals sind auf Ruths Verhandlungsgeschick zurückzuführen. 

Idee für die Barbie

Ab Mitte der fünfziger Jahre denkt Ruth erstmals über eine Puppe für Mädchen nach, die eben keine Baby-Puppe darstellt, sondern vielmehr erwachsene Formen hat. Sie hat nämlich ihre Tochter Barbara beim Spielen mit Papierpuppen beobachtet. Das Hantieren mit schönen Kleidern und das Anziehen der Puppen ist deren größtes Vergnügen. Ruths Idee ist es, die Mädchenphantasien umzulenken. Baby-Puppen eignen sich schließlich nur dafür, das Dasein als Mutter zu entdecken und üben. Die neue Art von erwachsener Puppe stellt hingegen einen Spiegel des zukünftigen erwachsenen Ichs dar. „Ich will so sein wie du“, heißt es später in der Werbung und wird zum Credo der Vermarktung. 

Ruths Idee ruft bei Mattel allerdings eher mehr Skeptiker auf den Plan als die Spielzeug-Waffen. Eltern würden für ihre Kinder keine Puppen mit weiblichen Formen und einer ausgestellten Sexualität kaufen, heißt es. Aber auch die technische Entwicklung stellt die Firma vor Probleme. Das Projekt gerät ins Stocken.

Bild Lilliv – Vorlage für die Erfindung von Ruth Handler
Vorlage für die Barbie: Bild Lilli

Bild-Lilli als Vorlage

Bei einer Europareise entdeckt Ruth in einem Schaufenster in der Schweiz eine Puppe, die genau ihren Vorstellungen entspricht. Es ist die Bild-Lilli, ein Produkt der Spielzeug-Firma Hausser in Neustadt bei Coburg für die Zeitung BILD. Die erste Barbie wird 1959 in den USA auf der Toy-Fair vorgestellt. Sie sieht der Bild-Lilli zum Verwechseln ähnlich. Die Rechte werden trotzdem erst 1965 ordnungsgemäß erworben, und Hausser stellt die Produktion der Bild-Lilli daraufhin ein. Bereits für die allererste Modekollektion der Barbie engagiert Mattel eigens eine Modedesignerin.

Der allererst Barbie-Werbespot: hier.

Benannt wurde die Barbie übrigens nach der Tochter der Handlers, Barbara. Barbies Freund Ken, der 1961 auf den Markt kam, erhielt den Namen des Sohnes. Beide waren über diese Namensgebung ziemlich unglücklich. 

In den 70er Jahren bekommt Ruth Handler Brustkrebs. Da sie äußerst unzufrieden mit den Brustprothesen ist, die ihr nach ihrer Mastektomie angeboten werden, gründet sie die Firma „Nearly Me“ und produziert fortan Brustprothesen. Zu ihrer gesundheitlichen Krise kommt auch noch eine geschäftliche, die Firma Mattel wird nämlich in einen Skandal um gefälschte Buchhaltungsunterlagen verwickelt. Es ging dabei darum, die Kaufkraft der Firma für den Erwerb von Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus besser aussehen zu lassen. Der Kauf kommt zustande, im nachfolgenden Prozess wird Ruth Handler, die bis zum Schluss ihre Unschuld beteuert, 1978 schuldig gesprochen. Sie muss zur Strafe Sozialarbeit leisten. 

Ihren Posten bei Mattel ist sie los, allerdings verzeiht man ihr den Fehltritt und sie wird 1994 vom damaligen CEO von Mattel zur Markenbotschafterin ernannt. Sie stirbt 2002 im Alter von 85 Jahren. 

