In der Fremde

September 19, 2020

Liebe Petra,

die Biografie von Helen Keller würde mich auch interessieren. Bin schon gespannt, was du davon berichten wirst. Ich habe zuletzt Monika Helfer, «Die Bagage» gelesen. Es wurde mir mehrfach empfohlen, ich glaube auch von dir :), und ich fand es sehr schön. Eine leise erzähle Familiengeschichte, ganz nach meinem Geschmack, wenn auch der Lesegenuss schnell vorbei ist, weil das Buch so dünn ist.

Mit dem «Ausgegrenzt sein», (darum geht es unter anderem in dem Buch), ist es so eine Sache. Kürzlich wurde mir gesagt, ich solle doch nach Deutschland zurückgehen. Wir wohnen nun seit zehn Jahren in der Schweiz, aber das passiert immer noch ab und zu. Wegen seiner Herkunft blöd angemacht zu werden hat etwas eigentümlich Verletzendes. Immerhin hat mich diese Person (eine relativ neu zugezogene Nachbarin – nein, die anderen sind nicht so und Schweizer sind auch nicht «in der Regel» so, nur manche halt), daran erinnert, was es für Menschen bedeutet, wirklich fremd zu sein und es womöglich für immer zu bleiben. Für meine Schwiegermutter Anita (Jahrgang 1925), im Jahr 1945 aus dem Osten Deutschlands in den Westen geflohen, war das bis ins hohe Alter ein Thema.

Ging es dir auch schonmal so? Immerhin kommst du ja ursprünglich nicht aus Bayern. Oder bist du «in der Fremde» (Zitat Anita) inzwischen ganz und gar zuhause?

Viele Grüße aus der Schweiz (wo wir trotzdem sehr gerne wohnen!)

Susanne

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