Die gebürtige Polin Helena Rubinstein war eine Pionierin der Kosmetikindustrie. Den Grundstein zu ihrem Unternehmen legte sie 1902 im australischen Melbourne, mit einer aus ihrer Heimat importierten und später vor Ort hergestellten Hautcreme. In Europa und den USA eröffnete sie zahlreiche Schönheitssalons und baute in den folgenden Jahrzehnten eine international erfolgreiche Firma auf.
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Helena ist die älteste von acht Schwestern einer jüdischen Familie, der Vater ist Kolonialwarenhändler in Krakau. Sie möchte Medizin studieren, stellt jedoch fest, dass sie kein Blut sehen kann, weshalb aus diesem Plan nichts wird. Den Ehemann, den die Eltern für sie aussuchen, findet sie zu alt, den jungen Mann, in den sie sich verliebt, mögen die Eltern wiederum nicht.
Sie wird nach Australien zu einem Onkel geschickt. (Wie alt sie damals war ist etwas unklar, in ihrer Autobiografie behauptet sie, nicht einmal 18 gewesen zu sein, als sie nach Australien kam, andere Quellen verlegen ihre Ankunft in Australien ins Jahr 1896, dann wäre sie je nach Geburtsdatum – 1870 oder 1872, auch das ist nicht eindeutig – bereits 24 oder 26 gewesen. Leider konnte ich nicht herausfinden, was davon stimmt, wahrscheinlicher erscheint letzteres. Auf jeden Fall hat Helena Rubinstein ihr Alter auch selbst verschleiert, etwa um jünger zu erscheinen als ihre Konkurrentin Elisabeth Arden.)
Im «Schafzüchterland» ist es ihr zu langweilig. Sie geht nach Melbourne und beginnt, eine Hautcreme zu verkaufen. Ihre Mutter hat die Rezeptur von einer berühmten Schauspielerin, mit der sie befreundet ist, ein ungarischer Chemiker stellt die Wundercreme in Krakau her. Mit geborgtem Startkapital eröffnet sie 1902 ein eigenes Geschäft, später kommen weitere Cremes dazu, die sie eigens entwickeln lässt.
Helena Rubinstein geht wieder nach Europa
Die junge Firma ist schnell erfolgreich. Hautpflege ist noch weitgehend unbekannt und der Bedarf groß. In zwei Jahren verdient sie 250’000 Pfund. Sie übergibt das Geschäft ihrer Schwester Ceska, die in der Zwischenzeit Chemie studiert hat, und geht selbst zurück nach Europa, um ihre Kenntnisse über Hautpflege zu vertiefen. Sie will ihr Unternehmen professionalisieren, knüpft wertvolle Kontakte zu Ärzten und Chemikern und lässt weitere Hautpflegeprodukte entwickeln.
1907 eröffnet sie in London ihren ersten Salon in der «Alten Welt». Den Heiratsantrag ihres Geliebten, Edward William Titus, lehnt sie zunächst ab, erklärt sich jedoch später zur Heirat bereit. Sie bekommt mit ihm zwei Söhne, aber sie tritt nur kurzzeitig kürzer. Im Jahr 1912, dem Geburtsjahr ihres zweiten Sohns, eröffnet sie einen Salon in Paris. 1914 siedelt die Familie von London nach Paris über, sie berät die Kundinnen nun wieder selbst. Zahlreiche Prominente und ihr avantgardistischer Freundeskreis verschaffen ihr immer mehr Zulauf.
1915 siedelt die Familie nach New York über, was nur möglich ist, da ihr Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Schnell erkennt sie das große Potenzial des amerikanischen Marktes. Ihre größte Konkurrentin ist Elizabeth Arden. Beide Unternehmerinnen gründen in rascher Folge Salons in Philadelphia, Boston, Washington, Chicago, Toronto – 1920 eröffnet Arden einen Salon in Paris.
Börsencrash mit Folgen für Rubinstein
Ende der 20er Jahre verkauft Rubinstein ihre amerikanische Firma an das Bankhaus Lehman Brothers und erwirbt nach dem Börsencrash von 1929 das Unternehmen mit großem Gewinn zurück. 1930 eröffnet sie einen Salon in Rom, 1932 in Mailand, 1934 in Wien. Ihr Erfolg und die vielen Reisen, sie hält zeitweise einen Weltrekord für transatlantische Flüge, gehen auf Kosten ihres Familienlebens. 1937 wird ihre erste Ehe geschieden, und sie heiratet ein zweites Mal. Ihr zweiter Ehemann ist ein 25 Jahre jüngerrn georgischer Prinz von zweifelhafter Abstammung. In einem Sanatorium in Zürich macht sie sich mit den Methoden von Bircher-Brenner vertraut und integriert dessen Methoden in ihr Schönheitskonzept, sie schreibt zwei Bücher und erweitert das Angebot von Helena Rubinstein um Massagen und Diäten.
Nach dem zweiten Weltkrieg baut sie, mittlerweile über 70jährig, die teilweise zerstörten Salons in Europa wieder auf, manche Mitarbeiterinnen bleiben jedoch verschollen. In New York entwickelt sie Kosmetik für Männer. Auch eine Krebserkrankung in den 1950er Jahren kann sie nicht stoppen. Sie arbeitet immer weiter und reist unermüdlich um die Welt. 1955 stirbt ihr zweiter Ehemann, 1958 ihr Sohn Horace. Mit über 90 Jahren bittet sie zu Geschäftsbesprechungen in ihr Schlafzimmer in New York. Ihr Vermögen hat sie teilweise in wohltätigen Stiftungen angelegt, sie besitzt eine umfangreiche Kunstsammlung und mehrere Häuser und Wohnungen.
Als sie 1965 stirbt, hinterlässt sie ein erhebliches Vermögen und ein erfolgreiches Unternehmen. Die Erben, sie hat zeitlebens auf Angehörige ihrer großen Familie vertraut, haben nicht denselben Geschäftssinn. 1974 wird das Unternehmen für 143 Millionen Dollar an Colgate-Palmolive verkauft. 1980 geht es für nur noch 20 Millionen Dollar an Albi Enterprises Inc. und 1988 schließlich an L’Oréal.
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Für diese Episode verwendete Literatur:
Doris Burchard: Der Kampf um die Schönheit. Helena Rubinstein, Elizabeth Arden, Estée Lauder. Europäische Verlagsanstalt 1999.
Helena Rubinstein: Ein Leben für die Schönheit. Im Verlag der Arche, Zürich, 1958.
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Artwork und Musik: Uwe Sittig
Frauenleben-Hosts: Susanne Popp und Petra Hucke
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