Für diese Podcast-Episode verwendete Literatur:

Robin Gerber, Barbie and Ruth, Harper Collins, 2009

Hintergründe und Links

Bild-Lilli bei Axel Springer

Globometer zur Barbie

Im Podcast erwähnt: Die Ronnefeldt-Saga von Susanne Popp

und

Die Entdeckerin des Lebens von Petra Hucke

Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

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Patriotische Heldin und „Indianerprinzessin“? Der Mythos Sacagawea hat einen überraschend feministischen Ursprung. Sicher ist eigentlich nur: Sie war die einzige Frau und die einzige Native American, die an der Lewis-und-Clark-Expedition teilnahm und zwischen 1804 und 1806 den nordamerikanischen Kontinent querte. Immer dabei: ihr Säugling und ihr unnützer Ehemann Charbonneau.

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Quellen:
Stephen E. Ambrose: Undaunted Courage. Meriwether Lewis, Thomas Jefferson, and the Opening of the American West, Simon and Schuster 1996.
Eva Emery Dye: The Conquest – The True Story of Lewis and Clark. Grosset & Dunlap 1914.
Ella E. Clark und Margot Edmonds: Sacagawea of the Lewis and Clark Expedition, University of California Press 1979.
Donna J. Kessler: The Making of Sacagawea. A Euro-American Legend, The University of Alabama Press 1996.

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Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

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Im Zweiten Weltkrieg ist Liselotte Welskopf-Henrich Widerstandskämpferin. Danach führt sie in der DDR ein Doppelleben als habilitierte Althistorikerin einerseits und Schriftstellerin kulturell und historisch (relativ) authentischer „Indianerromane“ andererseits. Ihre wichtigsten Werke sind Die Söhne der großen Bärin und Das Blut des Adlers. Sie setzt sich in den USA auch aktiv für Native Americans ein.

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Geboren wird Elisabeth Charlotte Henrich am 15. September 1901. Ihre Mutter ist liebevoll, aber streng, ihr Vater ein überzeugter Demokrat, Rechtsanwalt und Versicherungsdirektor. Er stirbt früh, sodass Liselotte, die an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität Ökonomie, Geschichte und Philosophie studiert und 1925 promoviert, sich und ihre Mutter durchbringen muss. Sie findet eine Stelle im Statistischen Reichsamt, doch als die Nazis an die Macht kommen und Liselotte sich weigert, in die NSDAP einzutreten, ist es mit jeder Art Karriere, auch der wissenschaftlichen bzw. akademischen, erst einmal vorbei.

Die junge Liselotte

Widerstand im Zweiten Weltkrieg

Liselotte wird im Widerstand aktiv und lernt dadurch Rudolf Welskopf (1902–1979) kennen, der als überzeugter Kommunist wiederholt eingesperrt und zur Zwangsarbeit herangezogen wird. Sie kann ihm, dem harten, klugen Mann mit dem Spitznamen „der Inka“, zur Flucht aus dem KZ Sachsenhausen verhelfen und versteckt ihn bei sich. Sie verteilen gemeinsam Flugblätter und helfen beim Lebensmittelmarkenschmuggel. Später schreiben sie über diese Zeit gemeinsam das Jungenbuch Jan und Jutta.

Der harte, kluge Mann wird ganz weich, wenn es um seine geliebte Liselotte geht, und so heiraten sie 1946 und bekommen 1948 einen Sohn, Rudolf – da ist Liselotte schon 47 Jahre alt. Gleichzeitig beteiligen sie sich von Ostberlin aus enthusiastisch am Wiederaufbau. Beide treten in die SED ein und sind und bleiben vom Kommunismus überzeugt; mit den Jahren enttäuscht sie jedoch die praktische Umsetzung.

Nun doch noch eine wissenschaftliche Karriere

Ihr Mann arbeitet als Polizei-Reviervorsteher, Amtsbezirksleiter und im Baustoffhandel, baut einen Bergungsbetrieb für Schrott und andere Wertstoffe mit auf und ist schließlich Verwaltungsleiter bei der Reichsbahn-Bau-Union. Währenddessen ist Liselotte ähnlich umtriebig in der Bezirksverwaltung tätig, bewirbt sich gleichzeitig wieder als Althistorikerin an der Universität, ist dort ab 1952 Dozentin und habilitiert 1960 zum Thema „Probleme der Muße im alten Hellas“. Sie wird das erste weibliche ordentliche Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften, organisiert und publiziert wichtige Bücher zum alten Griechenland. Dafür erhält sie den Nationalpreis der DDR, den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze, dann in Silber, die Pestalozzimedaille und den Orden „Banner der Arbeit“ und wird als Verdienter Wissenschaftler des Volkes (ja, in männlicher Form) ausgezeichnet. Sie veröffentlicht übrigens unter dem Namen Elisabeth Charlotte Henrich.

Auf ihre Titel und Auszeichnungen ist sie zurecht stolz, auch wenn sie äußerlich bescheiden bleibt. (Nur Taxi fährt sie gern.) Sie wohnt mit der Familie am Rande des Treptower Parks und hält sich ein paar recht aggressive Schäferhunde.

Sie gilt als Workaholic und isst Kaffeepulver, um wachzubleiben. Ihre Kolleg:innen, deren Arbeitsstellen sie auch schon einmal mit ihrem eigenen Geld finanziert, bewundern sie für ihr Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen.

Doch die wissenschaftliche Arbeit ist für Liselotte Welskopf-Henrich nicht genug.

Ihr Kindheitstraum: Schriftstellerin werden

Schon als 10-Jährige wollte sie Schriftstellerin werden (Althistorikerin übrigens auch). Ihre Lieblingslektüre war „Indianerliteratur“ – James Fenimore Cooper mit seinem Lederstrumpf, die unzähligen Abenteuer-Heftromane, die damals in Mode waren, und auch Karl May. Wobei sie den heimlich las, weil ihre Mutter es als unangemessen empfand, dass May im Gefängnis gesessen hatte.

Schon als 10-Jährige reichte es ihr nicht, nur über die Native Americans und deren romantisierte Vergangenheit zu lesen. Als sie einmal von ihrer Mutter hörte, dass gerade in Mexiko ein Stamm der Native Americans von der Regierung unterdrückt wurde, schrieb sie einen Brief an den „Präsidenten von Mexiko in Mexiko“ und erhielt sogar eine Antwort: Er würde seine Truppen anweisen, menschlich vorzugehen. Allerdings wurde er bald selbst erschossen.

Doch diese Anekdote zeigt, welche Themen Liselotte Welskopf-Henrich ihr ganzes Leben begleiten.

Exkurs: Deutschland und seine „Indianer“

Auch in anderen europäischen Ländern sind „Indianergeschichten“ und „Indianerfilme“ beliebt, doch die Deutschen scheinen eine ganz besondere Affinität zu den Native Americans zu verspüren. Sie gründen sogar Klubs und verkleiden sich samt Mokassins und Federschmuck.

Laut Forschung liegt das daran, dass sich die Deutschen des 19. Jahrhunderts (der erste Winnetou-Band wurde 1893 veröffentlicht) in ihren winzigen Fürstentümern, die ständig mit militärischen und politischen Niederlagen zu kämpfen haben, nach Freiheit sehnen – politisch, religiös und bewegungstechnisch – und sich als ähnlich unterdrückt und unterlegen empfinden wie die Native Americans durch die weißen Kolonialisten. Selbst die Deutschen, die in Massen nach Nordamerika auswandern, sehen sich dort von den englischen und französischen Machthabern weiterhin unterdrückt (während sie den Native Americans aber genauso das Land wegnehmen). Und Hitler? Hitler empfahl den ganz und gar nicht „arischen“ Winnetou als Vorbild eines guten Kompaniechefs.

Dass es sich bei all dem in den meisten Fällen um reine Projektion handelt und nicht um wirkliche Identifizierung mit wirklichen Menschen, ist sonnenklar.

Dazu kommt, dass diese Art Literatur und Filme auch nur funktionieren, wenn Weiße und Native Americans sich gegenüberstehen, meist als Feinde, manchmal auch als Freunde oder zumindest so etwas Ähnliches, wie bei Old Shatterhand und Winnetou. Aber der „Weiße Mann“ spiegelt sich immer im „Wilden“ und feiert seine eigene überlegene Kultur und Zivilisation. Nie geht es in diesen Geschichten allein um die Lebenswirklichkeit der Native Americans, auch nicht vor dem Zeitpunkt, als sie von Columbus „entdeckt“ und überhaupt erst als „Indianer“ bezeichnet wurden. Obwohl all die heterogenen, geografisch verteilten Gruppen und Stämme sich wohl selbst nie als eine Einheit bezeichnet hätten.

Liselotte will es anders machen

Von Karl May war schon die junge Liselotte nicht begeistert (obwohl sie bestimmt viel erwartet hatte, wo sie ihn doch heimlich lesen musste). Old Shatterhand war ihr zu übertrieben gezeichnet, und sie war überzeugt, dass ein Apache-Chief sich niemals so verhalten hätte wie Winnetou.

Sie will aus den Konventionen des Genres ausbrechen, statt eines Abenteuerromans einen historischen Gesellschaftsroman schreiben, und zwar tatsächlich aus Sicht der Native Americans. Löblich. Auch bei ihr gibt es immer Weiße dazu, aber dennoch ein Fortschritt. Als Wissenschaftlerin weiß sie, wie man recherchiert, zieht ethnologische Schriften hinzu und Autobiografien von Native Americans. Gerade wenn es um kulturelle Eigenschaften wie Tänze, Sitten und Namen geht, hält sie sich eng an die Quellen.

Dazu kommt bei ihr noch die sozialistische Ideologie, eine weitere Art der Identifizierung: Die sozialistischen Staaten werden vom Kapitalismus und Christentum unterdrückt, ganz so wie die Native Americans von der US-amerikanischen und kanadischen Regierung. (Winnetou übrigens wurde von einem deutschen Lehrer erzogen und konvertiert vor seinem Tod noch zum Christentum, während ein Männerchor ihm ein Ave Maria singt. Er opfert sich nicht für sein eigenes Volk, sondern für die Weißen. Kein Wunder, dass Liselotte nicht überzeugt war.)

Die Söhne der großen Bärin

Ihr erster Romanzyklus heißt Die Söhne der großen Bärin. Im Jahr 1951 gelingt es Liselotte Welskopf-Henrich, den ersten Band beim Altberliner Verlag zu veröffentlichen. Ihre Lektorin Lucie Groszer wird ihr eine enge Vertraute. Die erste Auflage von 15.000 Exemplaren wird sofort verkauft, nach zehn Jahren sind 200.000 verkauft, heute um die 3,5 Millionen. Dazu kommen verschiedene Übersetzungen, allerdings nicht ins Englische. Sie erhält einen Jugendbuchpreis sowie jede Menge Fanpost und Fanfiction.

Die sechs Bände des Romanzyklus

Verfilmt wird Die Söhne der großen Bärin im Jahr 1966 von der ostdeutschen Filmgesellschaft DEFA. Wie bei den Winnetou-Filmen wird in Jugoslawien gedreht und die Hauptfigur von Gojko Mitic gespielt, der auch schon bei den Karl-May-Filmen dabei war. Allein in der DDR werden zehn Millionen Mark eingespielt. Allerdings hat Liselotte Welskopf-Henrich ihren Namen als Drehbuchautorin zurückgezogen, weil ihr der Film zu kommerzialisiert und stereotyp schien. Da gab es Indianer mit blauen Augen und falschen Perücken sowie einen Badesteg in einem Indianerdorf. Unfasslich, meinte sie und führte einmal, halb scherzend, ihr Gallenleiden auf ihren Ärger mit diesem Film zurück.

Reisen in die USA und nach Kanada

Weil Liselotte Welskopf-Henrich so gut angesehen ist, bekommt sie wiederholt die Erlaubnis zum Reisen. Sie macht Urlaub in Österreich, Italien und Portugal. Aber am wichtigsten für sie werden die Aufenthalte in den USA und Kanada. Zwischen 1963 und 1974 ist sie fünfmal da. Sie besucht die Teton-Sioux bzw. die Lakota, von denen ihre Söhne handeln, und wird mit ihrer offenen Art freundlich aufgenommen, bald sogar zu Feiern eingeladen. Sie besucht verschiedene Reservate, Kulturzenten, Bibliotheken und Museen.

Was jeder Besucherin sofort auffallen muss, sind die schlechten Zustände in den Reservaten. Reservate, so schreibt Peter Schwarzbauer in Der Lakota-Report, seien ein lebendiges Museum für Krankheiten, die es sonst in Amerika nicht mehr gäbe. Die US-Regierung zwingt die Native Americans, dort zu leben, weist ihnen aber die kärgsten Landstriche zu, versorgt sie oft nicht ausreichend mit Lebensmitteln, Gesundheitsvorsorge ist ein Fremdwort, und Schulen sind, wenn überhaupt vorhanden, eine Katastrophe. Die Kinder werden gezwungen, ihre eigene Sprache aufzugeben, und immer wieder verprügelt. Dazu kommt die hohe Arbeitslosigkeit und das Elend in den Familien selbst (das Jahreseinkommen beträgt nur ein Viertel des nationalen Durchschnitts), sodass sich die meisten Jugendlichen fragen, warum sie überhaupt zur Schule gehen sollen.

Gerade die Bildung und Erziehung der Reservatbewohner:innen macht Liselotte Welskopf-Henrich sich zur Herzensaufgabe. Zurück in der DDR gibt sie Fernsehinterviews und schreibt kurze Artikel, um ihre Mitbürger:innen aufzufordern, für die Native Americans zu spenden, Pakete zu schicken oder sogar, falls sie können, selbst hinzufahren und sie vor Ort zu unterstützen.

Kontakt mit dem American Indian Movement

Und das macht sie auch selbst. Sie protestiert mit ihren Bekannten friedlich vor einem Kino, als dort ein rassistischer Western gezeigt wird. Doch sie kommt auch mit Teilen einer Bewegung in Kontakt, die nicht allein auf gewaltfreien Protest setzen. Das American Indian Movement (AIM) kämpft für die Souveränität der Native Americans und wird immer militanter. Im Pine-Ridge-Reservat kommt es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, als der Stammesvorstand Richard Wilson noch brutalere Methoden und einen Schlägertrupp einsetzt. Es kommt zu zahlreichen Todesfällen. Als Liselotte Welskopf-Henrich 1974 an einer Gedenkfeier für einen erschossenen Freund teilnimmt und sie danach nach Hause fahren, geht ihnen das Benzin aus, und sie haben große Angst, ebenfalls auf offener Straße erschossen zu werden. Zum Glück geht es gut.

Schon 1969 besetzte das AIM für achtzehn Monate die Insel Alcatraz und das ehemalige Gefängnis dort. Liselotte Welskopf-Henrich half, die Besetzer:innen mit Wasser zu versorgen. In einer Proklamation mit einer gehörigen Portion Ironie veröffentlichen sie ihre Forderungen:

Wir, die Ureinwohner Amerikas, fordern im Namen aller Indianer … das Land zurück, das unter dem Namen Alcatraz bekannt ist. Wir … bieten hiermit folgenden Vertrag an:

Wir erwerben die Insel Alcatraz für 24 Dollar in Glasperlen und rotem Tuch, nach dem Vorbild des Kaufes einer ähnlichen Insel durch den weißen Mann vor rund 300 Jahren. Wir wissen, dass 24 Dollar in Handelswaren für diese 16 Morgen mehr ist, als für die Insel Manhattan bei ihrem Verkauf bezahlt worden ist, aber wir wissen, dass die Preise für Land im Laufe der Jahre gestiegen sind. Unser Angebot von 24 Dollar ist besser als die 47 Cent pro Morgen, die weiße Männer den kalifornischen Indianern gegenwärtig für ihr Land zahlen. Wir werden den Bewohnern dieses Landes einen Teil davon zu ihrem eigenen Gebrauch überlassen, den die indianische Regierung durch die »Behörde für weiße Angelegenheiten« treuhänderisch verwalten lassen wird; solange die Sonne aufgeht und die Flüsse ins Meer fließen. Weiterhin werden wir die Bewohner in der richtigen Art der Lebensführung unterweisen. Wir werden ihnen unsere Religion, unsere Bildung und unseren Lebensstil vermitteln, damit sie den Stand unserer Zivilisation erreichen und wir sie und alle ihre weißen Brüder aus ihrem wilden und unglücklichen Dasein befreien können. …

Wir glauben, dass sich diese Insel mit dem Namen Alcatraz für diese Zwecke bestens eignet, denn sie entspricht den Standards des weißen Mannes für eine Indianerreservation …:

1. Es existieren keine Anbindung an die moderne Infrastruktur und keine Transportmittel.

2. Es gibt kein frisches, fließendes Wasser.

3. Die sanitären Einrichtungen sind unzureichend.

4. Es gibt keine Bohr- oder Schürfrechte für Öl oder Erze.

5. Es ist keine Industrie vorhanden und daher ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch.

6. Es gibt keine Gesundheitseinrichtungen.

7. Die Erde ist felsig und unfruchtbar; der Boden ernährt kein Wild.

8. Es existieren keine Bildungseinrichtungen.

9. Die Bevölkerung war für das ihr zur Verfügung stehende Land schon immer zu groß.

10. Die Einwohner wurden immer wie Gefangene behandelt und in Abhängigkeit gehalten.

Darüber hinaus wäre es passend und symbolhaft, wenn Schiffe aus der ganzen Welt, die in das Golden Gate einfahren, zuerst indianisches Land sehen und so an die wahre Geschichte dieser Nation erinnert würden. Diese kleine Insel wäre ein Symbol für die großen Gebiete, die einst von freien und edlen Indianern beherrscht wurden …

Aus all diesen Gründen fordern wir diese Insel für unsere indianischen Nationen zurück. Wir glauben, diese Forderung ist gerecht und angemessen, und dass uns dieses Land überlassen werden sollte, solange die Flüsse fließen und die Sonne scheint.

Zitiert in Erik Lorenz: Liselotte Welskopf-Henrich und die Indianer

Erfolgreich ist die Besetzung nicht, aber zumindest wird die Insel friedlich geräumt.

Old Lady from Germany

Das AIM weiß den Einsatz der „Old Lady from Germany“ zu schätzen, die nicht nur selbst so aktiv ist, sondern auch andere dazu inspiriert, aktiv zu werden. Vernon Bellecourt und Dennis Banks, zwei Mitglieder des AIM, kommen sie sogar einmal in Deutschland besuchen (und haben Angst vor ihren Schäferhunden).

Liselotte Welskopf-Henrich mit Vernon Bellecourt und Dennis Banks
Liselotte Welskopf-Henrich mit Vernon Bellecourt und Dennis Banks (Bild aus Erik Lorenz: Liselotte Welskopf-Henrich und die Indianer)

Manche ihrer Leser:innen vermuten, Liselotte Welskopf-Henrich ließe sich von der DDR-Regierung und ihrer Außenpolitik einspannen, um Propaganda gegen den kapitalistischen Westen zu machen. Ihre Stasi-Akte lässt darauf allerdings keine Rückschlüsse zu.

1965 wird sie zum Ehrenmitglied der Sioux ernannt und erhält den Namen Lakota Tashina oder Schutzdecke der Lakota.

Das Blut des Adlers

Inspiriert von ihren Aufenthalten auf den Reservaten und mit dem Wunsch, die Lebenswirklichkeit der Native Americans zu zeigen, schreibt Liselotte Welskopf-Henrich ihren zweiten wichtigen Romanzyklus: Das Blut des Adlers. Sie möchte noch weiter weg von den Konventionen des Genres, von Abenteuern, Federschmuck, Mustangherden auf der Prärie und „Edlen Wilden“. Sie beschreibt stattdessen das Leben in Baracken und wie die Native Americans sich mit Bürokratie und Marginalisierung herumschlagen müssen. Literarisch gesehen ist diese Reihe das Beste, was Liselotte Welskopf-Henrich je geschrieben hat. Und trotz anfänglicher Skepsis der Leserschaft wird auch sie zu einem großen Erfolg. Sie arbeitet daran praktisch bis zu ihrem Tod.

Die fünf Bände in einer Neuauflage

Alles erreicht?

In ihren letzten Lebensjahren ist Liselotte Welskopf-Henrich oft krank. Dazwischen arbeitet sie jedoch umso härter, damit ein geplantes siebenbändiges wissenschaftliches Werk noch publiziert werden kann. Ihre letzten Veröffentlichungen bekommt sie aber tatsächlich nicht mehr mit, als sie im Juni 1979 bei einem Urlaub in Garmisch-Patenkirchen verstirbt, nur wenige Monate nach ihrem Mann Rudolf.

Die Akademie der Wissenschaften organisiert eine große Trauerfeier. Es werden Nachrufe über sie geschrieben, unter anderem in der Jungen Welt. Ihr Sohn Rudolf kümmert sich um den Nachlass.

Man kann sagen, dass Liselotte Welskopf-Henrich all das erreicht hat, was sie sich als Kind vorgenommen hatte: Sie ist Althistorikerin und Schriftstellerin geworden. Dazu war sie den Native Americans das, was wir heute als Ally bezeichnen würden.

Dennoch ist sie schnell in Vergessenheit geraten. Erst ab den 2000er Jahren versucht man, der Öffentlichkeit ihre Werke in neuen Editionen wieder zugänglich zu machen, wozu vor allem der Palisander-Verlag aus Chemnitz einen großen Beitrag leistet. Dankenswerterweise hat er mir auch die Biografie von Erik Lorenz zur Verfügung gestellt.

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Lesetipp: Es gibt inzwischen zum Glück auch Native Americans, die über ihre eigenen Erfahrungen und Familiengeschichten schreiben und veröffentlichen (dürfen). Dazu gehört die großartige Louise Erdrich, zum Beispiel mit Solange du lebst und Das Haus des Windes. Außerdem erwähne ich in der Folge Angeline Boulley mit Firekeeper’s Daughter.

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Stöbertipp: das LWH-Projekt.

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Dank an Ezra für die Empfehlung!

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Quellen:
Colin G. Calloway et al.: Germans and Indians. Fantasies, Encounters, Projections, University of Nebraska Press 2002.
Erik Lorenz: Liselotte Welskopf-Henrich und die Indianer, Palisander Verlag 2021.
Hans Peter Richter (Hrsg.): Schriftsteller erzählen von ihrer Mutter, St. Gabriel Verlag 1968.
Petra Watzke: „East Germany’s Imaginary Indians: Liselotte Welskopf-Henrich’s Harka Cycle (1951–62) and Its DEFA Adaptation Die Söhne der Großen Bärin (1966)“, in: Robert B. McFarland und Michelle Stott James: Sophie discovers Amerika: German-speaking women write the new world, Boydell & Brewer 2014.

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Artwork und Musik: Uwe Sittig 

Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke 

Frauenleben-Podcast 

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